Zukunft des Fußballs Super League - Erfolg für die UEFA am EuGH
Rückschlag für die Super League, Erfolg für die UEFA: Der Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof hat die Regeln der UEFA und FIFA als mit dem EU-Recht vereinbar bezeichnet.
Der EuGH-Generalanwalt Athanasios Rantos verlas am Donnerstag (15.12.2022) in Luxemburg seine Schlussanträge. Demnach sind die Regeln der FIFA und der UEFA, die jeden neuen Wettbewerb genehmigen müssen, mit dem Wettbewerbsrecht der EU vereinbar. Diese Einschätzung ist für das Gericht nicht bindend, üblicherweise folgt das Gericht der Einschätzung des Generalanwalts aber weitgehend. Ein Urteil soll Anfang 2023 fallen.
Klubs dürfen Super League gründen, aber nur außerhalb des Systems
Rantos betonte, dass ein unabhängiger Fußballwettbewerb wie eine Super League zwar gegründet werden darf. Doch die Klubs dürften nicht "parallel zur Gründung eines solchen Wettbewerbs ohne die vorherige Genehmigung der UEFA und der FIFA weiter an den von diesen Verbänden organisierten Fußballwettbewerben teilnehmen". Heißt: Die Klubs stünden dann außerhalb des bestehenden Fußballsystems und könnten auch die nationalen Ligen verlassen müssen.
FIFA, UEFA, ihren Mitgliedsverbänden wie dem DFB oder ihren nationalen Ligen wie der Bundesliga sei es nicht verboten, den Vereinen "Sanktionen anzudrohen, wenn sich diese Vereine an einem Projekt zur Gründung eines neuen Wettbewerbs beteiligen, das die legitimen Ziele beeinträchtigen könnte, die von diesen Verbänden verfolgt werden, deren Mitglieder sie sind". Solche Einschränkungen seien mit Blick auf "die Besonderheiten des Sports" verhältnismäßig.
UEFA, Klubs, Ligen und Fans begrüßen Stellungnahme
Die UEFA und der DFB teilten anschließend mit, dass sie die Stellungnahme begrüße. "Die Stellungnahme bekräftigt die zentrale Rolle der Verbände beim Schutz des Sports, bei der Wahrung der Grundprinzipien der Verdienste durch Leistung im Sport und des offenen Zugangs für alle unsere Mitglieder.", so die UEFA.
Mehrere Interessenvertretungen im europäischen Fußball äußerten sich positiv. Die Klubvereinigung ECA, bei der Oliver Kahn (Bayern München), Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund) und Fernando Carro (Bayer Leverkusen) im Vorstand sitzen, schrieb: "Die ECA stehe ausdrücklich in Oppositionm zu den wenigen in reinem Eigeninteresse handelnden Klubs, die versuchen, den europäischen Klubfußball zu zerstören und die ihm zugrunde liegenden Werte zu untergraben." Der europäische Ligenverband European Leagues, in dem auch die DFL organisiert ist, sowie der DFB und die FIFA begrüßten die Stellungnahme ebenfalls.
Das Fan-Bündnis Football Supporters Europe erinnerte daran, dass die zunächst zwölf Klubs schon 2021 mit der Super League scheiterten, "weil Fans auf dem ganzen Kontinent - einschließlich ihrer eigenen - solidarisch gegen ihre Pläne standen. Drei Klubs halten weiterhin an ihrem schlecht durchdachten Plan fest, um sich vor ihrem eigenen offensichtlichen finanziellen Missmanagement zu retten". Gemeint sind Real Madrid, der FC Barcelona und Juventus Turin, die mit der "European Super League Company" geklagt hatten.
Super League hatte geklagt
Ein Handelsgericht aus Madrid hatte nach einer Klage der "European Super League Company" der UEFA zwischenzeitlich in einer einstweiligen Verfügung untersagt, Sanktionen gegen die Super-League-Klubs anzudrohen oder auszusprechen. Noch wichtiger aber: Das Gericht beantragte zudem beim Europäischen Gerichtshof die Klärung entscheidender Fragen. Diese lassen sich grundsätzlich so zusammenfassen:
- Halten die UEFA und die FIFA ein Monopol, das mit EU-Recht nicht vereinbar ist?
- Verhindern die Verbände damit unrechtmäßig die Gründung neuer Wettbewerbe wie der Super League?
Der Generalanwalt verneinte diese Fragen nun. "Gewöhnlich folgen die Richter des EuGH diesen Anträgen weitgehend", sagt der Berliner Sportrechtler Holger Jakob im Gespräch mit der Sportschau.
UEFA will ihr Monopol schützen
Die Rechtsprechung ist besonders für die UEFA relevant, weil es eine Konkurrenz zur Champions League geben könnte. "Die UEFA meint, dass es eine besondere Bedeutung des Sports gibt, die das Monopol schützt", sagt Jakob. "Das sogenannte Ein-Platz-Prinzip regelt, dass es nur einen Verband pro Sportart gibt. In der internationalen Hierarchie des Fußballs also von der FIFA über die UEFA zu den Nationalverbänden des DFB bis hinunter zu den Landes- und Regionalverbänden."
Viele europäische Institutionen haben sich zu diesem "europäischen Sportmodell" bekannt und klar auf die Seite der UEFA gestellt. So nannte das EU-Parlament die Super League in einer Entschließung "ein Paradebeispiel" für die "Bedrohung der europäischen Dimension des Sports". Auch der Rat der EU bekannte sich zu den bestehenden Strukturen. Das Gericht sei zwar unabhängig, sagt Jakob. "Aber solche Signale haben natürlich einen gewissen Einfluss."
Klubs der Super League sehen einen Interessenkonflikt der UEFA
Neben der in Spanien ansässigen "European Super League Company" klagte die spanische Sportmarketing-Agentur A22. Dahinter stehen die drei offiziell verbliebenen Klubs, die die Super League nach ihrem atemberaubenden Scheitern im April 2021 immer noch verfolgen.
Sie sehen sich zu Unrecht an ihrer Teilnahme am Markt gehindert und in die Rahmenbedingungen der Verbände gezwängt. A22-Chef Reichart sagte in einer Videobotschaft am Montag, dass das Monopol der UEFA aus seiner Sicht nicht in Ordnung sei. "Die UEFA organisiert die Wettbewerbe und kann gleichzeitig andere Wettbewerbe ablehnen - das ist ein Interessenkonflikt."
Nach der Stellungnahme teilte Reichart mit, A22 freue sich, "dass das Recht Dritter, europäische Vereinswettbewerbe zu veranstalten, anerkannt wurde". Nun sei man "zuversichtlich, dass die Richter wesentlich weiter gehen und den Vereinen die Möglichkeit geben werden, ihre Zukunft in Europa selbst zu gestalten".