Nach Torjubel mit politischer Botschaft Jehezkel aus U-Haft entlassen und zurück in Israel
Der israelische Fußballprofi Sagiv Jehezkel ist aus seiner U-Haft in der Türkei entlassen worden und nach Israel gereist.
Wie das israelische Außenministerium mitteilte, kehrte Jehezkel gemeinsam mit seiner Familie noch am Montag (15.01.2024) nach Israel zurück, die Ermittlungen gegen ihn würden aber weiterlaufen, berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Montag.
Jehezkel selbst wandte sich nach seiner Rückkehr mit einem emotionalen Post an seine Landsleute. "Mein liebes Land, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, euch für all diese verrückte Liebe und Unterstützung zu danken, das ist wirklich keine Selbstverständlichkeit", schrieb der 28-Jährige am Montagabend bei Instagram. "Wir beten für die Genesung der Verwundeten, die Rückkehr der Entführten und für die Sicherheit unsere heldenhaften Soldaten", schrieb er weiter.
Ermittlungen wegen Torjubels mit Verweis auf 7. Oktober
Jehezkel hatte am Sonntag bei einem Meisterschaftsspiel der türkischen ersten Liga nach seinem Tor für Antalyaspor zum 1:1-Endstand gegen Trabzonspor seine bandagierte Hand in die Kameras gehalten. Darauf hatte auf Englisch und handschriftlich gestanden: "100 Tage" sowie das Datum des Hamas-Massakers am 7. Oktober und ein Davidstern.
Er wurde daraufhin in der Türkei festgenommen, Ermittlungen wegen Volksverhetzung wurden aufgenommen wegen "öffentlicher Anstiftung zu Hass und Feindseligkeit", wie der türkische Justizminister Tunc am Sonntagabend bei Twitter geschrieben hatte.
Erstligist Antalyaspor stellte den 28 Jahre alten Rechtsaußen nach dem 1:1 gegen Trabzonspor zudem frei. Jehezkel habe "gegen die Werte unseres Landes" verstoßen, hieß es in einer Mitteilung des Klubs. Auch der türkische Fußballverband TFF sprach von einem "völlig inakzeptablen Verhalten" des Spielers. Die Kündigung durch den Klub sei "angemessen".
In Israel sorgten die Vorgänge für große Empörung. "Die Türkei ist zu einer dunklen Diktatur geworden, die gegen humanitäre Werte und die Werte des Sports arbeitet", sagte der israelischen Außenminister Israel Katz den Angaben zufolge.
Jehezkel: "Habe nicht vorgehabt, jemanden zu provozieren"
"Ich habe nicht vorgehabt, jemanden zu provozieren", sagte Jehezkel laut des Fernsehsenders "NTV" in seinem Verhör. Er sei kein Kriegsbefürworter. Sondern habe vielmehr auf die von der islamistischen Hamas genommenen Geiseln aufmerksam machen und nicht den Krieg unterstützen wollen.
Israels Verteidigungsminister kritisiert Türkei
Israels Verteidigungsminister Joav Galant warf der Türkei auf X vor, als "Arm der Hamas" zu wirken. Israel habe dem Land nach den verheerenden Erdbeben im Februar vergangenen Jahres mit Zehntausenden Toten als erster Staat Hilfe gewährt und damit vielen Menschen in der Türkei das Leben gerettet. "Die skandalöse Festnahme des Fußballspielers Sagiv Jehezkel ist Ausdruck von Heuchelei und Undankbarkeit", schrieb Galant weiter.
100. Tag des Gaza-Krieges
Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen im Süden Israels ein Massaker verübt. Dabei töteten sie 1.200 Menschen und verschleppten rund 240 weitere in den Gazastreifen. Israel versucht seitdem mit Luftangriffen und einer Bodenoffensive, die militärische Infrastruktur der Hamas zu zerschlagen. Am Sonntag war der 100. Tag des Gaza-Kriegs.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israel seit Kriegsbeginn wiederholt als "Terrorstaat" bezeichnet. Die Hamas bezeichnete er dagegen als "Befreier".
Jehezkel ist israelischer Nationalspieler und wechselte erst im September von Hapoel Beer Sheva in die türkische Süper Lig zu Antalyaspor. In 13 Saisonspielen kommt er auf acht Torbeteiligungen. Der Ausgleichstreffer am Sonntag war sein sechstes Saisontor. Er wurde bei seiner Rückkehr nach Israel von Flughafen-Mitarbeitern empfangen. Ein vom Verband veröffentlichtes Video zeigte, wie diese ihm eine israelische Fahne um die Schultern legten.
Basaksehir kündigt Untersuchung gegen weiteren israelischen Spieler an
Im Zuge des Vorfalls verkündete der Istanbuler Klub Basaksehir, eine Disziplinaruntersuchung gegen einen anderen israelischen Spieler, Eden Karzev, einzuleiten. Grund sei, dass dieser in Onlinenetzwerken einen Beitrag zu den Geiseln geteilt hatte: "Bring Them Home" ("Bringt sie nach Hause") - der Aufruf zur Freilassung der Verschleppten.