DFB-Team vor EURO 2024 Toni Kroos - Er ist hier der Boss
Mit Toni Kroos ist die Zuversicht zurück, dass Deutschland Europameister werden kann. Er ist der Chef - trotz einiger Defizite.
Schneller habe er mal werden wollen. Aber daraus sei nichts geworden. Athletisch habe er auch Defizite: "Weiß man ja.“ In der DFB-Pressekonferenz am Dienstag (11.06.2024) finden sich Sequenzen, die den Schluss nahe legen, da habe ein äußerst talentierter Spieler gesessen, der es zu einem durchschnittlichen Zweitligakicker gebracht habe.
Aber da saß Toni Kroos, einer der besten und erfolgreichsten deutschen Fußballer. Die Fraktion derjenigen, die ihn für den besten und erfolgreichsten deutschen Fußballer der Geschichte halten, ist in den vergangenen Wochen größer geworden, denn Kroos gewann zum sechsten Mal die Champions League.
Untypischer Weltstar
Weltmeister ist er schon seit zehn Jahren, die weiteren internationalen und nationalen Titel mit dem FC Bayern und Real Madrid passen nur auf Visitenkarten mit kleiner Schriftgröße. Toni Kroos ist ein Weltstar, auch wenn ihm Merkmale fehlen, die üblicherweise mit diesem Status verbunden werden.
Im Sommer 2021 verkündete Kroos seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Die Auswahl des DFB war gerade im Achtelfinale der Europameisterschaft an England gescheitert. Sie scheiterte dann bei der WM 2022 erneut in der Vorrunde, spielte danach so schlecht, dass erstmals in der Geschichte ein Bundestrainer vorzeitig gehen musste.
Schwanken zwischen den Extremen
Dann kam Julian Nagelsmann, und es wurde zunächst nicht besser. Dann kam Toni Kroos zurück, Deutschland gewann zwei Spiele und wurde zum - auch durchaus selbst ernannten - Favoriten für die EM 2024.
Kroos kennt dieses Schwanken zwischen den Extremen, und daher sagte er nach dem mühsamen 2:1-Sieg im letzten Testspiel gegen Griechenland, dass Deutschland ohne ihn nicht so schlecht gewesen sei wie dargestellt, und dass es mit ihm bei den Siegen gegen Frankreich und die Niederlande nicht so gut gewesen sei wie dargestellt.
Kroos spricht über Führung
Toni Kroos betrachtet Dinge gerne gelassen, und auf dem Gipfel der Gelassenheit formulierte er am Dienstag seine Definition von "Führung". Er war mehrmals danach gefragt worden, wie er denn die Mannschaft führe, wie er vor allem die Spieler führe, die noch nie in der Champions League oder bei einem großen Turnier spielten. Das Thema "Führung" außerhalb des Platzes werde meistens überbewertet, sagte Kroos, um dann eine Definition von Führung auf dem Platz zu geben, die perfekt auf ein T-Shirt mit seinem Gesicht passen würde: "Wenn es Zweifel gibt, was mache ich mit dem Ball, dann gib‘ ihn mir."
Toni Kroos ist der natürliche Boss einer Mannschaft, die am Freitag (14.06.2024) beim Eröffnungsspiel gegen Schottland "Schwierigkeiten bekommen wird“, weil Mannschaften wie Schottland der deutschen Mannschaft in den vergangenen Jahren immer mehr Schwierigkeiten bereitet hätten als etwa Frankreich.
"Wir haben natürlich eine große Verantwortung für die Stimmung im Land in den nächsten Wochen", sagte Kroos, der Druck sei "ja auch gar nicht weg zu diskutieren", und gerade das Eröffnungsspiel sei wichtig, weil das ja bei den vergangenen drei Turnieren immer verloren gegangen sei.
Aber der Boss sagte auch: "Am Ende ist es trotzdem wieder nur Fußball."