DHB-Pokal Ersatztorhüter Hernandez ist Magdeburgs Pokalheld
Der SC Magdeburg verdankt seinen Pokalsieg insbesondere Ersatztorhüter Sergey Hernandez - auf dem nach der Suspendierung von Nikola Portner viel Verantwortung lastete.
Hand in Hand standen die Magdeburger Spieler aufgereiht vor dem grün-roten Fanblock und ließen sich feiern. Besonders laut jubelten die 3.000 Magdeburger Fans in der Kölner Arena, als Sergey Hernandez einen Schritt nach vorne machte.
Mit 16 Paraden im Finale hatte der zweite Keeper seine Mannschaft im 30:19-Finalsieg gegen die MT Melsungen zum dritten Pokaltriumph der Vereinsgeschichte geführt, wurde verdient zum Spieler des Spiels gekürt. "Er hat das Ding quasi im Alleingang geholt", sagte Teamkollege Lukas Mertens. Hernandez selbst befand: "Das ist sehr geil, ich meine: unglaublich."
Turbulente Woche nach positivem Dopingtest
Dass die Woche beim Final Four aus Magdeburger Sicht "so geil" enden würde, war nicht abzusehen. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass Stammkeeper Nikola Portner bei einem Dopingtest Mitte März positiv auf Metamphetamine getestet worden war - ein Schock für die Magdeburger Mannschaft.
Die Handball-Bundesliga leitete ein sogenanntes Ergebnismanagementverfahren ein und Portner wurde bis auf weiteres vom Trainings- und Spielbetrieb suspendiert. Mittlerweile hat der Torhüter die Öffnung der B-Probe beantragt.
Team hält zu Portner
"Das ist natürlich eine extrem schwierige Situation. Er ist Teil der Mannschaft, einer von uns", sagte Gisli Kristjansson nach dem Finale. Der SC Magdeburg stand trotz des Dopingverdachts hinter seinem Keeper. "Niko Portner"-Sprechchöre der Fans hallten nach Abpfiff durch die Arena, Trainer Bennet Wiegert steckte eine Medaille für ihn ein, Michael Damgaard trug Portners Trikot bei der Siegerehrung.
Kein Leistungsabfall
Die Lücke, die Portners Suspendierung in den Kader gerissen hatte, füllte Hernandez problemlos. "So etwas zeigt, was für ein Typ du bist. Entweder steigst du auf oder du wirst kleiner. Und Sergey ist größer geworden", hatte Spielmacher Gisli Kristjansson schon nach der Halbfinale gesagt, in dem Hernandez ebenfalls stark parierte. Auch Teamkollege Felix Claar war voller Lob für den Spanier: "Ich glaube, ich habe ihn noch nie so gut gesehen."
Nicht nur Hernandez, auch dem Rest der Mannschaft merkte man auf dem Spielfeld nicht an, in welcher Ausnahmesituation sie sich in den vergangenen Tagen befunden hatte. "Es war eine turbulente Woche, aber wir wissen, dass wir, wenn wir auf dem Spielfeld stehen, die Mentalität raushauen müssen, um Siege oder Titel zu holen", erklärte Lukas Mertens nach dem Finale.
"Beste Mannschaft Europas"
Das zeigt, warum Magdeburg als aktuell wohl beste Mannschaft Europas gilt. Das Team ist auf allen Positionen stark besetzt, kann ungeplante Ausfälle - wie den von Portner - kompensieren oder gezielt Spieler schonen: Im Halbfinale kam Lukas Mertens nicht zum Einsatz, Matthias Musche übernahm auf der Linksaußen-Position. Im Finale war Mertens dann bester Magdeburger Schütze mit sieben Treffern.
Chance auf das Triple
Wenn es nach Mertens geht, bleibt es in dieser Saison nicht bei diesem einen Titel: "Wir sind noch nicht fertig." Die Magdeburger haben noch Chancen auf die deutsche Meisterschaft. In der Bundesliga stehen sie aktuell auf Platz zwei hinter Berlin, die allerdings eine Partie mehr gespielt haben.
In der Champions League steht der SCM im Viertelfinale und hat gegen den polnischen Klub Kielce die Chance ins Final Four einzuziehen. Das wird Anfang Juni ebenfalls in Köln stattfinden. Gut möglich also, dass der Magdeburger Fanblock in wenigen Wochen an gleicher Stelle erneut einen Titel feiern kann.