Handball-WM 2023 Serbien gegen Deutschland - Respekt vor dem Schlüsselspiel
Sowohl Serbien als auch Deutschland verzichten vor dem zweiten Spiel bei der Handball-WM auf Kampfansagen. Der Respekt ist so groß, wie das Spiel wichtig ist.
"Ich weiß, was das für eine Handballnation ist. Und dass die immer eine super Mannschaft hat, die immer oben mitspielen kann", sagte Serbiens Rückraumspieler Petar Djordjic. Gerade hatte er die Serben mit acht Treffern zum 36:27-Sieg über Algerien geworfen. Jetzt geht es für ihn am Sonntag (ab 17.45 Uhr live im Ersten und auf sportschau.de) eben gegen jenes Team aus Deutschland.
Djordjic muss es wissen. Den Großteil seines (Handball-)Lebens verbrachte der heute 32-Jährige in Deutschland, spielte in der Bundesliga unter anderem für die SG Flensburg-Handewitt und den HSV Hamburg. Beinahe wäre er deutscher Nationalspieler geworden - für eine Einbürgerung war nach Aussagen des damaligen Bundestrainers Martin Heuberger im Jahr 2013 eigentlich alles vorbereitet.
Doch es kam nicht dazu. Stattdessen geht der Rechtshänder weiter für Serbien auf Torejagd und ist eine der wichtigsten Säulen für die schon seit einigen Jahren hoch gehandelte Mannschaft, die aber die Erwartungen, auch wegen Verletzungssorgen, bisher noch nicht bei großen Turnieren erfüllen konnte.
Deutschlands Gegner Serbien - volle Intensität
Das soll diesmal anders werden. In der Vorbereitung auf das Turnier wurde Europameister Schweden besiegt, beim Auftakt gegen Algerien war man nach leichten Startschwierigkeiten klar überlegen.
Die Serben sind selbstbewusst, bei allem Respekt vor Deutschland. "Weil wir aneinander glauben, weil wir diesen Siegeswillen und einen gemeinsamen Traum haben", sagt Djordjic.
Rechtsaußen Bogdan Radivojevic, auch lange in der Bundesliga aktiv, betont ebenfalls den großen Respekt vor der Mannschaft von Alfred Gislason und sieht den Schlüssel für einen serbischen Erfolg in der eigenen Defensive: "Wir werden versuchen, eine richtig harte Abwehr zu spielen."
An Motivation mangelt es ihm und seinen Kollegen definitiv nicht: "Wir kämpfen um jeden Ball. Das ist es, was wir immer versuchen - mit 100 Prozent. Und dann gucken wir mal, was am Sonntag daraus wird."
Große Wurfkraft bei Serbiens Rückraum
Auch bei den Deutschen ist in jedem Satz zum kommenden Gegner der Respekt herauszuhören. Kapitän Johannes Golla spricht vom "am stärksten einzuschätzenden Gruppengegner", Sportvorstand Axel Kromer von einem Gegner, der "auf allen Positionen stark" ist. Tempospiel, der starke Rückraum und gute Kreisläufer seien die größten Stärken des kommenden Gegners.
Tatsächlich sah das auch im ersten Spiel der Serben gegen Algerien so aus. Djordjic und der in Berlin spielende Kreisläufer Mijajlo Marsenic waren im Angriff die auffälligsten Akteure der Mannschaft des spanischen Trainers Toni Gerona.
Offensiv sahen die Serben sehr durchschlagskräftig aus, ohne die ganz große spielerische Finesse, dafür mit viel Entschlossenheit, Physis und Wurfstärke. Für den deutschen Abwehrblock dürfte das eine ganz andere Aufgabe werden als die gegen Katar, das teilweise unkonventionell und kreativ agierte, aber nicht über diese Rückraum-Power verfügte.
Torwart Dejan Milosavljev wird noch nicht spielen
Den Deutschen könnte entgegenkommen, dass Dejan Milosavljev, Torhüter der Füchse Berlin und eigentlich Serbiens großes Pfund zwischen den Pfosten, nicht spielen wird. Er laboriert noch an den Nachwirkungen einer Verletzung.
Dass der Keeper im Laufe des Turniers noch nachreist, ist durchaus wahrscheinlich. Zum Spiel gegen Deutschland wird er aber nach Sportschau-Informationen noch nicht im Kader stehen.
Schlüsselspiel für deutsche Handballer
Auch wenn, ganz Sportlersprech, niemand schon vom "Gruppensieg" oder einem "vorgezogenen K.o.-Spiel" reden will: Diese Partie ist immens wichtig. Zwar kommen aus der Vorrunde drei der vier Mannschaften pro Gruppe weiter, doch in der Hauptrunde schaffen es nur zwei von sechs ins Viertelfinale.
Die Punkte gegen Serbien - oder eben Deutschland - mitzunehmen, wäre also für den jeweiligen Gewinner ein großer Schritt in Richtung K.o.-Runde, zumal in der Hauptrunde mit Norwegen ein echtes Schwergewicht wartet.
Deutschlands Andreas Wolff wohl fit
Alle Beteiligten erwarten unisono ein "Spiel auf Augenhöhe", ein "Wahnsinnsspiel" oder "ein Spiel, auf das sich die Zuschauer freuen können". Dem ist eigentlich fast nichts hinzuzufügen.
Auf der Torhüterposition könnten die Deutschen allerdings einen kleinen Vorteil haben - zumindest in Sachen Gesundheit bei der etatmäßigen Nummer eins. Deutschlands Keeper Andreas Wolff ist nämlich nach seiner leichten Wadenverletzung wieder einsatzfähig, lief schon am Samstag wieder ohne sichtbare Beeinträchtigung durch Kattowitz und hat, so Zimmerkollege Golla, "gut geschlafen".