EM-Viertelfinale Spaniens Plan gegen Deutschland - am liebsten Schnürsenkel zubinden
Die Statistiken versprechen ein Match auf Augenhöhe, die Stars in beiden Teams ein Spiel mit Kracher-Potenzial. Werden im EM-Viertelfinale zwischen Spanien und Deutschland am Ende die Schnürsenkel der Fußballschuhe entscheiden?
Urplötzlich musste Luis de la Fuente lachen. Spaniens Nationaltrainer hatte gerade minutenlang über die Qualitäten der deutschen Mannschaft gesprochen, über deren vermeintlichen Heimvorteil und die Leistungsträger im DFB-Kader - da äußerte der 63-Jährige einen humorvollen und kreativen Gedankengang.
Spanien humorvoll vor EM-Viertelfinale gegen Deutschland
"Ich weiß nicht, ob wir ihre Schnürsenkel zusammenbinden dürfen", scherzte de la Fuente, als er auf Deutschlands Top-Stars wie Toni Kroos oder Jamal Musiala angesprochen wurde: "Ich vermute, die UEFA hätte etwas dagegen. Ich muss noch mal mit denen sprechen."
Bei allem Witz, der in diesen Worten steckt: De la Fuentes Aussage zeigt deutlich, worauf sich die Spanier im EM-Viertelfinale am Freitag (05.07.2024, 18.00 Uhr, Livestream, Radioreportage und Liveticker) einstellen. Denn dass Deutschlands offensive Kreativspieler allein durch ineinander verknotete Schuhe zu stoppen sein sollen – das fällt dann doch eher in die Kategorie "unwahrscheinlich".
De la Fuente voller Lob für Toni Kroos
Allen voran das Spiel von Kroos hat es dem spanischen Coach angetan. Kein Wunder, möchte man meinen, kickte der 34-Jährige doch bis zuletzt bei Real Madrid in La Liga. Dass er dort seine Karriere auf Vereinsebene bereits beendet hat und auch im DFB-Trikot jedes Spiel das letzte sein könnte: für de la Fuente kein Grund, Kroos nicht auf dem Zettel zu haben. Im Gegenteil.
"Wir wissen, dass er den Ball überall auf dem Platz hin spielen kann", sagte der Trainer: "Daher müssen wir ihn daran hindern, an den Ball zu kommen. Wir müssen nah bei ihm sein."
Spaniens Probleme mit Turniergastgebern
Kroos sei ein "Weltklasse-Spieler", der Fußball auf einem "unglaublichen Niveau" spiele - mit Kontrolle, Qualität und "Charisma in der Kabine: Wenn man so jemanden neben sich hat, das ist ansteckend", schwärmte de la Fuente: "Schade, dass er seinen Rücktritt bekannt gegeben hat. Ich würde ihn gerne weiter Fußballspielen sehen."
Das Aufeinandertreffen zwischen Spanien und Deutschland wird also auch ein Kräftemessen der größten Stars dieser EM. Kroos, Musiala und Co. auf der einen, Lamine Yamal sowie Nico Williams aus der spanischen Flügelzange auf der anderen Seite. Die "Furia Roja", die bislang weder bei Europa- noch bei Weltmeisterschaften gegen den Gastgeber gewinnen konnte, ist in Top-Form: Vier EM-Siege in Folge waren ihr zuvor noch nie gelungen.
Spanischer Chancenwucher im Großformat
Zudem ist das Team von de la Fuente nicht nur in Tor-, sondern auch in Torschusslaune. 34 Schüsse gaben die Iberer im Achtelfinale gegen Georgien (4:1) ab, so viele wie seit 2012 keine Mannschaft bei einer Europameisterschaft. Und trotzdem ist in Sachen Abschluss noch Luft nach oben: Acht eigene Treffer sind bei insgesamt 80 Torschüssen in vier Partien alles andere als viel.
Die Vielzahl an Chancen ist dennoch ein Thema, das auch Julian Nagelsmann erkannt und in seine Vorbereitung eingebaut hat. "Das ist schon eine Qualität, die sie dazugewonnen haben – speziell dieses schnelle Umschalten nach Ballgewinn", sagte Nagelsmann: "Es ist nicht mehr wie früher, dass sie Tiki-Taka spielen, nur noch auf Ballbesitz - da ist schon viel Geradlinigkeit Richtung Tor."
Spanien gegen Deutschland - ein Duell auf Augenhöhe
Sowohl Nagelsmann als auch de la Fuente rechnen mit Blick auf Freitagabend mit einer Partie auf Augenhöhe, mit einem Fifty-Fifty-Spiel. In der Tat liegen beide Mannschaften in einigen Statistiken gleichauf, beispielsweise bei der Passquote (Spanien 92 Prozent, Deutschland 91 Prozent) oder bei den Spielanteilen (58 Prozent zu 63 Prozent).
Bei solchen Werten könnte man fast den Eindruck bekommen, dass am Ende doch die Schnürsenkel mitentscheidend sein könnten.