Nach dem Sieg gegen Frankreich Rudi Völler - simples Konzept, großer Effekt
Rudi Völler gewinnt als Interimstrainer mit der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich und bringt damit genau den Effekt, den sich der DFB erhofft hatte. Seine Anwesenheit und ein simples Konzept sorgten für einen Stimmungsumschwung.
Bei den prägenden Figuren des deutschen Fußballs und der Bundesliga wird sein Name vielleicht nicht zuerst, aber doch schnell genannt: Rudi Völler bestritt 1980 sein erstes Spiel in der Bundesliga, die damals noch nicht mal im Erwachsenenalter war. Seitdem ist er dabei, auch wenn er nicht immer mittendrin war, weil ihn der Beruf auch mal nach Rom und Marseille führte.
Wenn Rudi Völler, der so schlecht "nein" sagen kann, die Teilnahme an der Gala "60 Jahre Bundesliga" absagt, dann muss es schon einen triftigen Grund geben. "Ich gönne mir mal eine kleine Auszeit. Die letzten Tage waren sehr anstrengend und stressig", sagte Völler am Dienstag (12.09.2023) kurz vor Mitternacht in Dortmund, als der Beginn der Gala der Deutschen Fußball Liga in Berlin nur noch knapp 18 Stunden entfernt war.
Entspanntere Atmosphäre bei der Trainersuche
Der Stress lohnte sich zumindest für Völler, denn mit ihm als Interimstrainer gewann die deutsche Nationalmannschaft mit 2:1 gegen Frankreich und schaffte damit einen Stimmungsumschwung, der mindestens bis zur nächsten Länderspielpause anhalten sollte. Am 9. Oktober geht es für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in die USA. Im "Idealfall", so Völler, steige auch der neue Bundestrainer schon mit in den Flieger.
Die Stimme des Volkes, vertreten durch die deutschen Fans unter den gut 60.000 Zuschauern in Dortmund, hätte ihm den Job am liebsten sofort per Akklamation aufgezwungen. Aber dagegen hatte sich der 63 Jahre alte Völler schon vorher gewehrt. Und auch der Erfolg gegen den Weltmeister von 2018 und Zweiten der WM 2022 in Katar stimmte ihn kein bisschen um.
Völler sagt mal "nein", aber das bringt ihm keine ruhigen Wochen, denn mit dem DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf und Multifunktionär Hans-Joachim Watzke wird der Sportdirektor nun unter Zeitdruck den neuen Bundestrainer finden müssen.
Der Vorteil für den DFB ist, dass dies in einer wesentlich entspannteren Atmosphäre ablaufen kann, als nach dem 1:4 gegen Japan und der anschließenden Freistellung von Hansi Flick gedacht. Dafür sorgten Völler und seine beiden Assistenten Hannes Wolf und Sandro Wagner, weil sie der Mannschaft Leben einhauchten.
Ein Spiel wie aus der Zeit, als Rudi Völler noch spielte
Die Franzosen spielten dabei mit, denn ihre Lust auf Anstrengung und Stress war überschaubar. Aber sie bekamen auch von der ersten Minute an zu spüren, dass die deutsche Mannschaft gewillt ist, wie eine deutsche Mannschaft aufzutreten, in der Rudi Völler noch im Trikot auflief.
Das Trainertrio hatte ein simples 4-2-3-1 gewählt. Von der "neuen Spielphilosophie", die Flick vor dem Spiel gegen Japan ausgesucht hatte, war nichts mehr übrig geblieben. Der gelernte Innenverteidiger Jonathan Tah ersetzte den angeschlagenen Joshua Kimmich am rechten Ende der Viererkette, und er zog weder bei Ballbesitz nach innen ins Mittelfeld noch schaltete er sich häufig in Angriffe ein.
Deutschlands Jonathan Tah (l.) und Frankreichs Theo Hernandez kämpfen um den Ball.
Der Verteidiger Tah verteidigte in erster Linie, und das tat er so diszipliniert und zweikampfstark wie all seine Kollegen. Die gleiche Nationalmannschaft, die drei Tage zuvor noch vier Tore gegen Japan schluckte und glücklich sein durfte, dass es nicht noch mehr waren, ließ so kaum eine gute Chance gegen Frankreich zu, das zwar ohne Kylian Mbappé und Olivier Giroud angetreten, aber immer noch mit exzellenten Offensivspielern ausgestattet war.
Stimmung bei Deutschland-Fans so gut wie selten
"Wir haben unglaublich gut gefightet", lobte Völler, und genau das habe er sehen wollen, "das Ergebnis war gar nicht so wichtig." Letztlich stimmte an diesem einen Abend, der vermutlich der letzte mit einem Bundestrainer Rudi Völler war, alles. Die Stimmung unter den Fans war so gut wie selten in den vergangenen Jahren bei einem Länderspiel.
Fans in Dortmund feiern beim Spiel gegen Frankreich.
Der Effekt, auf den der DFB gehofft hatte, setzte ein. Die Arbeit, daraus etwas Nachhaltiges zu entwickeln, dürfte trotzdem anstrengend werden.