Final Four in der European League Füchse Berlin und Göppingen greifen nach dem Titel
Die Handball European League liegt den Klubs in der Handball-Bundesliga (HBL). In den vergangenen sieben Spielzeiten landete die Trophäe sechs Mal in Folge in den Händen deutscher Teams – bis der portugiesische Topklub Benfica Lissabon 2022 diese Siegesserie beendete. Am Wochenende soll in Flensburg eine neue deutsche Erfolgsära beginnen. Die vier Teams und ihre Schlüsselspieler im Überblick.
Füchse Berlin
Es war der Transfer, der Expert:innen und Bundesligafans gleichermaßen begeisterte. Als der Hauptstadtklub den frischgebackenen Weltmeister Mathias Gidsel im August 2021 als Neuzugang präsentierte. Der 24-jährige Linkshänder hat bereits eine beeindruckende Vita vorzuweisen: Weltmeister, Olympische Silbermedaille und ganz nebenbei noch wertvollster Spieler der WM 2023.
Gidsels Spielwitz macht Berlin stärker
In der Bundesliga spielten die Füchse lange um den Titel mit, verloren zuletzt gegen den Bergischen HC und mussten damit auch die letzten Meisterträume begraben.
International lebt der Traum vom nächsten Titel weiter. Ohne den verletzten Gidsel verloren die Berliner zwar das Viertelfinalhinspiel, konnten sich im Rückspiel aber auf ihren Ausnahmespieler verlassen. Mit zehn Treffern führte er sein Team ins Final Four und am Wochenende vielleicht zum ersten gemeinsamen Titel.
Mathias Gidsel von den Füchsen Berlin.
HB Montpellier
Was bei Berlin noch auf zwei Schultern lastet, verteilt sich beim Halbfinalgegner, dem französischen Topklub auf vier Schultern. Angeführt wird das Team von Trainer Patrice Canayer von einem spielstarken und titelerfahrenen Spielmacher-Duo.
Der 33-jährige Diego Simonet gewann 2018 mit Montpellier sensationell die Champions League und setzte sich im Finale unter anderem gegen Sportschau-Experte Dominik Klein mit dem HC Nantes durch. Pünktlich zum Final Four ist der Argentinier in bestechender Form. Mit aktuell 50 Treffern ist er so erfolgreich wie noch nie in der European League.
Diego Simonet von HB Montpellier.
Erfahrenes Spielmacher-Duo soll es richten
Die Franzosen haben vor dem Final Four mit 472 Toren die meisten Treffer des Wettbewerbs erzielt. Das liegt auch an Simonets slowenischen Positionspartner: Stas Skube. 2019 wurde er Champions League-Sieger mit dem HC Vardar 1961 Skopje und ist mit 1,79 m deutlich kleiner als Simonet. Diesen Größenvorteil nutzt er in jedem 1:1-Duell und könnte auch im Halbfinale gegen die Berliner ein probates Mittel zum Sieg sein.
Club Balonmano Granollers
Es ist die Überraschungsmannschaft des bisherigen Wettbewerbs! Das Team aus der Nähe von Barcelona setzte sich im Viertelfinale gegen die favorisierte SG Flensburg-Handewitt durch und trifft nun im Halbfinale auf Bundesligist Frisch Auf! Göppingen.
Vor allem das Auftreten in Flensburg und der dortige 35:27-Erfolg waren beeindruckend, hatte die SG zuvor doch nur einmal im Wettbewerb verloren. Großen Anteil daran hat Antonio Garcia. Nur knapp 15 Kilometer entfernt von der heimischen Halle geboren, spielt Garcia seine bisher stärkste European League-Saison. Mit 82 Treffern ist der mittlerweile 39-Jährige der fünftbeste Werfer des Wettbewerbs.
Mit 39 Jahren soll der erste internationale Titel her
Der Rückraumlinke spielte von 2003 bis 2011 für BM Granollers, bevor er in den kommenden Jahren bei sieben verschiedenen Mannschaften in fünf verschiedenen Ländern unter Vertrag stand. Nach seiner Rückkehr verlängerte der Routinier im Januar seinen Vertrag bis 2025 und spielt in den Zukunftsplanungen von Granollers weiterhin eine große Rolle. Der spanische Weltmeister scheint noch nicht genug zu haben und will mit seinem Jugendverein den ersten internationalen Clubtitel feiern. Es wäre die Krönung einer beeindruckenden Karriere.
Routinier Antonio Garcia von Club Balonmano Granollers.
Frisch Auf! Göppingen
Von einer Vereinslegende zur Anderen. Die Nummer Vier von Frisch Auf! Göppingen ist seit 2006 fest vergeben, und zwar an Mannschaftskapitän Tim Kneule. In dieser Zeit waren in der European League nicht viele Spieler erfolgreicher als Kneule. Mit Frisch Auf! sicherte sich der Deutsche die Titel 2011, 2012, 2016 und 2017. Sollte er mit seinem Team in diesem Jahr den Titel holen, wäre Göppingen mit fünf Titeln der alleinige Rekordhalter.
In der Bundesliga knapp dem Abstieg entgangen
Anders als in der European League gestaltet sich die Bundesliga-Saison schwierig für die Süddeutschen. Das Team von Weltmeister Markus Baur steht aktuell auf dem 14. Tabellenplatz und hat nur noch die Chance sich über den Europa League-Titel für das internationale Geschäft im kommenden Jahr zu qualifizieren. Erst in den letzten Wochen verabschiedete sich der Verein mit den Siegen gegen Hamm und Leipzig von den letzten kleinen Abstiegssorgen.
International zeigte sich Frisch Auf! diese Saison von einer anderen Seite. Im laufenden Wettbewerb stellt das Team die zweitbeste Abwehr und den viertbesten Angriff. Das liegt auch an Kneule, der seine bisher torreichste internationale Saison spielt. Diese Torgefahr wird seine Mannschaft auch im Halbfinale dringend brauchen, damit die Spanier nicht das nächste deutsche Team aus dem Wettbewerb werfen.
Tim Kneule von Frisch Auf! Göppingen.