Sportdirektor bei den "Reds" Schmadtke zu Liverpool - Klopps Wunschtransfer mit klarer Kante
Jörg Schmadtke wird Sportdirektor beim FC Liverpool und tritt für die Aufgabe von seinem Karriereende zurück. Jürgen Klopp hatte sich eine Zusammenarbeit immer schon gewünscht. Ein Porträt.
Für Jürgen Klopp ist ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Als Jörg Schmadtke im Januar dieses Jahres seine Karriere als Manager beendete, erzählte der Trainer des FC Liverpool in der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" eine Anekdote. Klopp sei als Teenager bei einem Probetraining bei Fortuna Düsseldorf, wo Schmadtke erfolgreicher Torhüter war, "mit Pauken und Trompeten durchgefallen". Schmadtke habe sich das "wohl bis heute gemerkt", ihm "nie ein Angebot gemacht, Trainer zu werden", scherzte Klopp und wurde dann ernst: "Dabei hätte ich gerne einmal mit ihm zusammengearbeitet."
Der 55-Jährige beschreibt Schmadtke als "tolle Persönlichkeit". "Ich bin mir sicher, dass das sehr gut gepasst hätte", so Klopp. Und jetzt bekommen die beiden doch noch die Gelegenheit, dies zu beweisen. Schmadtke wird Sportdirektor in Liverpool, soll Klopp die Spieler zu den "Reds" holen, die er sich für den Umbruch und die Wende nach einer enttäuschenden Saison in der Premier League wünscht.
Aus Unglauben wird das Ende des Vorruhestands
"Ich dachte, da würde sich jemand einen Spaß mit mir erlauben", sei Schmadtkes erste Reaktion gewesen, sagte er der "WAZ", als er vor einigen Wochen die Anfrage erhalten hatte. "Dann habe ich allerdings schnell verstanden, dass es Realität ist." Die ist, dass Schmadtke vorerst von Anfang Juni bis Ende August bei einem der größten Fußballklubs der Welt beschäftigt ist. "Nach drei Monaten überprüfen wir die Zusammenarbeit. Wenn wir Gefallen aneinander finden, kann die Zusammenarbeit über die Transferperiode hinausgehen. Mal sehen. Dann setzen wir das fort oder nicht", erklärte Schmadtke bei "Sport1".
Für viele kommt das Comeback des Managers überraschend, andere glaubten sowieso nicht daran, dass Schmadtke seine Zukunft komplett außerhalb des Fußballs bestreiten wird. "Er geht in den Vorruhestand. Mal sehen, ob er das aushält", sagte Niko Kovac, der Trainer unter Schmadtke beim VfL Wolfsburg im Januar war. "Aber wenn ihm irgendwann mal langweilig wird – davon gehe ich aus – wird er sich sicher wieder etwas Neues suchen."
Erfolg bei allen Stationen
Gesucht hat Schmadtke nicht, er wurde gefunden. Und zu verdanken hat er das nicht seinem Verhältnis zu Klopp, sondern dem zu dessen Agenten. "So eng sind wir gar nicht miteinander. Ich kenne seinen Berater Marc Kosicke besser. Der pflegt mit den Eignern des FC Liverpool einen guten Austausch", sagte Schmadtke. "Als der aktuelle Sportdirektor bekannt gab, dass er aus persönlichen Gründen aufhören möchte, hat Marc ihnen gesagt: 'Wenn Ihr einen älteren und erfahrenen Manager für die Transferperiode sucht, solltet Ihr euch vielleicht mal mit Jörg Schmadtke aus Deutschland auseinandersetzen.'"
Gesagt, getan - und für geeignet befunden. Schmadtke ist zurück auf der Fußballbühne und erstmals bei einem absoluten Spitzenklub. In seiner Karriere war er Manager bei Alemannia Aachen (2001 bis 2008), Hannover 96 (2009 bis 2013), dem 1. FC Köln (2013 bis 2017) und Wolfsburg (2018 bis 2023), alle Klubs führte er in den Europapokal. Nun geht es für ihn dauerhaft - zumindest für drei Monate - auf die internationale Bühne.
Klopp bleibt im Rampenlicht, Schmadtke arbeitet ihm zu
Doch anders als bei seinen bisherigen Stationen wird nicht Schmadtke der große Entscheider sein, sondern Klopp bleibt der Liverpool-Macher. "Die Prioritäten gibt Jürgen Klopp vor. Wir arbeiten ihm mit einem Team aus Datenanalysten, Scouts und so weiter zu, damit er dann aus einer Liste von Spielern aussuchen kann, mit wem er arbeiten möchte", so Schmadtke zu "Sport1".
Damit dürfte der 59-Jährige vorwiegend im Hintergrund agieren. Im NDR-Interview zu seinem Karriereende antwortete Schmadtke auf die Frage, was er nicht vermissen werde: "Interviews. Ich werde es nicht bedauern, nicht mehr in der Öffentlichkeit zu stehen." Dabei würde sich die Öffentlichkeit wahrscheinlich darüber freuen, wenn er doch wieder in die erste Reihe zurückkehren würde. Schließlich war Schmadtke nie bequem, aber immer unterhaltsam.
Schmadtke: "Ich mache mein Ding"
"Ich weiß, dass ich polarisiere. Mein Anliegen war nie, der freundlichste und populärste Manager der Liga zu sein. Sondern ich wollte stets den bestmöglichen Job für mein Unternehmen machen", sagte Schmadtke der "Welt". "Eher kontraproduktiv könnte sein, wenn sie dich für den nettesten Typ auf diesem Planeten halten - aber für unfähig." Aber er betont auch: "Es gibt sogar Menschen, die mich wiedersehen und mit mir einen Kaffee oder ein Bier trinken wollen. Ich bin nicht so ein Riesenarsch, wie man vielleicht denkt."
Jörg Schmadtke wird ab dem 1. Juni neuer Sportdirektor des FC Liverpool.
Schmadtke beschreibt sich als "sensibel". "Ich bin Sternzeichen Fische, da bleibt es nicht aus, dass man ein wenig sensibler ist. Aber das hat ja nicht nur negative Seiten, das ist ja manchmal auch sehr positiv", so der Neu-Liverpooler. "Ich habe immer versucht, meinen Job so gut wie möglich zu machen, hatte dabei aber immer eine Grunddistanz zu Teilen dieses Geschäfts. Ich mache mein Ding." Und das macht er jetzt in England.