Handball-Champions-League Bietigheim verliert Finale - und schreibt trotzdem Geschichte
Titel-Traum geplatzt, aber Geschichte geschrieben: Die Handballerinnen der SG BBM Bietigheim haben im Champions-League-Finale in Budapest gegen den ungarischen Klub ETO Györ deutlich verloren.
Gegen die favorisierten Rekordsiegerinnen aus Ungarn erwischten die Bietigheimerinnen einen schlechten Start. Die Schwäbinnen lagen schnell mit zwei Toren hinten, trotz der Paraden von Torfrau Gabriela Moreschi. Györ beherrschte das Spiel, hatte in der Abwehr Zugriff und zeigte sich in der Offensive nervenstark. So bauten die Ungarinnen ihren Vorsprung über 6:2, 8:3 und 16:10 rasch aus.
Zu viele Fehlwürfe der Bietigheimerinnen
Die Spielgemeinschaft, immer wieder angetrieben durch Kapitänin Xenia Smits und Antje Döll, agierte im Abschluss oft nervös und war nicht effektiv genug. Nur 48,4 Prozent aller Angriffe (12 von 25) endeten in der ersten Halbzeit mit einem erfolgreichen Abschluss (Györ 65,4 Prozent/17 von 26). Zu oft scheiterten die Bietigheimerinnen an der gegnerischen Keeperin Silje Solberg-Oesthassel. Zudem war die Abwehr nicht so stark wie im Halbfinale gegen Metz. Mit dem Stand von 17:12 für ETO Györ ging es schließlich in die Pause.
In der zweiten Halbzeit gestaltete Bietigheim das Match ausgeglichener, lag aber trotzdem rasch mit 14:21 hinten. Die Mannschaft von Trainer Jakob Vestergaard steckte aber nie auf und versuchte immer wieder, den Rückstand zu verkürzen. Das gelang aber immer nur kurzzeitig, Györ fand immer, eine Antwort. Nach knapp 45 Minuten stand es 23:17 für die Favoritinnen, nach rund 50 Minuten hieß es 25:18.
Zweikampf zwischen Inger Smits (blaues Trikot, Bietigheim) und Line Haugsted (Györ).
Letztlich klarer Erfolg für Györ
Die Bietigheimerinnen steckten allerdings nie auf und kamen durch drei schnelle Treffer in Serie noch einmal auf 21:25 ran. Doch es half nichts - auch diesmal konterte Györ und zog auf 27:21 davon (56. Minute). Nun war klar: Die Ungarinnen würden als Siegerinnen vom Feld gehen. Die letzten Minuten spielten sie das Match herunter, ohne etwas anbrennen zu lassen. Letztlich triumphierte Györ mit 30:24 (17:12) - der insgesamt sechste Champions-League-Triumph für den ungarischen Topklub. Und er war angesichts einer Erfolgsquote bei den Abschlüssen von 50,8 Prozent (Bietigheim 41,4 Prozent) hochverdient.
Beste Werferinnen der Partie waren Kari Dale Brattset und Ana Gros mit jeweils sechs Toren für Györ. Bei Bietigheim war Sofia Hvenfelt mit fünf Treffern am erfolgreichsten.
Tore: Hvenfelt (5), Kudlacz-Gloc (3), Mala (3), I. Smits (3), Döll (2), Dulfer (2), Faluvegi (2), Gassama Cissokho (2), X. Smits (2) für Bietigheim Dale (6), Gros (6), Gyori-Lukacs (5), Haugsted (3), Szollosi-Schatzl (3), Fodor (2), Kristiansen (2), Nze Minko (2), Almeida de Paula (1) für Györ Zuschauer: 18.500
DHB-Präsident Michelmann lobt Bietigheim: "Meilenstein"
DHB-Präsident Andreas Michelmann lobte den Auftritt der SG BBM Bietigheim nach dem Spiel. Es sei ein "Meilenstein für den deutschen Frauenhandball" gewesen, sagte Michelmann: "Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Geschichte gemeinsam sowohl auf Vereinsebene als auch mit unserer Nationalmannschaft fortschreiben."
Jenny Behrend: "Haben Silber gewonnen"
Auch die Bietigheimerinnen selbst waren extrem stolz. Als die Spielerinnen ihre Silbermedaillen aus den Händen von Michael Wiederer, Präsident der Europäischen Handballföderation (EHF), erhielten, lächelten sie schon wieder. "Wenn man im Finale steht, dann will man das gewinnen", sagte Nationalspielerin Jenny Behrend. "Aber ich denke, dass wir morgen auf jeden Fall sagen können, dass wir Silber gewonnen haben."
"Generell können wir super, super zufrieden sein. Im höchsten Wettbewerb im Finale zu stehen, das ist etwas, was wir uns im Verein vorgenommen haben. Aber eigentlich noch nicht für diese Saison", bilanzierte Antje Döll. "Es ist der Wahnsinn." Die Teilnahme am Endspiel der Königsklasse sei als größter Erfolg der Vereinsgeschichte zu werten.
Bereits vor dem Endspiel Geschichte geschrieben
Geschichte hatten die Bietigheimerinnen bereits vor dem Final-Four-Wochenende in Budapest geschrieben. Die Spielgemeinschaft hatte sich als erstes deutsches Team überhaupt für das seit 2014 ausgetragene Finalturnier qualifiziert. Dementsprechend war auch der Einzug in das Endspiel historisch gewesen. Die Schwäbinnen hatten am Samstag mit 36:29 (14:15) gegen den französischen Club Metz Handball triumphiert. Györ hatte sich im zweiten Halbfinale nach einem harten Kampf mit 24:23 gegen Team Esbjerg aus Dänemark durchgesetzt.
Esbjerg schnappt sich Platz drei
Das Spiel um Platz drei, das am Sonntag vor dem Finale ausgetragen worden war, hatte Esbjerg mit 37:33 (18:18) gegen Metz für sich entschieden.
Sendung am So., 2.6.2024 19:45 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW