De la Fuente hat echte Alternativen Plötzlich Luxus-Probleme für Spaniens Coach
Mit drei Siegen ohne Gegentor hat sich Spanien zum Top-Favoriten dieser EM geschossen. Und durch das 1:0 am Montag (25.06.2024) gegen Albanien hat Coach Luis de la Fuente plötzlich auch echte Alternativen für das Achtelfinalspiel am Sonntag - und möglicherweise anschließend gegen das deutsche Team.
In den ersten beiden Partien des Turniers hatte es de la Fuente noch wie Julian Nagelsmann gehalten. Im Vergleich zum Auftakt-3:0 gegen Kroatien brachte der Trainer beim 1:0 gegen Italien bis auf den verletzten Nacho dieselbe Startelf. Im dritten Gruppenspiel gegen Albanien wählte de la Fuente allerdings das gegenteilige Konzept: Während der deutsche Trainer beim 1:1 gegen die Schweiz trotz des bereits feststehenden Weiterkommens wieder auf sein Stammpersonal vertraute, tauschte Spanien auf gleich zehn Positionen.
Deutschland kann zum Leidtragenden werden
Heraus kam neben dem hart erkämpften Sieg eine Flut an Erkenntnissen, die Deutschland in einem möglichen Viertelfinal-Duell noch wehtun könnten: De la Fuente hat nun auf mindestens sechs Positionen einen echten Konkurrenzkampf und kann auf Schwächen und Stärken des Gegner nun deutlich besser reagieren.
Dass der Leverkusener Double-Champion Alejandro Grimaldo vom Zahlenmaterial her seinem Chelsea-Konkurrenten Cucurella klar überlegen ist, war schon vor dem Turnier klar: 32 Torbeteiligungen hatte Grimaldo in den drei Wettbewerben für Bayer gesammelt, Cucurella kam für die "Blues" auf sechs.
Grimaldo fordert Cucurella heraus
De la Fuente schätzt an dem Lockenkopf allerdings seine Fähigkeit bei Ballereroberungen und seine Zweikampfhärte. Doch Grimaldo zeigte neben einem Flankengewitter, das vier Großchancen heraufbeschwor, auch defensiv seine Qualität: Mit 77 Prozent gewonnener Duelle war er bester Zweikämpfer der gesamten Partie.
Spaniens Alejandro Grimaldo im Spiel gegen Albanien
Ferran Torres setzt das Ausrufezeichen - und will mehr
Das sichtbarste Ausrufezeichen setzte allerdings Ferran Torres, der das entscheidende Tor erzielte und zum "Player of the Match" gekürt wurde. Er steht definitiv bereit, wenn beim erst 16-jährigen Lamine Yamal im weiteren Turnierverlauf die Kräfte nachlassen sollten. Torres sagte später in der Nacht über den Konkurrenzkampf: "Wir sind wie eine Familie, aber jeder gibt alles, um unbedingt in der Startelf zu stehen. Ich habe jetzt gezeigt, dass ich Spiele entscheiden kann - und natürlich versuche ich, es dem Trainer möglichst schwer zu machen."
Auch Jesus Navas auf der rechten Verteidiger-Position hat gezeigt, dass er vor allem defensiv Dani Carvajal Druck machen kann. Und im Mittelfeld gibt es zu Fabián Ruiz nach jeweils sehr starken Leistungen gegen Albanien nun mit dem Ex-Dortmunder Mikel Merino und dem Leipziger Dani Olmo gleich zwei sehr gute Möglichkeiten.
Spaniens Dani Olmo setzt sich gegen Albaniens Verteidiger Arlind Ajeti durch
Auch Vivian nutzt seine Chance
Auf der Innenverteidiger-Position hat sich Vivian in den Vordergrund gespielt - und gar keine schlechten Chancen auf deutlich mehr Einsatzzeit im weiteren Turnierverlauf. Mit Robin Le Normand von Real Sociedad hat Spanien zwar gegen Kroatien und Italien kein Gegentor kassiert, so richtig sicher sah Le Normand aber nicht aus: Insgesamt gewann er nur 13 seiner 28 Zweikämpfe. Vivian von Athlétic Bilbao hingegen lag gegen Albanien am Ende bei mehr als 57 Prozent gewonner Duelle.
Etwas Pech im Abschluss, aber auch herausragende Szenen hatte auf der Mittelstürmer-Position Bayern-Schreck Joselú, der diesmal Alváro Morata ersetzen durfte. Auch Joselú, der in Deutschland für Hoffenheim, Frankfurt und Hannover spielte, hat sich in Erinnerung gebracht und macht de la Fuente die Entscheidungsfindung nun schwerer.
De la Fuente freut sich über den Konkurrenzkampf
Der Trainer erklärte um kurz vor Mitternacht in Düsseldorf am Beispiel von Dani Olmo noch einmal ausführlich, wie er nun vor der K.o.-Runde über seine neuen Luxusprobleme bei der Mannschaftsaufstellung denkt: "In meinem Kader hat jeder seine Rolle. Dani Olmo ist ein fantastischer Spieler, und ich bin froh, dass er immer mehr an die Mannschaft als an sich selbst denkt. Es ist einfach sehr gut, dass ich nun so viele verschiedene Möglichkeiten habe und so gut variieren kann. Das ist gut für unser Team und gut für unser Land."
Dann verriet de la Fuente auch noch, warum er für das dritte Gruppenspiel den komplett anderen Ansatz im Vergleich zu Julian Nagelsmann gewählt hatte: "Es ist unglaublich wichtig, den jungen Spielern auf diesem Niveau die Einsätze zu geben, das hilft ihnen für die Zukunft. Wir haben eine großartige Generation, in der sich alle noch weiter verbessern wollen. Alle helfen sich hier gegenseitig, alle stehen eng beieinander und unterstützen sich. Deshalb wollten wir einfach auch allen verfügbaren Spielern diese Chance geben."