Auswahl tritt beim Kontinentalturnier an Palästinas Nationalmannschaft: Zwischen Krieg und Asien-Cup
Trotz des Krieges in Israel tritt die palästinensische Nationalmannschaft beim Asien-Cup an. Das Team will ins Achtelfinale - und die "nationale Identität ausdrücken".
Beim Asien-Cup in Katar wird ab dem 12. Januar die beste Nationalmannschaft des asiatischen Kontinents gesucht. Einige Nationen wie Südkorea (mit Min-jae Kim vom FC Bayern) oder Japan (mit Ritsu Doan vom SC Freiburg) steigen mit namhaften Akteuren in den Wettbewerb ein.
Doch neben den großen Fußballnationen gibt es auch die kleinen Teilnehmer - Länder, die sich in den unteren Gefilden der FIFA-Weltrangliste befinden. Bahrain beispielsweise (Platz 86), Thailand (113) - oder das auf Platz 99 gelistete Palästina.
Palästina: Seit 1998 FIFA-Mitglied
Über die Frage, ob Palästina als souveräner Staat anzuerkennen ist, herrscht auf politischer Ebene große Uneinigkeit. Im Fußball ist das jedoch anders: 1962 wurde die "Palestinian Football Association" gegründet, 1998 erfolgte die Aufnahme in die FIFA. So kommt es, dass das palästinensische Nationalteam nun zum bereits dritten Mal an den asiatischen Kontinentalmeisterschaften teilnimmt. In Gruppe C heißt der Auftaktgegner am 14. Januar Iran, anschließend warten noch die Vereinigten Arabischen Emirate (18. Januar) und Hongkong (23. Januar).
Die Geschichte der palästinensischen Nationalmannschaft war schon immer speziell. Das erste Spiel vor heimischen Fans konnte die Auswahl beispielsweise erst 2008 bestreiten, zuvor war man bei Heimspielen aus Sicherheitsgründen stets ins Ausland ausgewichen.
Durch den bewaffneten Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Hamas hat sich die Situation nun aber noch einmal drastisch geändert: In der Heimat herrscht Krieg, die Spieler mussten sich in Algerien auf das Turnier vorbereiten, ihre Familienmitglieder sind teilweise noch in Gaza. Der Fußball rückt unter diesen Umständen schnell in den Hintergrund.
Trainer Daboub: "Jeder verfolgt die Nachrichten"
Der Tunesier Makram Daboub ist Trainer des Teams. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "AFP" sagte er über seine Spieler: "Sie sind die ganze Zeit ängstlich und denken an ihre Familien." Jeder verfolge die Nachrichten, so der Trainer. Aufgrund des "Mangels an Wettkämpfen" habe sein Team physische, technische und taktische Probleme - "ganz zu schweigen von der mentalen Seite".
Trotz Krieges an einem Fußballturnier teilnehmen? Susan Shalabi, die Vizepräsidentin des Palästinensischen Fußballverbandes, bekräftigt diese Entscheidung: "Über den Fußball können wir unsere nationale Identität ausdrücken." Es geht also um mehr als das Überstehen der Gruppenphase.
Dabbagh ist der Star
Die Hälfte des palästinensischen Kaders besteht aus Spielern, die in Vereinen der palästinensischen Gebiete aktiv sind. Dort ist der Spielbetrieb seit dem Angriff der palästinensischen Hamas auf israelischem Boden am 7. Oktober 2023 und den anschließenden Vergeltungsschlägen Israels ausgesetzt. Die übrigen Spieler sind von der zweiten schwedischen Liga bis Thailand über den ganzen Globus verteilt.
Star der Palästinenser ist Oday Dabbagh. Der 25-Jährige stürmt für den belgischen Erstligisten RSC Charleroi (17 Spiele, vier Tore). Auf ihn wird es auch beim Asien-Cup ankommen. Israel tritt dort übrigens nicht an, obwohl es geographisch zu Vorderasien zählt: Die Nationalmannschaft um Torhüter Daniel Peretz vom FC Bayern will sich Ende März über die Playoffs für die Europameisterschaft in Deutschland qualifizieren.