0:0 gegen die Ukraine Viel hilft viel - Nagelsmanns Lösungsansatz
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt gegen die Ukraine sehr ordentlich, schießt aber trotz vieler Abschlüsse kein Tor. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat für die weitere Vorbereitung und die EM einen Lösungsansatz parat: Viel hilft viel.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt beim 0:0 in Nürnberg gegen die Ukraine sehr ordentlich, schießt aber trotz vieler Abschlüsse kein Tor. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat für die weitere Vorbereitung und die EM einen Lösungsansatz parat: Viel hilft viel.
Wenn etwas lange her ist, wird das gerne in Tagen gezählt. Dabei wäre die Information, dass Manuel Neuer erstmals nach 18 Monaten oder auch anderthalb Jahren wieder im Tor der Nationalmannschaft gestanden hätte, einfacher zu verstehen gewesen.
Aber es hatte sich durchgesetzt, dass 550 Tage zwischen seinem Einsatz beim wertlosen 4:2 im letzten Gruppenspiel der WM in Katar gegen Costa Rica und seinem Comeback gegen die Ukraine lagen. Insofern sind es nun 565 Tage geworden, bis Neuer im Trikot des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mal wieder ohne Gegentor blieb.
Nah dran an der EM-Elf
Damals, am 16. November 2022, gewann Deutschland mit 1:0 im Oman, und jeder wusste, dass es noch sehr viel zu verbessern geben würde. Allerdings war die wichtigste Erkenntnis, dass die Elf, die gegen den Oman startete, auch wenig mit der zu tun hatte, die dann gegen Japan in die WM starten würde.
Als am Montag (03.06.2024) vor dem Spiel gegen die Ukraine die Aufstellung bekannt wurde, war klar, dass diese Elf sehr viel mit der zu tun haben würde, die gegen Schottland in die EM 2024 starten wird. Nur Waldemar Anton und Pascal Groß dürften dann ihre Plätze mit Antonio Rüdiger und Toni Kroos tauschen, die am Dienstag im Basisquartier der deutschen Mannschaft erwartet werden.
Thema Chancenverwertung
Die Frage, was es bis zum Eröffnungsspiel am 14. Juni noch zu verbessern gibt, lässt sich nicht in Tagen oder Trainingseinheiten genau definieren, aber es ist weniger als "sehr viel".
Die Leistung war ordentlich bis gut, und wenn ein solches Spiel 0:0 endet, ist es häufig die Chancenverwertung, die dann bemängelt wird.
Das war auch nach dem Spiel gegen die Ukraine so, und es war zurecht so, aber das bessere Verwerten von Torchancen ist äußerst schwierig zu trainieren, weil die Spielsituation mit all ihren anderen Einflüssen schwierig zu simulieren ist.
Viele Chancen gegen defensive Ukrainer
"Bei so einem tiefen, kompakten Block des Gegners musst du es erstmal schaffen, 27 Torabschlüsse hinzubekommen", war Bundestrainer Julian Nagelsmann grundsätzlich mit dem Offensivspiel seiner Mannschaft zufrieden. Gegen die 5-4-1-Grundformation der Ukraine hatte es seine Mannschaft geschafft, durch Dribblings, Kombinationen auf engsten Raum und vor allem in der zweiten Halbzeit auch Flanken in den Strafraum des Gegners zu kommen.
Aber irgendwas war immer, manchmal war es die Latte, einige Male der sehr gute Torwart Anatoliy Trubin, häufiger ein Block eines Verteidigers.
Nagelsmann: "Noch mehr Spieler im Strafraum"
Viel hilft viel, ist der Lösungsansatz des Bundestrainers: "Wir müssen sehen, dass wir in solchen Situationen noch mehr Spieler im Strafraum haben, dass wir richtig durchlaufen." So wird die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein abgeblockter Schuss bei der eigenen Mannschaft landet, und dass ein eigener Spieler die Flanke erreicht, die über den Innenverteidiger segelt, dann aber vom nächsten Verteidiger geklärt werden kann, weil niemand "die Schnittstellen" besetzt hat, wie Nagelsmann sagte.
Es gilt also eher einzuüben, noch mehr Chancen und Abschlüsse herauszuspielen als zu trainieren, einen Kopfball aus sehr kurzer Entfernung im Tor unterzubringen, wie es İlkay Gündoğan im Training vermutlich bei 20 Versuchen 19-mal gelingen würde, anders als in der Spielsituation in Nürnberg am Montag.
Gute Restverteidigung
Viele Spieler im Strafraum des Gegners erhöhen die Gefahr, Konter zu ermöglichen. Umso wichtiger ist die Positionierung der sogenannten Restverteidigung, also der Spieler, die dem eigenen Tor näher sind als der Ball.
Auch in dieser Kategorie machte die deutsche Mannschaft ein ordentliches Spiel. Konterchancen der Ukrainer ergaben sich eher dadurch, dass manche ihrer Spieler, wie etwa Michailo Mudryk, schneller waren als deren Gegenspieler, in diesem Fall Joshua Kimmich.
Insofern kommt es auf eine gute Staffelung an, um mit dem Nächsten da zu sein, wenn der Kollege überspielt ist.
Nächster Test gegen Griechenland
Das Spiel gegen die Ukraine war eine gute Vorbereitung auf die Partien in der Vorrunde der EM, in denen zu erwarten ist, dass die Gegner ähnlich defensiv auftreten. Auch Griechenland, am Freitag (07.06.2024, ab 20.35 Uhr im Live-Ticker und in der Radio-Reportage) letzter Testgegner in Mönchengladbach, sollte den Ernstfall gut simulieren können.
Dass Deutschland mit einem Sieg in ein Turnier startete, passierte zuletzt bei der EM 2016. Damals wurde mit 2:0 gegen die Ukraine gewonnen. Das wird am Tag des Eröffnungsspiels gegen Schottland 2.924 Tage her sein.