Handball-Champions-League Das erwartet Kiel und Magdeburg beim Final Four
Während der SC Magdeburg als Mitfavorit um den Champions-League-Titel ins Final-Four-Wochenende geht, war allein die Qualifikation der Kieler für die CL-Endrunde eine Überraschung.
Wann, wie, wo?
Vier Teams kämpfen beim Champions League Final Four in Köln (8. und 9. Juni) um den Titel in der "Königsklasse". Am Samstag (15 Uhr) spielt im ersten Halbfinale Titelverteidiger SC Magdeburg gegen Aalborg Handbold aus Dänemark. Im zweiten Halbfinale (18 Uhr) trifft Rekordsieger Barcelona auf den THW Kiel. Am Sonntag finden das Spiel um Platz drei (15 Uhr) und das Finale (18 Uhr) statt.
Dass gleich zwei deutsche Mannschaften an der prestigeträchtigen Finalrunde teilnehmen gab es zuletzt 2014. Die Ausgangslagen der beiden deutschen Kontrahenten könnten unterschiedlicher kaum sein.
Halbfinale #1: SC Magdeburg gegen Aalborg Handbold
Auf dem Papier ist der SC Magdeburg favorisiert: Der SCM nicht nur Titelverteidiger, sondern auch in bestechender Form. Den DHB-Pokal und die deutsche Meisterschaft hat das Team von Trainer Bennet Wiegert in dieser Saison schon gewonnen. "Es ist überragend, mit dem SC Magdeburg eine Mannschaft im Final Four zu haben, die das Triple holen kann", sagt ARD-Experte Dominik Klein. Eigentlich könnten es mit dem Champions League Titel sogar vier werden, zählt man den Gewinn des Super Globes im November 2023 dazu.
Klein schwärmt vom Spiel der Magdeburger: "Das ist 60 Minuten lang volle Power, Vollgas - mit Spielern wie Felix Claar, Omar Ingi Magnusson oder Gisli Kristjansson. Das ist Wahnsinn, was da auf der Platte ist." Kristjansson wurde im vergangenen Jahr zum Titelhelden, als er sich im Halbfinale die Schulter des rechten Wurfarms auskugelte und am Tag darauf im Finale das Team mit sechs Treffern zum Titel führte. "Dieses Team, dieser Druck, den sie aufbauen, das stellt gegnerische Mannschaften vor große Schwierigkeiten", sagt Klein.
Gislo Kristjansson kugelte sich im Halbfinale 2023 die Schulter aus, am Tag darauf traf er im Finale sechs Mal und wurde zum MVP des Final Fours gewählt.
Aalborg mit Landin und Hansen
Der Gegner im Halbfinale: Aalborg Handbold. Einmal waren die Dänen bisher in Köln dabei, 2021 mussten sie sich im Finale Barcelona geschlagen geben. Ob Aalborg in diesem Jahr den Finaleinzug wieder klar machen kann wird voraussichtlich an zwei Spielern liegen. "Niklas Landin und Mikkel Hansen muss man in diesem Kader herausstellen. Sie gehören zur absoluten Top-Riege", meint Klein. Schlussmann Landin, der neun Jahre lang für die Rhein-Neckar Löwen und den THW Kiel in der Bundesliga spielte, gilt als bester Torhüter der Welt, zweimal wurde er zum Welthandballer (2019 und 2021) gewählt. Landin kann Spiele entscheiden.
Mikkel Hansen hat alles gewonnen in seiner Karriere: Olympiagold, Europa- und Weltmeistertitel, nationale Meisterschaften und Pokale. Er ist mehrfacher Welthandballer und WM-, EM- und Olympia-Rekordtorschütze - nur der Champions-League-Titel fehlt noch in seiner Sammlung. Aalborg will den Saison-Endspurt daher zur "Hommage an Mikkel Hansen werden lassen", verkündete Geschäftsführer Jan Larsen. Hansen, mittlerweile 36 Jahre alt, beendet im Sommer seine Karriere.
Mikkel Hansen und Niklas Landin sind die beiden Top-Stars im Aalborg-Kader.
Eine Zusammenfassung des Spiels gibt es in der Sportschau am Samstag zu sehen.
Halbfinale #2: FC Barcelona gegen THW Kiel
Dass der THW Kiel überhaupt in Köln dabei ist, ist eine Überraschung und das Ergebnis einer Aufholjagd, die man nur selten sieht. Im Viertelfinal-Hinspiel unterlag der THW dem französichen Top-Team Montpellier mit neun Toren, der Halbfinaleinzug war da eigentlich schon außer Reichweite. Der Zehn-Tore-Sieg im Rückspiel war nicht weniger als eine Handball-Sensation. Die könnte der THW Kiel auch am Wochenende gebrauchen, die Favoritenrolle liegt klar bei Gegner Barcelona.
Die Saison der Kieler war bisher enttäuschend. Im DHB-Pokal schieden sie bereits in der dritten Runde gegen Wetzlar aus, im Meisterschaftsrennen verloren sie früh den Anschluss. Als Underdog will Dominik Klein seinen Ex-Verein dennoch nicht bezeichnen: "Mit dem THW ist immer zu rechnen. Die große Stärke ist die Erfahrung." Spieler wie Domagoj Duvnjak oder Steffen Weinhold, Patrick Wiencek oder Hendrik Pekeler wissen, wie man Halbfinalpartien spielt - und gewinnt.
Qualität und Erfahrung bei Barcelona
Das weiß aber auch der FC Barcelona. Zehnmal war Barca beim seit 2010 bestehenden Final-Four-Turnier dabei, viermal streckten sie am Ende den Pokal in die Höhe, häufiger als jeder andere Verein. "Barcelona ist eine überragende Mannschaft. Spielmacher Dika Mem oder auch Torhüter Gonzalo Perez de Vargas - das ist einfach eine Klasse für sich", so Klein.
Torhüter Gonzalo Perez de Vargas wird ab kommender Saison für den THW Kiel spielen.
Insbesondere für Perez de Vargas dürfte das Aufeinandertreffen mit dem THW Kiel besonders werden. Ab 2025 wird der Keeper das Trikot der Norddeutschen tragen. "Der wird da eine Duftmarke setzen wollen. Wobei auch Emil Nielsen eine Wahnsinns-Leistung bringt", meint Klein. Die beiden Torhüter sind das wohl stärkste Gespann im Wettbewerb. Haben die beiden einen guten Tag, wird es schwer für die Kieler.
Was bedeuten die Favoritenrollen?
Also: Favorit Magdeburg, Underdog Kiel? "Eigentlich gibt es keine Favoriten. Vielleicht ist es sogar so, dass Underdogs immer eine besondere Rolle spielen in Köln", meint Sportschau-Experte Klein, "an einem Wochenende ist alles möglich." Dass das so ist, hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt: 2013 holte überraschend der HSV Hamburg den Titel, Kielce gelang der Coup 2016 und Vardar Skopje nutze den Underdog-Effekt 2017 und 2019 gleich zweimal für sich.
Wo könnt ihr das Final Four sehen?
Ihr könnt beide Halbfinal-Partie bei der Sportschau im Liveticker verfolgen. Zu sehen ist das Final Four bei Streaming-Anbieter Dyn.