Hamburger in der Premier League Vitaly Janelt - unter dem Radar
Ein Treffer am Boxing Day der Premier League hat Vitaly Janelt in die Schlagzeilen gebracht. Der Mann vom FC Brentford spielt in England unter dem Radar, ist aber durchaus ein Kandidat für die deutsche Nationalelf.
Der Boxing Day ist in der englischen Premier League eine ganz besondere Sache. Ganze Familien zieht es am zweiten Weihnachtsfeiertag nahezu magisch vom Essenstisch ins Fußball-Stadion.
Der traditionsreiche Spieltag ist ein Höhepunkt im Saisonkalender. Siege schmecken zu Weihnachten besser, Tore zu schießen auch. Den ersten Treffer am diesjährigen Boxing Day zu machen, war einem jungen deutschen Spieler vergönnt. Vitaly Janelt traf für den FC Brentford gegen Tottenham Hotspur schon nach 15 Minuten zum 1:0. Am Ende hieß es 2:2.
Von Bochum in die Premier League
Für die meisten deutschen Fans spielt der gebürtige Hamburger in England unter dem Radar. Das mag daran liegen, dass er noch kein Bundesligaspiel bestritten hat. Der 24-jährige Hamburger wurde in der Jugend beim HSV und bei RB Leipzig ausgebildet. Von dort wurde er im Januar 2017 an den VfL Bochum verliehen und wechselte im Sommer 2018 komplett zum Westklub in die zweite Bundesliga. Im Oktober 2020 ging es dann zum FC Brentford in die englische Championship, die zweite Liga auf der Insel.
Unter Cheftrainer Thomas Frank war Janelt im defensiven Mittelfeld gesetzt und kam in seiner ersten Saison auf 41 Ligaeinsätze, meist stand er in der Startelf. Mit dem Klub aus dem Westen Londons wurde er Dritter und stieg über die Playoffs in die Premier League auf. Im April 2022 verlängerte er seinen Vertrag vorzeitig bis 2026.
Stammspieler bei den "Bees"
Auch in der höchsten Liga ist Janelt bei den "Bees" nicht wegzudenken. Im ersten Jahr machte er 31 Ligaspiele (vier Tore) und sorgte mit dafür, dass Brentford als Neuling die Klasse hielt. In der aktuellen Spielzeit hat er schon 16 Spiele absolviert, der Treffer gegen Tottenham war sein zweites Saisontor.
Im defensiven Mittelfeld hat der Linksfuß überragende Zweikampfwerte. Immer wieder fängt er Bälle ab und leitet durch tiefe Läufe Angriffe ein. Janelt ist zudem variabel einsetzbar, gegen Tottenham spielte er auf der Achterposition. Mit seinem Team steht er nach 17 Spieltagen glänzend da – 20 Punkte bedeuten aktuell Platz zehn.
Marktwert schießt in die Höhe
Für Brentford war Janelt seinerzeit ein Schnäppchen. Er wechselte für 600.000 Euro auf die Insel, Experten sehen seinen Marktwert mittlerweile bei 16 Millionen Euro – das ist mehr als 26-mal so viel.
2021 U21-Europameister geworden
Was die deutsche Nationalmannschaft angeht, durchlief Janelt alle Jugendteams. Unter Trainer Stefan Kuntz bestritt er auch zehn Spiele für die U21 und war bei der EM 2021 dabei, bei der Deutschland den Titel holte. Beim Turnier wurde er viermal eingewechselt. Vitaly heißt Janelt übrigens, weil seine Eltern eine Vorliebe für Namen mit V haben. Seine Brüder heißen Vincent, Victor und Vitus.
Jugendsünde in Albanien
Dabei stand seine Karriere zwischenzeitlich auf der Kippe. Während eines Trainingslagers der deutschen U19 in Albanien setzte Janelt gemeinsam mit einem Teamkollegen beim Shisha rauchen sein Hotelzimmer in Brand. Das Duo musste auf eigene Kosten die Heimreise antreten. Janelt flog daraufhin auch bei RB Leipzig, wo er damals unter Vertrag stand, aus dem Jugendinternat.
Ein Mann für das Nationalteam
Doch das ist alles Schnee von gestern, und das sieht auch Bundestrainer Hansi Flick so. Janelt jedenfalls soll auf Flicks 55 Mann starker XXL-Kaderliste für die WM in Katar gestanden haben.
Im deutschen Nationalteam ist das defensive und zentrale Mittelfeld mit Joshua Kommich, Leon Goretzka und Ilkay Gündogan besetzt. Anwärter auf einen freien Platz sind Julian Weigl, Emre Can, Maximilian Arnold und Anton Stach.
Aber eben auch Vitaly Janelt. Wenn er sich in einer starken Liga wie der Premier League weiter behauptet, ist er in jedem Fall ein Kandidat für einen Kaderplatz bei der EM im eigenen Land in zwei Jahren.
Freude über Flicks Besuche
Flick jedenfalls ist schon eigens nach England gereist, um sich Janelt in Aktion anzusehen. Der bleibt erstmal bescheiden. "Ist natürlich schön, wenn er einfach nur da ist und zuschaut, auch wenn ich bisher noch keinen Call-up bekommen habe. Ich mache mir da aber überhaupt keinen Stress", sagte er vor der WM in einem Interview mit "Sky": "Ich muss einfach jede Woche hier in Brentford beweisen, warum ich es verdient hätte, und genau das ist mein Job. Ich sage immer, dass es ein schöner Bonus wäre, und wenn er kommt, bin ich sehr glücklich. Solange das noch nicht passiert ist, muss ich hier jede Woche mein Bestes geben, um ihm die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen."