Erneute Heimpleite Blamage gegen Japan - DFB-Team steckt tief in der Krise
Bei der WM in Katar ist Deutschland gegen Japan in die Krise gestürzt, der Versuch des Neustarts scheiterte am Samstagabend (09.09.2023) gegen den gleichen Gegner krachend: Nach einer blamablen Vorstellung gab es die nächste Heimpleite mit einem in der Höhe noch schmeichelhaften 1:4 (1:2) - das DFB-Team scheint unter Hansi Flick den freien Fall nicht mehr stoppen zu können.
Dabei hatte Flick viel versucht, viel verändert, deutliche Appelle an Spieler und Fans gerichtet, einen neuen Kapitän installiert und sein Dreierketten-Experiment eingemottet. Gefruchtet hat all das nicht. Neun Monate vor der Heim-EM dilettiert die deutsche Mannschaft hilf- und orientierungslos durch eine Dauerkrise, aus der kein Ausweg erkennbar ist - zumindest nicht mit diesem Trainer.
Flick spricht Deutschland die "Basics" ab
Flick sagte anschließend bei RTL: "Erstmal ist man natürlich enttäuscht, wir haben im Moment einfach nicht die Mittel, um uns gegen so eine kompakte Mannschaft wie Japan Torchancen herauszuspielen. Wir haben es in der zweiten Halbzeit immer wieder versucht, aber dann kommen natürlich die inviduellen Fehler dazu. Japan ist einfach top ausgebildet, hat die Basics drauf - da müssen wir im deutschen Fußball mal aufwachen und dran arbeiten, auch wenn uns das aktuell nicht hilft."
Angesprochen auf seine persönliche Zukunft antwortete Flick: "Ich finde, wir machen das gut und ich bin der richtige Trainer. Aber ich weiß, dass im Profifußball sehr viel Dynamik drin ist. Ich kann nicht absehen, was ansonsten noch kommt."
Nationalelf-Direktor Rudi Völler vermied diesmal bei RTL ein klares Bekenntnis zur Zukunft von Flick: "Ich gebe zu, wir stehen noch etwas unter Schock. Wir tun gut daran, uns jetzt mal etwas zu beruhigen, eine Nacht drüber zu schlafen und dann sehen wir weiter."
Ilkay Gündogan gab am Sportschau-Mikrofon zu: "Es fühlt sich so an, als wenn der deutsche Fußball am Boden liegt. Es ist heute ein ganz bitterer Tag. Man muss so ehrlich sein und sagen, dass die Japaner in allen Belangen besser waren. Aber wir haben durch unsere individuellen Fehler auch Einladungen an sie geschickt - wenn das in der Häufigkeit passiert, dann hat man keine Chance."
Sichtbarer Frust im DFB-Team: Sané motzt Süle an
Auf der Ehrentribüne sprachen die versteinerten Mienen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und den beiden mächtigen Männern Rudi Völler und Hans-Joachim Watzke fast über die gesamte Dauer der Partie Bände. Und in der 38. Minute wurde der ganze Frust auch innerhalb des deutschen Teams hörbar und sichtbar.
Leroy Sané war komplett unzufrieden mit einem Zuspiel von Niklas Süle, brüllte über das halbe Feld und ließ sich auch vom offenbar um Schlichtung bemühten Joshua Kimmich nicht beruhigen. Süle zeigte sich alles andere als einsichtig, deutete gestenreich und ziemlich unwirsch an, dass Sané dann doch auch mal die richtigen Laufwege wählen solle.
Für erhöhte Aufmerksamkeit im Team sorgte diese Szene nicht. Anderthalb Minuten später brachte Nico Schlotterbeck seinen Nebenmann Antonio Rüdiger mit einem furchtbaren Querpass in der eigenen Defensivzone in so große Verlegenheit, dass Japans Mittelsürmer Ayase Ueda frei auf Marc-André ter Stegen zulaufen durfte. Der Barca-Keeper rettete brillant per Fußabwehr, sonst wäre diese Partie wohl schon vor der Pause gegen die DFB-Auswahl entschieden gewesen.
Panik in der deutschen Defensive
Denn zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 1:2. Deutschland mit dem neuen Kapitän Ilkay Gündogan und dem neuen Rechtsverteidiger Kimmich hatte zwar engagiert begonnen, ging früh ins Pressing, versuchte nach Ballgewinnen schnell umzuschalten. Aber defensiv brach gegen die schnellen Japaner ein ums andere Mal die nackte Panik aus.
Nach zehn Minuten ließ sich Linksverteidiger Schlotterbeck von Yukinari Sugarawa mit einem simplen Hüftwackler ausmanrövieren, die Flanke landete bei Junya Ito, der den Ball noch mit leichter Unterstützung von Rüdiger zum 1:0 für die Gäste ins kurze Eck spitzelte. Vor allem über die linke Abwehrseite blieb Deutschland auch danach extrem anfällig, aber auch im defensiv-zentralen Mittelfeld mit Emre Can und Gündogan herrschte viel Unordnung.
Ilkay Gündogan im Spiel gegen Japan
Sané erzielt den Ausgleich
Gefährlich wurden die Schützlinge von Flick, wenn es über Kimmich und Sané ging, so auch beim 1:1-Ausgleich in der 19. Minute: Über Kimmich, Gündogan und Wirtz landete der Ball bei Sané, der präzise und flach vollstreckte. Das Wolfsburger Publikum hoffte anschließend auf etwas mehr Sicherheit in den deutschen Aktionen, doch schon drei Minuten später schlug es hinten erneut ein: Ayase Ueda kam nach einem verunglückten Schuss von Ueda zentral vor dem Tor frei zum Abschluss, weil Süle drei Meter Sicherheitsabstand hielt.
Nachvollziehbarerweise wurden die Deutschen mit einem lautstarken Pfeifkonzert in die Kabine begleitet, Flick schickte dennoch auch zu Beginn des zweiten Durchngangs die selbe Formation auf den Platz. Und die Probleme blieben auch. Gleich zweimal rettete ter Stegen in der 48. Minute, erst gegen Ueda, dann gegen den Nachschuss von Hidemasa Morita.
Asano und Tanaka machen den Deckel drauf
Ernüchternd in der Folgezeit: Deutschland versuchte viel, spielte überwiegend auf ein Tor - und hatte doch so gut wie keine Chance.
Ein Fehler des für Schlotterbeck eingewechselten eingewechselten Robin Gosens leitete in der 90. Minute den Konter zum 1:3 ein, den wie bei der WM der Bochumer Takuma Asano abschloss. In der Nachspielzeit stand dann mal wieder Süle viel zu weit weg von seinem Gegenspieler, Ao Tanaka nickte unbedrängt zum 4:1 ein.