Zahlreiche Änderungen FIFA und UEFA krempeln den Fußball der Frauen um
Gianni Infantinos Pläne zur Erweiterung und Schaffung von neuen Wettbewerben betreffen auch den internationalen Fußball der Frauen. Der erlebt eine Reform nach der anderen.
FIFA-Präsident Gianni Infantino stellte am Freitag (16.12.2022) mehrere Änderungen vor, die die Struktur der Saison bei den Frauen deutlich verändert. Schon zuvor hatte die UEFA mehrere Änderungen vorgenommen oder angekündigt.Ein Überblick:
Weltmeisterschaft: vergrößert
Ab 2023 nehmen 32 Teams statt bisher 24 teil. Die Regel der besten Gruppendritten entfällt. Das Turnier in Australien und Neuseeland findet vom 20. Juli 2023 bis 20. August 2023 statt.
Klub-WM: neu geschaffen
Infantino kündigte an, dass es neben der vergrößerten Klub-WM der Männer erstmals überhaupt eine Klub-WM der Frauen geben soll. Zum Format, zur Größe, zum Austragungsort, zum Termin oder zu den teilnehmenden Teams machte er keine Angaben.
Olympisches Turnier: vergrößert
Bei den Olympischen Spielen hat das Fußballturnier der Frauen eine viel größere Bedeutung als bei den Männern. Für die Klubs herrscht eine Abstellungspflicht, die wichtigen Spielerinnen sind also dabei. Nun soll das Turnier wie bei den Männern mit 16 statt bisher 12 Teams stattfinden.
Nations League: neu geschaffen
Bei den Frauen läuft ab 2023 in einem etwas anderen Format als bei den Männern eine Nations League der UEFA. Das Finalturnier soll in Olympiajahren die drei Länder bestimmen, die an dem olympischen Turnier teilnehmen, so die UEFA. Da wusste sie noch nicht, dass das olympische Turnier vergrößert wird.
EM- und WM-Qualifikation: reformiert
Die EM- oder WM-Qualifikation in Europa findet künftig im jährlichen Wechsel mit der Nations League statt: Die Nations League alle zwei Jahre, die WM- und EM-Qualifikation abwechselnd alle vier Jahre. Das Besondere: Auf- und Abstieg finden auch in der Qualifikation statt, beide Wettbewerbe sind miteinander verbunden.
Champions League: reformiert
Eine große Veränderung gab es bereits in der Saison 2021/22 in der Champions League der Frauen. Die fand zuvor in einem reinen K.o.-System statt. Seit vergangener Saison spielen die 16 Teams in einer Gruppenphase - eine bessere Vermarktung durch die UEFA ist die große Hoffnung.
EM: erstmals im Schatten eines Männerturniers
Frauen-Turniere hatten bislang die Chance, in ungerade Jahren den Männer-Turnieren aus dem Weg zu gehen, um sich uneingeschränkte Aufmerksamkeit sichern zu können. 2021 wurde die EM in das Jahr 2022 verschoben, da das Männerturnier zuvor wegen der Coronavirus-Pandemie verlegt werden musste. Das war im Rückblick ein sinnvoller Schritt.
2025 steht die nächste EM an, der Austragungsort ist noch nicht bestimmt (Bewerbungen: Skandinavien, Polen, Schweiz und Frankreich, Entscheidung im Januar 2023). Klar ist aber nun, dass die FIFA im Sommer eine Gegenveranstaltung im Männerfußball abhalten wird. Die neue Klub-WM mit 32 Teams wird viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen - selbst wenn sie nicht parallel zur Frauen-EM stattfindet, könnte sie diese in der Wahrnehmung zum zweitwichtigsten Turnier des Sommers abwerten.
Kritik von FIFPRO, Verhandlungen über den Kalender stehen an
FIFPRO, die internationale Gewerkschaft für Spielerinnen und Spieler, kritisierte die FIFA für einseitige Beschlüsse. Bei den Frauen endet der bislang beschlossene internationale Spiel-Kalender 2023 (Männer 2024) und muss neu verhandelt werden. Die FIFA kündigte an, das Grundprinzip bis 2025 zu erhalten - ohne Rücksprache, wie FIFPRO bemängelte.
Die zahlreichen Änderungen würden nun dazu führen, dass es im Kalender immer enger wird. Mit der WM 2023, Olympia 2024 und der EM 2025 steht in den kommenden drei Saisons jedes Jahr ein großes Turnier an.