Luis Rubiales

Wegen Übergriffs verurteilt Empörung über geringe Geldstrafe für Rubiales

Stand: 21.02.2025 11:32 Uhr

Fußball-Funktionär Luis Rubiales muss nach dem übergriffigen Kuss nach dem WM-Finale 2023 eine Geldstrafe zahlen. Das Urteil löste viel Kritik aus.

Im Skandal um den übergriffigen Kuss nach dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2023 ist ein unerwartet mildes Urteil gefällt worden und hat zu Empörung und Enttäuschung geführt.

Der spanische Ex-Verbandsboss Luis Rubiales wurde zwar der sexuellen Aggression schuldig gesprochen, weil er die Spielerin Jennifer Hermoso nach dem WM-Finale 2023 gegen ihren Willen auf den Mund geküsst hatte. Ihm wurde eine Geldstrafe von knapp 11.000 Euro auferlegt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Hafstrafe von zweieinhalb Jahren gefordert - ein Jahr für den Vorwurf der sexuellen Aggression und eineinhalb Jahre für den Vorwurf der Nötigung, von dem Rubiales freigesprochen wurde.

Rubiales darf sich dem Opfer nicht nähern

Der Angeklagte werde "zu einer 18-monatigen Geldstrafe von 20 Euro pro Tag verurteilt", hieß es in einer Mitteilung des Staatsgerichtshofs in Madrid. Außerdem werde Rubiales untersagt, sich der Spielerin in einem Umkreis von 200 Metern zu nähern und ein Jahr lang mit ihr zu kommunizieren.

Rubiales kündigte wenige Stunden nach dem Urteilsspruch an, in Berufung zu gehen. Auch Hermoso wird diesen Schritt gehen, wie ihr Anwalt am Freitag der Nachrichtenagentur AFP mitteilte.

Spanischer Fußball "komplett verfault"

Dass es zu einem Schuldspruch gekommen ist, werteten Beobachter als Fortschritt. "Vor nicht allzu langer Zeit war es undenkbar, dass die Justiz einen nicht einvernehmlichen Kuss als sexuelle Aggression anerkennt", sagte die Europaabgeordnete und frühere spanische Gleichstellungsministerin Irene Montero. "Der Feminismus ändert alles: Nur Ja heißt Ja." Gleichzeitig krisierte Montero, die Geldstrafe sei "minimal".

Der angesehene Journalist und Influencer Fonsi Loaiza verglich in sozialen Netzwerken ironisch das Jahresgehalt von Rubiales als Verbandspräsident, das 930.000 Euro betragen habe, mit der geringen Strafe.

Im TV-Sender "La Sexta" schlug Analyst Pablo Pombo in die gleiche Kerbe und befand, das Urteil sei "völlig unzureichend". Empört rief er: "Ich hoffe, dass es bald mehr Verurteilungen im spanischen Fußball gibt, denn es ist klar, dass er komplett verfault ist." Der Verband Progressiver Frauen Spaniens teilte mit, man sei ob des milden Urteils "tief enttäuscht".

Luis Rubiales hält den Kopf von Jennifer Hermoso in seinen Händen.

Luis Rubiales hält den Kopf von Jennifer Hermoso in seinen Händen.

Richter begründet mildes Urteil: "Keine Gewalt"

Die Begründung von Richter José Manuel Fernández-Prieto für das relativ milde Urteil lautete: Es sei bewiesen worden, dass Hermoso gegen ihren Willen geküsst worden sei. Dabei habe es aber keine Gewalt oder Einschüchterung gegeben.

Rubiales war der sexuellen Aggression beschuldigt worden, weil er Hermoso bei der Siegerehrung nach dem 1:0-Finalsieg über England bei der WM in Australien auf den Mund geküsst hatte. Dem 47-Jährigen war aber auch Nötigung zur Last gelegt worden, weil er zusammen mit damaligen Mitarbeitern die Spielerin anschließend unter Druck gesetzt haben soll, damit diese ihn entlastet.

Freispruch vom Vorwurf der Nötigung

Vom Vorwurf der Nötigung wurde Rubiales allerdings - ebenso wie die drei Mitangeklagten - freigesprochen. Neben Rubiales hatten im Madrider Vorort San Fernando de Henares auch Ex-Frauen-Nationaltrainer Jorge Vilda, der frühere RFEF-Sportdirektor Albert Luque sowie der ehemalige Marketingchef des Verbandes, Rubén Rivera, auf der Anklagebank Platz genommen. Nötigung sei nicht beweisen worden, sagte Richter Fernández-Prieto.

Der spanische Verband und die Profiliga des Landes ließen nur wissen, man respektiere das Urteil.

Hermoso spricht von "Ekel und Abscheu"

Der Skandal überschattete im August 2023 den WM-Triumph der Spanierinnen. Im Zuge der Affäre trat Rubiales wenig später als Chef des RFEF zurück. Er wurde unter anderem vom Weltverband FIFA für drei Jahre gesperrt.

Rubiales wies alle Vorwürfe mehrfach und bis zuletzt zurück und versicherte, er habe Hermoso vor dem Kuss um Erlaubnis gebeten und diese auch erhalten. Im Prozess hatte Hermoso gleich am ersten Verhandlungstag berichtet, der unfreiwillige Kuss habe bei ihr "Ekel und Abscheu" ausgelöst und "einen der glücklichsten Tage meines Lebens überschattet".

Hermosos Flucht aus Spanien

Die 34-Jährige hatte auch erzählt, sie sei in den Tagen nach der WM nicht nur von Rubiales, sondern auch weiteren damaligen Verbandsmitarbeitern unter Druck gesetzt worden, damit sie die Sache herunterspiele und Rubiales nicht beschuldige.

Sie habe auch einen wahren Spießrutenlauf mit Belästigungen, Beleidigungen und sogar Todesdrohungen erlitten. "Eine Zeit lang hatte ich Angst, auf die Straße zu gehen", sagte sie. Irgendwann habe sie deshalb den Entschluss gefasst, "mit der ganzen Familie Madrid zu verlassen", berichtete die Stürmerin, die aktuell für Tigres Feminil in fernen Mexiko spielt.