Nations League Tedesco mit Sorgen an seinen Sehnsuchtsort
Belgiens Trainer Domenico Tedesco freut sich auf die Partie in seinem Heimatland Italien. Für Sentimentalitäten hat er aber keinen Sinn, er braucht in der Nations League dringend Punkte.
Italien, sagte Domenico Tedesco einmal, sei für ihn nicht irgendein Land: "Italien ist auch meine Heimat, ein Sehnsuchtsort. Ich habe Verwandte dort." Für den in Rossano, Kalabrien, geborenen Deutsch-Italiener wird das anstehende Nations-League-Duell seiner Belgier in Rom ohne Frage eine besonderes Partie. Es ist das erste Mal, dass er als Trainer gegen Italien antritt.
In Belgien schon unter Druck
Sportlich hat er Sorgen: Denn Tedesco, der einstige Trainer des FC Schalke 04 und von RB Leipzig, braucht dringend positive Schlagzeilen. Der 39-Jährige steht in Belgien zunehmend unter Beobachtung. Ein Sieg am Donnerstag (20.45 Uhr) würde deutlich helfen, zumal es in der schwierigen Gruppe vier Tage danach gegen Frankreich geht. Und da gab es schon zuletzt eine 0:2-Pleite. Tedesco gibt sich gelassen. "Der größte Druck ist der, den wir uns selbst auferlegen", sagte er.
Belgien ist nach dem Sieg über Israel (3:1) und der Niederlage in Lyon Dritter der Gruppe A2, die von Italien angeführt wird. Bei der EM war die wieder einmal hoch gewettete Mannschaft nach einer schwachen Vorrunde mit nur einem Sieg im Achtelfinale an Frankreich (0:1) gescheitert.
Ohne Lukaku und De Bruyne nach Rom
Zuletzt hatte es Tedesco ohnehin nicht leicht bei den "Roten Teufeln" und musste viel über Spieler sprechen, die nun gar nicht dabei sind. Torwart Thibaut Courtois, bei Real Leistungsträger, verkündete Ende August öffentlichkeitswirksam, unter dem einstigen Bundesliga-Coach nicht mehr das Belgien-Trikot überstreifen zu wollen. Es war das schmerzliche Resultat eines Streits um die Kapitänsbinde, die vor dem Italien-Spiel nun erneut zum Thema wurde.
Denn es gilt auch Stürmer Romelu Lukaku und Mittelfeld-Star Kevin De Bruyne zu ersetzen, Youri Tielemans soll die Auswahl um Leipzig-Star Lois Openda stattdessen voraussichtlich anführen. "Ich hatte ein langes Telefongespräch mit Kevin", sagte Tedesco: "Generell ist er sehr motiviert, für Belgien zu spielen. Er hat uns gebeten, diesmal und im November nicht dabei zu sein, um auf seinen Körper Rücksicht zu nehmen."
Tedesco als Moderator gefragt
De Bruynes Verzicht folgt auf seinen Frustauftritt nach der 0:2-Niederlage im September in Frankreich. "Es gibt Spieler, die ihre Rolle nicht erfüllt haben. Punkt", hatte der 33-Jährige im TV geschimpft und damit für große Schlagzeilen gesorgt: "Wenn du nicht gut genug bist, musst du wenigstens alles geben, was manche nicht getan haben." Dies sei inakzeptabel.
Tedesco war nun bemüht, das Thema abzumoderieren. "Es gibt Trainer oder Spieler, die mit dieser Direktheit Probleme haben, ich nicht", sagte er vor den nächsten beiden echten Härtetests. De Bruyne sei nicht nur ein großer Spieler, "sondern auch eine große Persönlichkeit. Er übernimmt Verantwortung und kann als Kapitän in einer gewissen Art und Weise mit der Mannschaft sprechen."
Sehnsucht nach einem Sieg und mehr Ruhe
Vorerst wird Tedesco aber ohne die Führungsqualitäten seines Stars auskommen müssen - und das jetzt auch ausgerechnet in seiner Heimat Italien. Doch vielleicht klappt es ja am Sehnsuchtsort mit einem Sieg. Denn Sehnsucht nach mehr Ruhe hat Tedesco sicherlich auch.