Besitzerwechsel Investor aus China zahlt nicht - Inter gehört nun US-Investor
Inter Mailand ist aktuell sportlich sehr erfolgreich - die Zustände im Hintergrund sind dagegen angespannt. Nun kam es zu einem Besitzerwechsel.
Die Investmentgesellschaft Oaktree aus den USA übernahm am Mittwoch (22.05.2024) den Klub, wie Oaktree mitteilte. Dies sei die Folge einer verpassten Rückzahlung "des dreijährigen Darlehens von Oaktree an die Holdinggesellschaften von Inter Mailand, das am 21. Mai 2024 fällig wurde", so das Unternehmen. Es gehe um rund 395 Millionen Euro. In der Corona-Saison 2020/21 drohten Inter Rekordverluste, Oaktree stellte der chinesischen Besitzergruppe Suning das Geld zur Verfügung. Der Private-Equity-Investor verwaltet nach eigenen Angaben rund 192 Milliarden US-Dollar.
Weiterverkauf nach Saudi-Arabien?
Wie geht es mit dem Klub weiter? Wird er verkauft? "Als neue Eigentümer sind wir uns unserer Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft, der Geschichte und dem Erbe von Inter Mailand bewusst", wird in der Mitteilung Alejandro Cano zitiert, ein Geschäftsführer von Oaktree. Man setze sich für den langfristigen Erfolg ein. Zuletzt wurde in italienischen Medien von einem Verkauf nach Saudi-Arabien berichtet.
Personalien sollen sich zunächst wenig ändern - möglich ist die öffentlichkeitswirksame Installierung einer Galionsfigur in der Führungsetage. Rekordspieler Javier Zanetti gilt laut "Tuttosport" als Kandidat für den Posten des Präsidenten, den offiziell noch Steven Zhang hält. Zanetti war bereits Vizepräsident.
Javier Zanetti
Große sportliche Erfolge - schlechte finanzielle Bilanzen
Inter spielt seit Jahren sehr erfolgreich. Aktuell gewann Inter die italienische Meisterschaft, wie zuletzt 2021. 2022 und 2023 holte Inter den Pokal. 2020 stand Inter im Finale der Europa League, 2023 im Endspiel der Champions League.
Inter-Fans feiern den 20. Meistertitel des Klubs 2024.
Finanziell hat Inter im Gegensatz zu den sportlichen Ergebnissen in derselben Zeit eine Talfahrt hingelegt. Die Verluste verringerten sich zuletzt, bleiben aber hoch. Nach 246 Millionen Euro Verlust 2021 gab es 2022 nochmal 140 Millionen Euro Verlust, 2023 sind es noch 85 Millionen. Finanziell machte sich das Erreichen des Endspiels der Champions League und das Senken von Kaderkosten bemerkbar.
In diese Zeit fiel allerdings auch, dass sich Inter verzockte: Eine Kryptowährung wurde zu Saisonbeginn als Trikotsponsor vorgestellt, 85 Millionen Euro echtes Geld sollte es dafür geben - das Geld kam nie und Inter blieb auf dem Schaden sitzen.
Federico Dimarco von Inter Mailand mit dem Kryptosponsor auf der Brust
Inter wegen seiner Finanzen unter Beobachtung der UEFA
Inter hatte unter der bisherigen Führung von Präsident Steven Zhang Ärger mit der Finanzkontrollkammer der UEFA. Im September 2022 stellte die Kammer fest, dass Inter gegen die zentrale Bestimmung der Regeln des Financial Fairplays verstoßen haben soll: Der Klub gab deutlich mehr aus, als er einnahm.
Steven Zhang, bisheriger Präsident von Inter
Vier Millionen Euro musste Inter der UEFA-Kammer zufolge zahlen, weitere 26 Millionen Euro Strafe stehen im Raum, falls Inter die Bedingungen der UEFA in den kommenden fünf Jahren nicht erfüllt. In einem mit der UEFA vereinbarten Vergleich ist bei weiteren Verstößen zudem der Ausschluss aus dem Europapokal als mögliche Konsequenz erwähnt. Für 2022 erfüllte Inter laut UEFA die Vorgaben, bleibe aber unter Beobachtung.
Die Stadionfrage stellt sich
Das Guiseppe-Meazza-Stadion in San Siro ist sanierungsbedürftig. Zuletzt gab es vom Lokalrivalen AC Mailand, dem es finanziell deutlich besser geht, Pläne, ein eigenes Stadion zu bauen, der Klub erwarb dafür im Februar ein Grundstück zehn Kilometer südöstlich von Mailand. Bürgermeister Giuseppe Sala hofft noch auf eine Zukunft für das alte Stadion: "Ich bin weiterhin zuversichtlich und werde den Dialog mit den Vereinen aufrechterhalten. Ich glaube, dass es ein Spiel ist, das noch offen ist."
Fans feiern vor dem Guiseppe-Meazza-Stadion in Mailand.
Eine Chance könnte sein, dass die UEFA das Finale der Champions League grundsätzlich in San Siro spielen lassen will. Sie vertagte die für vergangenen Mittwoch geplante offizielle Vergabe jedoch, "vorbehaltlich der Übermittlung von Informationen durch den italienischen Verband zu den Sanierungsplänen für das San-Siro-Stadion". Das große Spiel könnte die Sanierung vorantreiben.