Antoine Griezmann (l) und Theo Hernandez nach dem Spiel gegen Österreich

Frankreich gegen Spanien Ein ganz besonderes Duell für Griezmann, Laporte und Co.

Stand: 09.07.2024 08:52 Uhr

Spanien und Frankreich spielen das erste Ticket für das Finale der EM 2024 aus (09.07.2024, 21 Uhr, im Audiostream und im Liveticker bei sportschau.de). Es ist das brisante Duell zweier Nachbarländer und für einige Spieler eine ganz spezielle Partie.

Über 600 Kilometer lang ist die Grenze zwischen den beiden Nationen, die sich im Halbfinale der EURO 2024 in München gegenüberstehen. Im Kader der Spanier stehen zwei Spieler, die in Frankreich geboren wurden, aber keine Chance in der "Équipe Tricolore" sahen. Bei den Franzosen ist ein Duo dabei, dass entweder ausschließlich oder viele Jahre in Spanien spielte - aber nie für eine französische Profi-Mannschaft. Zudem verdienen einige französische Spieler in Spanien ihr Geld.

Frankreichs Antoine Griezmann wird "auf spanisch wütend"

Antoine Griezmann sagt über sich selbst: "Ich denke auf Französisch, werde aber auf Spanisch wütend." Der 134-malige Nationalspieler der Franzosen wurde in Mâcon geboren, nicht weit von Lyon. Aber schon mit 14 wechselte Griezmann nach Spanien in die Jugend von Real Sociedad San Sebastián. Zunächst wohnte er bei dem Scout, der ihn auch vermittelt hatte. Im Sommer 2014 zog es Griezmann zu Atlético Madrid, wo er - unterbrochen von einem Intermezzo beim FC Barcelona - bis heute spielt. 2017 heiratete er eine Spanierin, er fühlt sich in seiner Wahlheimat extrem wohl.

Gegen die Iberer könnte dem mittlerweile 33 Jahre alten Weltmeister von 2018 nach den bisher enttäuschenden Leistungen aber ein Platz auf der Reservebank drohen. "Der Trainer musste Entscheidungen treffen, und bis jetzt ist alles gut gegangen. Hoffen wir, dass es so weitergeht", sagte Mitspieler Adrien Rabiot. "Wir wissen genau, wozu Antoine fähig ist. Wir haben Erwartungen, wenn es um Antoine geht."

Theo Hernandez: Bei Frankreich gesetzt, aber noch nie Ligue 1

Mit seinem jüngeren Bruder Lucas wuchs Theo Hernandez vor allem in Spanien auf, die beiden besitzen auch die spanische Staatsbürgerschaft. Das wollte Theo eigentlich nutzen, laut Berichten der "Marca" hatte er 2017 den Verband wechseln und für Spanien auflaufen wollen. Um aber mit Lucas zusammenzuspielen, entschied er sich schließlich doch für sein Geburtsland. "Das ist eine Quelle des Stolzes für unsere Familie", sagte Lucas, nachdem die beiden im Oktober 2021 ihr erstes gemeinsames Länderspiel bestritten hatten. In diesem erzielte Theo übrigens auch den Siegtreffer zum 3:2 gegen Belgien.

Bei der EM ist der Innenverteidiger Lucas Hernandez nicht im Kader der Franzosen, weil er sich im Mai mit Paris Saint-Germain gegen Borussia Dortmund einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Theo Hernandez ist dabei - und links hinten gesetzt. Jeden Tag sprechen die beiden Brüder miteinander. Die Partie gegen Spanien ist für sie besonders, Lucas will nach Angaben von Trainer Didier Deschamps nach München kommen und die "Bleus" anfeuern.

Théo Hernandez, geboren in Marseille, spielte ab dem neunten Lebensjahr für die Jugend von Atlético Madrid. Weitere Stationen: Alaves, Real Sociedad und Real Madrid. Seit dem Sommer 2019 spielt Théo Hernandez für AC Mailand. In der französischen Ligue 1 spielte er nie. 

Robin Le Normand: Spanien statt "Équipe Tricolore"

Robin Le Normand arbeitete sich 2018 bei Real Sociedad San Sebastián von der zweiten Mannschaft ins Profiteam vor, in die Jugendmannschaften Frankreichs wurde der in der Bretagne geborene Innenverteidiger aber nie berufen. Anstatt auf einen Anruf von Didier Deschamps zu warten, beantragte er im Mai 2023 erfolgreich die spanische Staatsbürgerschaft.

Spaniens Coach Luis de la Fuente berief ihn nur einen Monat später in sein Aufgebot. Le Normand debütierte beim 2:1-Sieg im Nations-League-Halbfinale gegen Italien und ist seitdem in der Innenverteidigung gesetzt. Gegen Frankreich fehlt er allerdings gelbgesperrt.

Aymeric Laporte: Erst Frankreich, dann Spanien

Auch Aymeric Laporte wechselte früh von Frankreich nach Spanien. 2010 war es, als der mittlerweile 30 Jahre alte Verteidiger von Aviron Bayonnais zur U19 von Athletic Bilbao ging. Mit einer einjährigen Unterbrechung spielte er bis 2018 für Bilbao. Von dort wechselte Laporte zu Manchester City. Seit dem Sommer vergangenen Jahres spielt er in Saudi-Arabien für Al-Nassr und damit dem Klub von Portugals Superstar Cristiano Ronaldo.

Verteidiger Laporte, geboren im südfranzösischen Agen, durchlief die französischen Junioren-Teams, er spielte für die U17, U18, U19 und die U21. Vor der vergangenen EM wurde bei Laporte aber die spanische Staatsbürgerschaft anerkannt. Nach seinem Debüt im Juni 2021 in einem der EM-Vorbereitungsspiele war er beim Endrundenturnier gesetzt. Laporte absolvierte bis zum Duell mit seinem Geburtsland 33 Einsätze für Spanien.

Favorit Spanien gegen wacklige Franzosen

Frank Grundhever, Sportschau UEFA EURO 2024, 05.07.2024 23:42 Uhr

Starke französische Fraktion bei Real Madrid

Unter den "Legionären" beider Teams sticht bei den Franzosen das Quartett von Real Madrid heraus. Kapitän Kylian Mbappé wird ab der kommenden Saison das neue Gesicht der "Königlichen" sein, seine Kollegen Ferland Mendy, Aurélien Tchouaméni und Eduardo Camavinga gewannen mit dem spanischen Rekordmeister vor wenigen Wochen die Champions League.

Neben den Stadtduellen mit Griezmann und Atletico wird Mbappé künftig mit Jules Kounde auch im "Clasico" gegen den FC Barcelona auf einen Mitspieler aus der "Équipe Tricolore" treffen. Bei den Spaniern gibt es hingegen nur einen einzigen Akteur, der in Frankreich sein Geld verdient: Fabian Ruiz spielt seit 2022 bei Serienmeister Paris Saint-Germain.