Turnier in Deutschland 100 Tage bis zum EM-Start - Vorsicht, Baustelle!
Am Mittwoch (06.03.2024) sind es noch genau 100 Tage bis zum EM-Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland. Trotz der Kürze der Zeit bis zum Start, fehlt längst nicht nur die Euphorie.
Der Countdown läuft - und während er das macht, muss noch sehr vieles passieren, was die EM 2024 in Deutschland zu einem runden Fußballfest machen soll. Am Mittwoch sind es nur noch 100 Tage, bis am 14. Juni in München das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland angepfiffen wird. Doch bislang ist das Turnier mehr Baustelle als Sommermärchen 2.0. Sportschau.de zeigt die wichtigen Fragen, die noch offen sind.
Wann stehen alle Teilnehmer fest?
Knapp drei Monate vor dem Start wissen drei Mannschaften, die bei der EM dabei sein werden, noch gar nichts von ihrem Glück. In den Playoffs werden die letzten drei EURO-Tickets vergeben, die Finalspiele finden jeweils am 26. März statt. Bedeutet auch: Entweder planen die Nationen gerade ihren Deutschland-Aufenthalt, ohne wirklich zu wissen, dass sie überhaupt teilnehmen, oder sie müssen nach bestandenen Playoffs blitzartig alles organisieren: Unterkunft, Reisen zu den Spielorten und vieles mehr.
Immerhin: Die anderen 21 Teams kennen bereits ihre Abläufe. Der Spielplan ist klar, die Spieltermine und -orte stehen fest, die Trainingszentren der Nationen, die bereits qualifiziert sind, auch. Sie werden auch schon organisiert haben, wie sie von A nach B kommen. Aber: Bei den Fans ist diese Frage noch nicht geklärt.
Wie kommen die Zuschauer zu den Stadien?
Der Jahresstart in Deutschland ist geprägt von Streiks in verschiedenen Branchen. Für die EM besonders entscheidend sind die fehlenden Tarifabschlüsse beim Bodenpersonal an Flughäfen, bei den Lokführern der Deutschen Bahn und im Nahverkehr. Die Mobilität wird aktuell immer wieder stark eingeschränkt - und sollten sich die jeweiligen Verhandlungen weiter in die Länge ziehen, könnte das auch bei der EM drohen.
Die Folgen sind gerade für aus dem Ausland zugereiste Zuschauer äußerst problematisch, sie können nur in den seltensten Fällen auf ihr Auto umsteigen. Und die Alternative Taxi könnte zur Kostenfalle werden, in Berlin hoben die Unternehmen bereits zuletzt die Preise an, als der Nahverkehr von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) lahmgelegt wurde.
UEFO EURO 2024 Match Schedule
Allein Berlin rechnet mit 2,5 Millionen EM-Besuchern, das Umweltbundesamt hat dafür ein nachhaltiges Mobilitätskonzept entwickelt. Das Ziel: Den Verkehr aufgrund der geringen Emissionen auf Bus und Bahn zu fokussieren. Das ist aber nur möglich, wenn diese auch wirklich fahren. Umso ärgerlicher wäre dann für die Zuschauer, dass das Mobilitätskonzept auch beinhaltet, die Anreise mit dem Auto unattraktiver zu machen. Dafür werden unter anderem die Parkgebühren erhöht und das Parkangebot eingeschränkt.
Wer es nicht ins Stadion schafft oder es erst gar nicht will: Die Sportschau liefert ein großes Paket rund um die EM. Unter anderem gibt es Ticker und Audiostreams zu allen Spielen, 17 Partien werden live im Ersten und im Livestream auf sportschau.de zu sehen sein.
Wann werden die Stadien fertig sein?
Die UEFA hat klare Anforderungen an die Ausrichterstädte und deshalb müssen praktisch alle Stadien teilweise umgebaut werden. Wie problematisch das sein kann, zeigt das Beispiel in Stuttgart. 65 Millionen Euro waren unter anderem für den Umbau der Haupttribüne veranschlagt, die tatsächlichen Kosten sollen aber doppelt so hoch liegen. Grundsätzlich bekommen alle Austragungsorte einen Zuschuss von der UEFA, kostendeckend ist der aber bei weitem nicht.
Bundesinnenministerin Nancy Faser beteuerte zuletzt, sie sei "sehr zuversichtlich, dass sowohl Stuttgart als auch andere Austragungsorte in den Host Citys bis März die Voraussetzungen erfüllen werden." Da werden die Stadien abgenommen. Aber: Fertig sind sie dann noch immer nicht. Der FC Bayern kündigte zum Beispiel an, dass "zahlreiche Umbaumaßnahmen im und um das Stadion" erst nach dem letzten Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (10. bis 12. Mai) durchgeführt werden.
Gibt es noch Tickets?
Zwei Verkaufsphasen sind abgeschlossen und damit auch der Großteil der Tickets vergriffen. Wie die UEFA mitteilte "könnte es noch weitere Möglichkeiten zum Ticketkauf geben", Details dazu wurden aber noch nicht bekanntgegeben. Zudem soll es ab März eine Re-Sale-Plattform geben, für die das genaue Startdatum auch noch nicht bekannt ist. Ziemlich kostspielig, aber auch eine Gelegenheit: Direkt über den offiziellen UEFA-Partner kann man noch Hospitality-Pakete für alle Spiele kaufen.
Offiziell von der UEFA verkauft werden dazu noch je 10.000 Tickets für die Spiele mit Beteiligung der Teams, die sich erst noch über die Playoffs qualifizieren müssen. Bei neun Spielen, bei denen diese Mannschaften dabei sind, sind also noch insgesamt 90.000 Karten zu erwerben - jedoch vor allem aus den jeweiligen Nationen. Durch Rückläufer (zum Beispiel nicht bezahlte Tickets) könnte es aber noch weitere Möglichkeiten geben.
Wie sieht der Zeitplan des DFB-Teams aus?
Nächsten Donnerstag (14.03.2024) wird Bundestrainer Julian Nagelsmann seinen Kader für die Spiele in Frankreich (23. März) und gegen die Niederlande (26. März) präsentieren - schon jetzt ist klar, dass es darunter einige Neulinge geben wird. Entsprechend gibt es auch noch mehrere offene Stellen im EM-Kader, der wohl im Mai vorläufig bekanntgegeben wird. Welche 23 Spieler am Ende wirklich dabei sind, muss der DFB der UEFA spätestens bis zum 7. Juni um 23.59 Uhr mitgeteilt haben.
Zuvor findet ab dem 26. Mai in Blankenhain (Thüringen) das letzte Trainingslager des DFB-Teams statt. In dem Zuge soll es noch zwei weitere Testspiele vor dem EM-Start am 14. Juni geben.
Wann stellt die Nationalmannschaft ihr neues Trikot vor?
Der EM-Ball mit dem Namen "Fußballliebe" ist vorgestellt worden, das Maskottchen, ein Teddybär, hat den Namen "Albärt" bekommen - aber was ist eigentlich mit dem Trikot, das Zehntausende beim Eröffnungsspiel in München auf den Rängen und die Spieler auf dem Rasen tragen werden? Noch im März soll das neue Jersey vorgestellt werden.
"Albärt" ist das offizielle Maskottchen der UEFA-Europameisterschaft 2024 in Deutschland.
Es gibt aber schon erste vermeintliche Leaks, die zeigen wollen, wie die neuen Trikots aussehen. So soll das Heimdress weiß mit schwarz-rot-goldenem Muster auf den Schultern sein, das Auswärtstrikot dagegen weniger klassisch pink-lila-farben.
Wo bleibt die EM-Stimmung?
Bald startet die EURO - davon zu spüren ist aber noch nichts. Die Fans sind noch voll mit dem Liga-Alltag beschäftigt und die Städte verzichten bisher auch auf sämtliche Marketingaktionen. Aber ungewöhnlich ist das 100 Tage vor dem Turnierstart nicht unbedingt. Auch vor dem Sommermärchen 2006 kam erst Stimmung auf, als die Fanmeilen aufgebaut wurden, der Ligabetrieb beendet war, die Fans aus anderen Ländern angereist kamen.
Bundestrainer Julian Nagelsmann läuft hinter der EM-Trophäe vorbei.
Und so richtig euphorisch wurde es erst während des Turniers, als Jürgen Klinsmann und seine Mannschaft den heimischen Fans mit einem guten Start Hoffnung auf ein erfolgreiches Event im eigenen Land machten. Die fehlt nach den jüngsten Ergebnissen der Nationalmannschaft noch völlig. Es ist eine der größten und wichtigsten Aufgaben für Nagelsmann, Deutschland Lust auf diese EM zu machen und das gesamte Land hinter sich zu bringen.