Fußball-EM Rumänien-Coach Iordanescu: Nur ein großer Name?
In Rumäniens Fußball stehen die Namen Iordanescu und Hagi für die "Goldene Generation", die sich zwischen 1984 und 2000 für je drei Welt- und Europameisterschaften qualifizierte. Nun schicken sich die Söhne der beiden an, aus dem Schatten ihrer "Überväter" herauszutreten.
Trainer-Legende Anghel Iordanescu betreute die Osteuropäer bei der letzten EM-Teilnahme 2016, acht Jahre später ist nun sein Sohn Edward am Ruder. Der 46-Jährige hat es schon als Spieler nicht geschafft, aus dem großen Schatten seines Vaters herauszutreten, der mit Steaua Bukarest unter anderem den Europapokal der Landesmeister gewann. Edward Iordanescu tingelte hingegen acht Jahre lang durch Rumänien, Griechenland und Zypern.
Auch als Trainer dürfte es für Iordanescu Junior schwer werden - zählen doch die WM- und EM-Viertelfinal-Teilnahmen seines Vaters zu den größten sportlichen Erfolgen des rumänischen Fußballs. Als Clubtrainer holte der Senior mehrfach den Meistertitel mit Steaua Bukarest und führte den Clubs auch ins Europapokalfinale. Edward Iordanescu hingegen hat bislang erst einen Meistertitel mit CFR Cluj in seiner Vita stehen.
Erreichen der K.o.-Phase wäre schon ein Erfolg
Anghel Iordanescu beendete nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 2016 (ein Punkt aus drei Spielen) seine Trainerkarriere. Sohn Edward hat am Montag (17.06.2024) um 15 Uhr im Duell mit der Ukraine (im Audio-Livestream) die erste Gelegenheit, in die großen Fußstapfen seines Vaters zu treten. Übersteht er mit seiner Mannschaft in der Gruppe E, in der auch noch Belgien und die Slowakei spielen, sogar die Vorrunde, wäre das schon mal der größte Erfolg seit 2000, als Rumänien sogar bis ins EM-Viertelfinale vorgestoßen war.
Ungeschlagene EM-Qualifkation
Immerhin ist Iordanescu Junior der erste Trainer seit seinem Vater, der Rumänien wieder zu einem großen Turnier geführt hat. Die EM-Qualifikation gelang souverän, das Team wurde ungeschlagener Gruppensieger vor der Schweiz und Israel. Überhaupt hat Rumänien - abgesehen von Freundschaftsspielen und Partien in der Nations League - noch kein echtes Pflichtspiel unter Iordanescu verloren.
Hier enden aber schon mögliche Parallelen zur rumänischen Erfolgs-Ära, die vor 24 Jahren zu Ende ging. Denn der rumänische Kader verfügt beileibe nicht über die Qualität der damaligen Mannschaft um Gheorghe Hagi, Gheorge Popescu oder Florin Raducioiu. Fast alle aktuellen Nationalspieler stehen in Ligen von zweit- oder drittrangiger Bedeutung unter Vertrag, Kapitän Nicolae Stanciu und Innenverteidiger Andrei Burca bespielsweise in Saudi-Arabien.
Noch ein großer Name: Ianis Hagi
Ausnahmen sind Abwehrchef Radu Dragusin, der bei Tottenham Hotspur spielt, und Ianis Hagi: Der Sohn von Rumänen-Legende Gheorge Hagi gewann zwar mit den Glasgow Rangers 2021 die schottische Meisterschaft, die vergangene Saison in Spaniens erster Liga als Leihspieler für Deportivo Alaves verlief hingegen schwach. Hagi blieb bei seinen 22 Einsätzen (14 Mal nur als Einwechselspieler) ohne Torerfolg.
Der 25-Jährige war aber der Siegtorschütze bei Rumäniens 2:1-Erfolg gegen Israel, der den Rumänen das EM-Ticket bescherte. "Er hat besondere Qualitäten im Nationalteam, ist enthusiastisch und setzt viele Akzente. Aber man merkt die fehlende Einsatzzeit beim Klub", konstatierte Nationalcoach Iordanescu.
Aus mittelmäßigem Kader das Optimum herausgeholt
Iordanescu und Hagi - die großen Namen sollen nun nicht nur Erinnerungen an goldene Zeiten wecken, sondern sie auch zurückbringen. "Er hat uns Selbstvertrauen gegeben und die perfekte Methode gefunden, damit wir sehr gut spielen", lobte Ianis Hagi die Arbeit von Edward Iordanescu, der aus einem eher mittelmäßigen Kader das Optimum herausgeholt hat und im vergangenen Jahr als "Rumäniens Trainer des Jahres" ausgzeichnet wurde.