Handball-WM 2025 Julian Köster und die gestiegenen Erwartungen
Der Kader für die Handball-Weltmeisterschaft 2025 steht. (Natürlich) mit dabei: Julian Köster. Die Erwartungen sind hoch. An den Schlüsselspieler selbst und die Mannschaft drumherum.
In seiner gewohnt isländisch-nüchternen Art verkündet Bundestrainer Alfred Gislason am Dienstag sein Aufgebot für die Handball-Weltmeisterschaft im Januar. Dann atmet er kurz durch: "Gott sei dank ist er wieder gesund, einigermaßen gesund." Die Rede ist von Julian Köster. Der Rückraumspieler hatte sich im September das Innenband im linken Knie gerissen, musste sieben Wochen pausieren.
Köster ist einer der Lieblinge von Bundestrainer Gislason. Immer wieder schwärmte der Bundestrainer in der Vergangenheit vom 24-Jährigen als "kompletten Spieler", lobte dessen Abwehrarbeit und Fähigkeit, das Spiel zu lesen. Die Erleichterung ist groß, dass Gislason für die WM wieder auf den 2,04-Meter-Hünen zurückgreifen kann. Köster selbst war da offenbar entspannter: "Ich hatte keine Sorge, dass ich nicht rechtzeitig zur WM fit werden könnte", sagte er im Sportschau-Interview.
Kösters steiler Aufstieg
Seit seinem ersten großen Turnier 2022 hat sich Köster zu einem der Schlüsselspieler im DHB-Team entwickelt. Damals spielte Köster mit dem VfL Gummersbach noch in der zweiten Liga. "Alfred Gislason hat mich als Zweitligaspieler ohne irgendeine Erfahrung mit auf die Internationale Bühne zur Europameisterschaft genommen, was schon sehr ungewöhnlich ist. Dementsprechend bin ich sehr dankbar."
Dass es dazu gekommen ist, hat er auch seinem Vereinstrainer Gudjon Valur Sigurdsson zu verdanken, ein Isländer wie der Bundestrainer auch. "Goggi hat mir viel beibringen können, was Profihandball angeht. Wie man sich professionell verhält und auch einen ganz anderen Blick auf den Handball zu werfen." Köster stieg mit Gummersbach in die erste Liga auf. Man etablierte sich im oberen Mittelfeld, spielt aktuell in der European League - angeführt vom jungen Kapitän Köster.
Ereignisreiches Jahr 2024
Dass Alfred Gislason vor zwei Jahren den Kader umgebaut und auf junge, unerfahrenere Spieler gesetzt hat, zahlt sich jetzt aus, meint der Bundestrainer selbst. "Es ist meiner Meinung nach eine der talentiertesten Mannschaften auf der Welt. Sie haben dieses Jahr viel Charakter gezeigt und sind als Mannschaft gut zusammengewachsen", so Gislason.
Die Bilanz 2024 spricht dafür: Bei der Heim-Europameisterschaft im Januar zog das deutsche Team ins Halbfinale ein, im Sommer gewann es Silber bei den Olympischen Spielen. Für Köster die erste Medaille mit der Nationalmannschaft. "Es ist eine ganze Menge passiert dieses Jahr. Da bleiben viele Geschichten hängen, die man so erlebt hat."
Eine davon ist das dramatische olympische Viertelfinale gegen Gastgeber Frankreich, in dem sich das deutsche Team dank einer Rettungsaktion von Köster und Teamkollege Renars Uscins in die Verlängerung rettete und schließlich den Halbfinaleinzug klar machte.
Aber auch das verlorene Olympia-Finale bleibt in Erinnerung. Gegen Dänemark war das deutsche Team fast chancenlos, unterlag am Ende mit 13 Toren. "Wir verlieren das mit einer Klatsche", erinnert sich Köster. "Dementsprechend war die Stimmung ziemlich schlecht." Doch mittlerweile sei er stolz auf das Erreichte. Auch Bundestrainer Gislason zieht ein positives Fazit: "Es hat dieses Jahr extrem viel Spaß gemacht, mit dieser Mannschaft zu arbeiten. Aber ich glaube auch, dass ein bisschen Druck auf die Mannschaft kommt, weil jetzt alle wissen, was sie leisten kann."
Gestiegene Erwartungen
"Mit Sicherheit ist die Erwartungshaltung gestiegen durch das vergangene Jahr", sagt er. "Aber es ist nicht selbstverständlich, dass wir am Ende wieder unter den Top 4 sind." Das DHB-Team erwarten in der Vorrunde mit Polen, der Schweiz und Tschechien drei europäische Teams. In der Hauptrunde würden anschließend die bestplatzierten der Gruppe B (Algerien, Tunesien, Italien, Dänemark) warten. Damit wird es höchstwahrscheinlich in der Hauptrunde im dänischen Herning auf ein Revival des Olympischen Finales hinauslaufen. Dann wollen Köster und Co. es besser machen als damals - und in ihrer Entwicklung den nächsten Schritt gehen.