Transfer bei Chelsea Warum Mudryks Vertrag achteinhalb Jahre läuft
Michailo Mudryk hat beim FC Chelsea einen ungewöhnlich langen Vertrag bekommen. Ein Grund dafür sind die Regeln des Financial Fairplay - in der Bundesliga ist eine solche Vertragslaufzeit kaum denkbar.
Bis zu 100 Millionen Euro soll Chelsea insgesamt für Michailo Mudryk an Schachtjor Donezk überweisen. Neben dieser Summe ist ein anderes Detail bemerkenswert: die Vertragslaufzeit von achteinhalb Jahren. Mudryk ist vorerst bis zum Ende der Saison 2030/31 an Chelsea gebunden - was mehrere Fragen aufwirft.
Warum vergibt Chelsea einen so langen Vertrag?
Hintergrund sind die Finanzregeln der UEFA. Auch bei den neuen Regeln der UEFA zur "Finanziellen Nachhaltigkeit" (früher bekannt als Financial Fairplay) werden die Ausgaben begrenzt, es muss entsprechende Einnahmen geben. Die Kaderkosten eines Klubs sollen innerhalb einer Saison nach einer Übergangszeit ab der Saison 2025/26 in einer Spielzeit nur 70 Prozent der Einnahmen betragen dürfen. Die 100 Millionen Euro würden die aktuelle Bilanz Chelseas aber in Sachen Ausgaben ziemlich nach unten ziehen.
Genau das will der Klub mit der langen Vertragslaufzeit verhindern. Die Kosten eines Transfers können Klubs nach den UEFA-Regeln über die Vertragslaufzeit abschreiben. Die 100 Millionen Euro werden also auf achteinhalb Jahre verteilt. Pro Saison macht sich der Transfer nur noch mit rund zwölf Millionen bemerkbar, das sichert Chelsea Handlungsspielraum bei der weiteren Gestaltung des Kaders.
Sind derart lange Verträge erlaubt?
Eigentlich nicht. Die FIFA schreibt in ihren Transfer-Regularien vor, dass ein Vertrag höchstens fünf Jahre laufen darf. Sie macht aber eine Ausnahme von dieser Regel. Da, wo nationales Recht es erlaubt, dürfen auch längere Verträge geschlossen werden. In Großbritannien ist das möglich, die Regeln der Premier League sagen deshalb: "Ein Vertrag zwischen einem Klub und einem Spieler kann über jede Laufzeit geschlossen werden."
Chelsea machte im Transferfenster im Winter mehrfach von dieser Möglichkeit Gebrauch: Benoit Badiashile kam von AS Monaco und erhielt einen Vertrag über siebeneinhalb Jahre, seine Ablöse soll 40 Millionen Euro betragen haben. David Fofana von Molde FK wurde für sechseinhalb Jahre unter Vertrag genommen. Auch im Sommer vergab Chelsea mehreren neuen Spielern Verträge über sechs oder sieben Jahre.
Chelseas Stadion Stamford Bridge
Was passiert, wenn der Spieler vor Vertragsende geht?
In diesem Fall entsteht aus den noch nicht abgeschrieben Transferkosten ein "Restbuchwert", der dann sofort bei den aktuellen Ausgaben fällig ist. Kommt es zu Einnahmen bei einem Transfer des Spielers zu einem anderen Klub, müssen diese mit dem Restbuchwert verrechnet werden, wodurch ein Gewinn oder ein Verlust entsteht.
Kann man auch Talente im jungen Alter langfristig binden?
Nein, bei Spielerinnen und Spielern unter 18 Jahren gilt bei der möglichen Vertragslaufzeit eine generelle Grenze von drei Jahren. Das sorgt seit langem für Konflikte. Mittelgroße Klubs fürchten, dass ihnen die finanzstarken Großklubs wie Chelsea, Paris oder Manchester City große Talente zum kleinen Preis oder gar ablösefrei abnehmen können. Deshalb forderten sie schon mehrfach längere Laufzeiten.
Gegen längere Laufzeiten bei Verträgen von Minderjährigen sind aber nicht nur Berater, die an Neuabschlüssen und Wechseln mitverdienen. Auch für junge Spieler selbst kann ein langfristiger Vertrag von Nachteil sein, wenn ihr Wert im Alter von 18 oder 19 Jahren plötzlich steigen sollte und ein vorher geschlossener Vertrag deutlich darunter liegt und langfristig läuft.
Sind derart langfristige Verträge in der Bundesliga möglich?
Grundsätzlich ja, in der Praxis ist das aber praktisch nie der Fall. In der "Lizenzordnung Spieler" der Deutschen Fußball Liga (DFL) heißt es dem FIFA-Reglement entsprechend: "Die Höchstlaufzeit eines Vertrages soll fünf Jahre nicht überschreiten." Das Wort "soll" lässt eine Hintertür offen, die zuletzt Bayer Leverkusen nutzte. Der belgische Nachwuchsspieler Noah Mbamba erhielt einen Vertrag über fünfeinhalb Jahre bis 2028.
Dass Klubs in Deutschland so gut wie nie darüber hinaus gehen, liegt am deutschen Teilzeit- und Befristungsgesetz. Das besagt, dass ein Arbeitsverhältnis von mehr als fünf Jahren nur vom Arbeitnehmer nach Ablauf von fünf Jahren mit einer Kündigungsfrist von sechs Monaten gekündigt werden kann. Das Risiko bei schweren Verletzungen oder größerem Formverfall läge bei einem Vertrag über achteinhalb Jahre wie bei Mudryk alleine beim Klub - was solche Verträge im deutschen Fußball unattraktiv macht.