Frauen in Führungspositionen Warum Bianca Rech beim FC Bayern gegen Betonwände kämpfte
Vereine wie Bayern München, Eintracht Frankfurt oder Werder Bremen haben längst den Wert des Frauenfußballs erkannt. Sie tun sich aber schwer, Frauen in Führungspositionen zu bringen.
Heute kann Bianca Rech mit Fug und Recht von sich behaupten, dass ihr der Job Spaß macht. Als Direktorin Frauenfußball beim FC Bayern verfügt die ehemalige Nationalspielerin seit dem 1. Juli 2023 über Entscheidungsbefugnisse, die lange nicht selbstverständlich waren.
Obwohl der FC Bayern sich zusammen mit dem VfL Wolfsburg seit einem Jahrzehnt alle nationalen Titel aufteilt, sind Frauen auf Führungsebene bis heute rar gesät. Vorstand und Aufsichtsrat beim Rekordmeister sind allein mit Männern bestückt. Rech gehört zu den sechs Frauen, die zumindest auf der Ebene darunter gestalten können.
Alphatiere in einer Männerwelt beim FC Bayern
"Ich musste in viele Wände laufen, bevor ich sie einreißen konnte - und musste mir auch viele Sprüche anhören." Sie sei glücklicherweise ein Typ, der bei Widerständen erst recht anpackt und eben auch gegen "Betonwände" angeht, wie sie auf dem Women in Football Summit auf dem Campus des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erzählte.
"Im Verein haben es die Leute endlich auch kapiert; auch die weißen Männer innerhalb des Vereins, dass sie den Frauenfußball brauchen, um andere Zielgruppen anzusprechen", rief die 43-Jährige den 150 Teilnehmerinnen zu.
Insbesondere der mächtige Ehrenpräsident Uli Hoeneß brauchte lange für die Einsicht, dass die Frauen-Abteilung einen Mehrwert stiftet. Alphatiere wie Hoeneß oder der langjährige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sind in einer reinen Männerwelt des Fußballs sozialisiert.
Es brauchte breite Ellbogen und viel Energie
Rech hat als Spielerin zwischen 2006 und 2010 beim FC Bayern selbst erlebt, wie die abseits in Aschheim beheimateten Frauen lange ein Mauerblümchendasein fristeten. Die Abteilungsleiterin konnte intern gar nicht Karriere machen. "Meine Vorgängerin (Katrin Danner, Anm. d. Red.) hat viele Jahre für diese Position gekämpft", sagte Rech.
Sie habe "breite Ellbogen und viel Energie" dafür einsetzen müssen, um endlich mit anderen Entscheidern am Tisch sitzen zu können. "Das gibt uns auch viel mehr Möglichkeiten, Dinge zu bewegen. Das macht einen großen Unterschied."
Die FCB-Frauen sind zweimal hintereinander Deutscher Meister geworden. Ohne sie wäre der Rathausbalkon am Marienplatz in diesem Jahr ungenutzt geblieben. Präsident Herbert Hainer betont heute bei jeder Gelegenheit, welche wichtige Rolle die Frauen für seinen Verein spielen. Erstaunlich ist, dass selbst Lizenzvereine mit den besten Teams der Frauen-Bundesliga keine oder kaum Frauen in Führungspositionen haben.
Noch ein weiter Weg bei Eintracht Frankfurt
Ausgerechnet Eintracht Frankfurt ist dafür ein unrühmliches Beispiel. Ein Klub, der sich aus Überzeugung für Vielfalt einsetzt, der den Frauenfußball auf allen Ebenen voranbringen will, aber im Top-Management unter dem Adler-Dach haben allein Männer das Sagen. Vorstandssprecher Axel Hellmann räumte am Mittwoch (18.9.2024) ein, dass es noch ein "weiter Weg" sei, bis Frauen in Vorstand oder Aufsichtsrat einziehen.
Diversität sei ja eigentlich ein Grundprinzip, gleichwohl müsste der Europa-League-Sieger 2022 an dieser Stelle besser werden. Gefordert seien aus seiner Sicht in erster Linie die mehr als 140.000 Mitglieder: "Ich habe das Thema mehrfach adressiert. Das können wir nicht von oben verordnen. Das muss aus der Mitgliederschaft kommen."
Letztlich sei die Einbindung von Frauen für einen im Männer- wie Frauenfußball ambitionierten Klub wie die Eintracht wichtig, um Leistung zu erbringen: "Wir möchten die besten Köpfe und Leute - und das sind nicht nur Männer. Wer das nicht macht, kann nicht Topleistung bringen." Es sei überholt, Akquise aus einer reinen Männerwelt zu betreiben.
Bei der Eintracht soll "sportliche Kompetenz diffundieren"
Für den 53-Jährigen muss nicht jeder die Historie der Eintracht seit 1959 kennen, um einen Job beim hessischen Bundesligisten anzutreten. Frauen hätten intern auf der Geschäftsstelle "ein Vorfahrtsschild" bekommen. Seit Sommer setzt beispielsweise die ehemalige Unternehmensberaterin Christine Thoma federführend den Strategieprozess um.
Die Personalchefin soll eine bessere Parität gewährleisten. Der Eintracht-Boss: "Wir sind noch nicht auf einem Vorzeigeweg. Wir haben nur das gemacht, was vor 15 Jahren schon in der Wirtschaft getan worden ist." Die Fusion vor vier Jahren mit dem 1. FFC Frankfurt sei auch deshalb erfolgt, damit aus dem Frauenfußball "sportliche Kompetenz diffundiert".
Hellmann kann sich vorstellen, dass irgendwann auch eine Frau die Männerprofis trainiert. "Wir müssen lernen, die Kräfte zu bündeln. Es wird eine höhere Durchlässigkeit geben bis hin zur Besetzung von Cheftrainerinnen." Noch aber werden selbst die Eintracht-Frauen seit vielen Jahren von Niko Arnautis gecoacht, der mit der verpassten Champions-League-Qualifikation ein wichtiges Saisonziel des Bundesliga-Dritten verspielt hat.
Internationale Ansprüche formuliert Werder Bremen weder für seine Frauen noch seine Männer, doch gesellschaftliche Verantwortung ist an der Weser nicht mehr verhandelbar. Die Grün-Weißen sind insofern weiter als andere Klubs, weil es einen Beschluss gibt, bis 2026 mindestens 25 Prozent der Führungsposten mit einer Frau zu besetzen.
Vor anderthalb Jahren rückte Anne-Kathrin Laufmann als Geschäftsführerin Sport & Nachhaltigkeit in die vierköpfige Geschäftsführung. Auch sie erzählte auf der DFB-Veranstaltung sehr eindringlich, welche Hürden sie überwinden musste.
Einzige Frau in der Geschäftsführung von Werder Bremen: Anne-Kathrin Laufmann (rechts).
Werder Bremen hat eine Frau in der Geschäftsführung
Angefangen hatte sie 2006 zunächst als Praktikantin, sie leitete diverse Projekte in der Fan- und Mitgliederbetreuung, bekam mehr Verantwortung in der CSR-Abteilung. Der Schritt auf die oberste Führungsebene habe auch einen inneren Zwiespalt ausgelöst, verriet sie, zumal sie inzwischen als zweifache Mutter bisweilen andere Prioritäten setzen muss.
"Anfangs hatte ich Angst", gab sie unumwunden zu. Doch dann habe sie sich gesagt: "Ich probiere das jetzt." Früher habe sie in den ersten Sitzungen oft geschwiegen, doch heute bringt sich die 45-Jährige selbstverständlich mit ein, weil sie von sich stellvertretend für Frauen in Führungspositionen sagt: "Wir bringen mehr Empathie, eine sozialere und menschlichere Sicht rein."