FC Basel betroffen Erneuter Ausschluss von Fans - "Akt der Willkür"
Erneut werden Fußballfans kollektiv vom Besuch eines Spiels im europäischen Wettbewerb ausgeschlossen - dieses Mal in Nizza. Der betroffene FC Basel nennt es einen "Akt der Willkür".
Es war das erste Mal, dass die SG Eintracht Frankfurt ein Auswärtsspiel in einer K.o.-Runde der Champions League vor sich hatte. Tausende Fans buchten Unterkünfte, Flüge nach Neapel oder suchten andere Wege in den Süden Italiens. Viele blieben auf den Kosten in Höhe von hunderten oder sogar mehr als 1.000 Euro sitzen, weil wenige Tage vor dem Rückspiel im Achtelfinale bekannt wurde, dass das italienische Innenministerium den Frankfurtern den Zutritt zum Stadion wegen Sicherheitsbedenken verwehrt hatte.
"Bei Hochrisikospielen sollte jede mögliche Sicherheitsmaßnahme sehr genau geprüft werden, bevor man als allerletzte Option alle Fans einer Mannschaft ausschließt", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. "Denn eine so einschneidende Maßnahme trägt womöglich nicht zur Deeskalation bei. Daher habe ich wenig Verständnis für diese Entscheidung."
Die auch für den Sport zuständige Sozialdemokratin sollte richtig liegen. Trotz des Verbots kam es vor und nach dem Spiel am 16. März zu Krawallen durch einige Fans unter den Tausenden, die gerne das Spiel im Stadion gesehen hätten.
Büchse der Pandora geöffnet
Auch Philipp Reschke, Vorstandsmitglied von Eintracht Frankfurt, lag mit seiner Vermutung gut. "Die Büchse der Pandora wurde hier möglicherweise geöffnet. Wir hoffen, dass das nicht Schule macht", hatte der Justiziar des Bundesligisten gesagt.
Einen guten Monat später steht fest, dass die Büchse der Pandora offen ist. Am späten Dienstagabend (18.04.2023) gab das französische Innenministerium bekannt, dass keine Fans des FC Basel nach Nizza reisen dürfen, um am Donnerstag (20.04.2023) das Rückspiel im Viertelfinale der Europa Conference League bei OGC Nizza sehen zu dürfen.
Verbot auf Grundlage von "Befürchtungen"
Basler Fans seien "häufig Störquellen für die öffentliche Ordnung", wurde das Verbot in der entsprechenden Mitteilung begründet. Weiter schrieb das Ministerium, dass vor dem Hinspiel (2:2) "Risiko-Anhänger beider Mannschaften Kontakt aufgenommen und Konfrontationen geplant hatten".
In Basel war es beim Hinspiel zwar ruhig geblieben, es werde aber befürchtet, dass das Rückspiel "zum Schauplatz von Auseinandersetzungen wird". Dabei hat auch die bisherige Saison eine Rolle gespielt, denn bei der Partie des 1. FC Köln in der Gruppenphase war es zu schweren Ausschreitungen gekommen, die etliche Strafen nach sich zogen.
Vorkommnisse beim Spiel des 1. FC Köln
Viele Fans aus der Masse der friedlichen Anhänger Kölns störten sich im September daran, dass sie in Nizza seit der Ankunft das Gefühl gehabt hätten, nicht willkommen zu sein.
Daher machte sie auch ein Tweet des Bürgermeisters wütend. Christian Estrosi hatte geschrieben, dass die Fans des FC herzlich willkommen gewesen seien, diese die Gastfreundschaft aber missbraucht haben. Daher wolle er dem Bundesligisten eine Rechnung über Reparaturen und Reinigungen in der Stadt schicken.
"Streiks in Frankreich können nicht Problem des FC Basel sein"
Der FC Basel nennt das Verbot in einer am Mittwochmorgen verbreiteten Mitteilung einen "Akt der Willkür", wie ihn der der Klub "so noch nie erlebt" habe. Der Schweizer Erstligist vermutet, dass die wegen der kürzlich beschlossenen Rentenreform anhaltenden Streiks und Proteste der Hauptgrund für den Erlass seien, kritisiert ihn nichtsdestotrotz scharf: "Der FC Basel 1893 ist wütend und maßlos enttäuscht über das inakzeptable Vorgehen und den Entscheid der französischen Behörden. (...) Dass Frankreich regelmäßig von Streiks betroffen ist, ist keine neue Erkenntnis, sondern war schon am Tag der Auslosung ein Fakt und kann nicht das Problem des FC Basel sein."
Vierter Fall in gut einem Monat
Der Ausschluss von Fans aus der Schweiz ist der vierte ähnlich gelagerte Fall seit "Neapel". Zwischendurch war den Fans von Feyenoord Rotterdam verboten worden, Tickets für das Rückspiel im Viertelfinale der Europa League bei AS Rom zu kaufen. Die italienische Regierung war damit der Forderung des römischen Bürgermeisters Roberto Gualtieri gefolgt: "Ich habe den Innenminister Matteo Piantedosi gebeten, die Möglichkeit eines Reiseverbots für Feyenoord-Fans zu prüfen und eine sehr harte Haltung einzunehmen, um die Stadt Rom zu schützen."
Aufgrund dieses Erlasses untersagte der europäische Fußballverband UEFA den Fans von AS Rom, das Hinspiel in den Niederlanden zu besuchen, das 1:0 für Feyenoord endete.
Fanbündnis: "Schreckliche Woche für Fanrechte und Reisefreiheit"
Die Fanvereinigung "Football Supporters Europe" (FSE) sprach angesichts der jüngsten Verbote in Italien und Frankreich von einer "schrecklichen Woche für Fanrechte und die Reisefreiheit in Europa".
Gemeinsam mit dem Klub aus Basel sowie Fanbündnissen aus Frankreich und vom FC Basel wollte die FSE die Anordnung anfechten. Eine Anhörung vor dem obersten Verwaltungsgericht Frankreichs blieb allerdings ohne Erfolg.
Ankündigung der UEFA für Regeländerungen läuft ins Leere
Von der UEFA gab es bislang keine Reaktion auf den französischen Erlass, Fans des FC Basel auszuschließen. Dabei hatte der kürzlich wiedergewählte Präsident Aleksander Čeferin nach dem Fall "Neapel" im ZDF angekündigt: "Wir müssen sagen, wenn so etwas passiert, wird dort nicht gespielt. Ganz einfach: Wir werden die Regeln ändern."
Auf eine Anfrage zum Vorgang in Nizza teilte die UEFA der Sportschau mit, dass sie die Entscheidung zur Kenntnis genommen habe. "Die UEFA steht mit beiden Klubs in Kontakt, um sicherzustellen, dass die Informationen ordnungsgemäß mit den Fans geteilt werden, um ein sicheres Umfeld im Stadion zu gewährleisten." Inhaltlich bezog sie zu den Entscheidungen der Behörden noch nicht Stellung.