Nach dem Testspiel gegen die Ukraine Maximilian Beier - gestrichen als Streichkandidat
Aus seinem vorläufigen Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die EURO 2024 muss Bundestrainer Julian Nagelsmann noch einen Spieler streichen. Maximilian Beier galt als Kandidat. Das änderte sich mit dem Spiel gegen die Ukraine.
Julian Nagelsmann war ein Befürworter eines wieder auf 23 Spieler reduzierten Kaders. Das war die Standardgröße für ein Turnier, bevor SARS-CoV-2 die Welt erschütterte. Das Virus hat seinen Schrecken verloren, daher nahm der europäische Fußballverband UEFA die Erhöhung auf 26 zurück, bevor er die Reduzierung auf Druck nationaler Verbände wieder kassierte.
So bleibt es nicht nur bei der Corona-Folge von fünf möglichen Einwechslungen, sondern bei einer Kadergröße von bis zu 26 Spielern, von denen mindestens drei Torhüter sein müssen.
Nagelsmann, der die Aufblähung zunächst ablehnte, weil er unzufriedene Spieler mit gar keinen oder nur wenigen Einsatzminuten fürchtete, freundete sich inzwischen mit der Maximalgröße an. Er legte sich auch schon fest, dass er aus trainingstaktischen Gründen (zwei parallele Spiele möglich, häufigere Abwechslung und damit geringere Belastung beim Torwarttraining) vier Torhüter mit zur EURO 2024 nehmen wird.
Endgültiger Kader muss Freitag gemeldet werden
Bis Freitag (07.06.2024) muss der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den endgültigen Kader bei der UEFA melden. Da die Regularien keine Uhrzeit vorsehen, sondern die Meldung nur "sieben volle Tage vor dem Eröffnungsspiel" vorschreiben, kann Nagelsmann noch das Testspiel gegen Griechenland am Freitag in Mönchengladbach abwarten.
Der Bundestrainer wird einen Spieler streichen müssen. "Stand jetzt wird es einen treffen, der es nicht verdient hat", sagte der Bundestrainer am Montag nach dem 0:0 gegen die Ukraine. Jeder aus dem vorläufigen Kader habe es "gut gemacht", sowohl im Training als auch im Spiel in Nürnberg.
Gelungenes Debüt macht Beier stolz
Einer machte es besonders gut, und das bei seinem Debüt. Maximilian Beier hätte beinahe weniger als zwei Minuten gebraucht, um in seinem ersten Länderspiel auch sein erstes Tor zu erzielen. Der 21 Jahre alte Hoffenheimer hatte noch eine weitere gute Chance. Den Schuss aus der Drehung wehrte der ukrainische Torhüter Anatoliy Trubin glänzend ab. "Ich bin stolz auf meine Leistung und stolz, dass ich die Torchancen hatte", sagte Beier.
Beweglich, auch gedanklich schnell, mit den Zügen eines klassischen Mittelstürmers versehen: So trat Maximilian Beier auf, und so wurde aus einem im Vorfeld bei Spekulationen häufig genannten Streichkandidaten einer, zu dem Nagelsmann befragt wurde, ob der denn jetzt ein "EM-Ticket sicher" habe. Der Bundestrainer antwortete: "Er hat's auf jeden Fall wahrscheinlicher gemacht."
Nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen dürfte das mit "Ja" übersetzt werden. Auch Beier wurde gefragt, ob er nun von einer endgültigen Nominierung ausgehe. "Das hat der Trainer zu entscheiden", sagte er pflichtgemäß. "Ich kann Stürmer spielen, ich kann links spielen, ich kann rechts spielen", fuhr Beier fort, der sich seiner Rolle bewusst sei: "Klar, dass ich von der Bank komme und nochmal richtig Stress mache auf dem Platz."
Empfehlung von 16 Bundesliga-Toren für Hoffenheim
Flexibilität, Schnelligkeit und schnelle Anpassungsfähigkeit, auch das sind Fähigkeiten Beiers, der in der vergangene Saison meistens Mittelstürmer bei der TSG Hoffenheim spielte. Er erzielte 16 Tore in der Bundesliga, darunter war kein Elfmeter. Niclas Füllkrug, ein Konkurrent um die erste Einwechseloption für den Angriff erzielte beim BVB zwölf Tore, darunter drei Elfmeter.
"'Fülle' hätte uns heute noch gutgetan bei den Flanken, mit seiner Wucht", sagte Nagelsmann in Nürnberg, und auch das zeigte, dass der Dortmunder im endgültigen Kader vertreten sein wird. Das dürfte für Deniz Undav auch gelten.
Streichkandidat eher aus der Defensive
Daher dürfte der Streichkandidat eher im defensiven Bereich zu suchen sein. Da Nagelsmann sich auf eine Grundformation mit Viererkette festgelegt zu haben scheint, könnte es einen von fünf Innenverteidigern treffen. Am Montag spielte Waldemar Anton für Antonio Rüdiger, der noch mit Real Madrid ein bisschen feiern durfte.
Der Stuttgarter sei "am nächsten dran" am gesetzten Duo Rüdiger und Jonathan Tah. So hat auch Anton den Platz sicher. Blieben Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund und Robin Koch, über den als Streichkandidat auch schon länger spekuliert wird, genau wie über Aleksandar Pavlović, der gegen die Ukraine im Mittelfeld ebenfalls sein Debüt feierte.
Fragezeichen bei Sané
All diese Planspiele gehen davon aus, dass 27 Spieler gesund bleiben. Einer, der wegen seiner Probleme am Schambein besonders behutsam belastet werden muss, ist Leroy Sané.
Der Profi des FC Bayern war für die beiden Testspiele im März und nun gegen die Ukraine gesperrt, nachdem er beim 0:2 in Österreich die Rote Karte gesehen hatte.
Ob Sané trotzdem noch eine Chance habe, für das Eröffnungsspiel der EM gegen Schottland in die Startelf zu rutschen, wurde Nagelsmann gefragt. Er sagte: "Dann muss er am Freitag spielen, denn er hat durch die Sperre keinen Nationalmannschaftsrhythmus." Übersetzt heißt das: Sané wird gegen Griechenland spielen.