Revier-Derby in der Frauen-Bundesliga Duisburg, Essen und die Erinnerung an früher
Am Montagabend (16.10.2023) findet das Ruhrpott-Derby zwischen dem MSV Duisburg und der SGS Essen statt. Beide Teams können eine lange Bundesliga-Geschichte vorweisen.
Fast 19 Jahre ist es nun her, dass Essen und Duisburg das erste Revier-Derby in der Geschichte der Frauenfußball-Bundesliga austrugen, es setzte eine herbe 1:4-Niederlage für den Klub aus Essen. Die SGS war in dieser Saison gerade erst in die höchste Frauen-Spielklasse Deutschlands aufgestiegen.
Anders als Duisburg, welches zur damaligen Zeit noch als der FCR 2001 Duisburg antrat. In den 2000er Jahren gehörte der mehrfache Pokalsieger zu den besten Teams im internationalen Frauenfußball und brachte Weltmeisterinnen wie Silke Rottenberg, Simone Laudehr oder Fatmire Bajramaj hervor.
Zeiten in der Frauen-Bundesliga ändern sich
Die Erfolge sind jedoch inzwischen Geschichte, denn die vergangenen zwei Jahrzehnte sind alles andere als spurlos an Duisburg vorübergegangen. 2009 gewann der Klub noch unter der Führung von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die derzeit krankheitsbedingt durch Horst Hrubesch vertreten wird, sowie Nationalspielerin Alex Popp die Champions League. Nur vier Jahre später drohte die Insolvenz, sodass sich der einst eigenständige Frauen-Klub im Januar 2014 mit den Männern des MSV Duisburg zusammenschloss. In der darauffolgenden Saison stieg man dann erstmals in der Geschichte der Frauen-Bundesliga ab. Zwar gelang der direkte Wiederaufstieg, aber der Liga-Alltag ist seitdem vom Kampf um den Klassenerhalt geprägt.
Das Schicksal Duisburgs steht sinnbildlich für den Frauenfußball in Deutschland. Neben Duisburg dominierten Turbine Potsdam, inzwischen in die 2. Bundesliga abgestiegen, sowie der 1. FFC Frankfurt die Liga. Letzterer fusionierte 2020 mit Eintracht Frankfurt. Heutzutage bestimmen Teams mit einem Männer-Klub im Rücken das Geschehen.
SGS Essen geht eigenen Weg
Der stetige Kampf um den Ligaverbleib bestimmt auch den Alltag der SGS Essen, mittlerweile der einzige Frauenverein in der Bundesliga und somit ohne die Unterstützung von einem finanzstarken Männer-Klub. Dass sie trotzdem seit ihrem Aufstieg 2004 durchgehend in der Bundesliga vertreten ist, macht Trainer Markus Högner stolz. "Wir werden ja schon seit Jahren damit konfrontiert, dass die Männervereine vermehrt in den Frauenfußball investieren. Aber wir gehen unseren eigenen Weg. Schon vor Jahren haben wir gesagt, dass wir unsere eigene Identität finden und auf den Nachwuchs setzen müssen", so Högner zur Sportschau.
Tatsächlich begann bei der SGS Essen schon manch eine große Karriere – aus dem aktuellen Nationalteam seien hier Linda Dallmann, Sara Doorsoun, Lena Oberdorf oder Lea Schüller genannt. "Da haben wir schon einen guten Beitrag zum deutschen Frauenfußball geleistet", gibt sich Högner selbstbewusst.
Der Verein habe in den vergangenen drei Jahren große Schritte nach vorn gemacht, so gelang der Klassenerhalt in der abgelaufenen Saison ohne großes Zittern. Das wolle man in dieser Spielzeit auch schaffen. "Wir müssen schon früh die Punkte einfahren, damit wir schon mit der Planung für die nächste Saison beginnen können. Aber das ist natürlich ein Wunschdenken." Zu hart umkämpft sei die Frauen-Bundesliga mittlerweile, da müsse man in jedem Spiel an die Leistungsgrenze gehen, sagt Högner.
Duisburg enttäuscht nach Saisonstart
Das müsse sein Team auch im Derby gegen den MSV. "Das wird ein enges Spiel. Duisburg ist unangenehm zu spielen, sehr körperbetont. Aber in den vergangenen zwei Jahren sahen wir gegen sie immer ganz gut aus", so Högner. Der Coach hofft auch auf den Input seines Co-Trainers Robert Augustin. Dieser wechselte nämlich erst zur aktuellen Saison zur SGS – nach sechs Jahren in Duisburg. "Das eine ist ja, die Infos zu bekommen, diese dann aber auch erfolgreich umzusetzen, ist was ganz anderes", schränkt Högner ein.
Thomas Gerstner, Trainer der Frauenmannschaft vom MSV Duisburg
Essen hat immerhn schon drei Punkte, Duisburg muss noch auf seinen ersten Sieg der Saison warten, mit einem Punkt liegt der Klub derzeit auf einem Abstiegsplatz. Vor allem die neun Gegentore zum Auftakt gegen Hoffenheim hätten weh getan, so MSV-Trainer Thomas Gerstner zur Sportschau. "Natürlich haben wir uns mehr erhofft, insbesondere nach der gefühlt guten Vorbereitung." Im anstehenden Derby sehe er sein Team nicht als Favoriten: "Das sind wir in keinem Spiel. Bekommen wir jedoch vieles von dem, was wir trainiert haben und können auf den Platz, ist alles möglich. Auch ein Sieg gegen Essen."
Kein großer Fan von Montagsspielen
Dafür müsse aber, einem Derby angemessen, um jeden Millimeter Rasen gekämpft werden, ist sich Gerstner sicher. Normalerweise ist der MSV-Trainer kein großer Fan von Montagsspielen, zu fanunfreundlich findet er diese, insbesondere für weitangereiste Gästeanhänger. "Aber das ist ja bei einem Derby nicht der Fall, deshalb passt es in diesem Fall."