Torhüterin Sophia Winkler

Frauen-Bundesliga Transfer-Rochade im Tor vollzogen - aber Winkler fällt aus

Stand: 06.03.2025 20:21 Uhr

Eine Torhüterinnen-Transfer-Rochade zur kommenden Bundesliga-Saison hatte sich wochenlang angekündigt und wurde nun vollzogen. Allerdings wiegt die Verletzung Sophia Winklers schwer, sie spielte bisher eine herausragende Saison.

"Es ist insbesondere für Sophia eine sehr tragische Geschichte", sagte Eintracht Frankfurts Cheftrainer Niko Arnautis auf der Pressekonferenz vor der Partie seines Teams gegen die SGS Essen am Freitag (Anstoß 18.30 Uhr). Dann hätte eigentlich Sophia Winkler (21) das Tor der SGS gegen ihren zukünftigen Verein hüten sollen, sie wird nun von Kim Sindermann (24) vertreten werden.

Vor einigen Wochen unterschrieb die im November 2024 zur Nationalspielerin gewordene Winkler einen Vertrag bis 2029, verletzte sich im Training mit dem DFB während der letzten Länderspielmaßnahme allerdings langfristig, als sie ohne Bedrängnis wegknickte: DFB und SGS bestätigten einen Kreuzbrandriss, laut Bericht der Sportschau könnten zusätzlich Meniskus, und Knorpel und Oberschenkelknochen beschädigt sein.

Ausfallzeit noch unbekannt

Aufgrund der Schwere der Verletzung konnten die endgültige Diagnose nur mit Verzögerung durchgeführt und Winkler erst am vergangenen Mittwoch operiert werden. Die OP verlief erfolgreich. Die Ausfallzeit ist bei einem im Fußball der Frauen sehr häufig vorkommenden Kreuzbandriss lang und ist aktuell in Winklers Fall nicht zu bestimmen.

"Für uns gilt es jetzt ihr beizustehen. Auch jetzt schon und besonders dann, wenn sie bei uns ist, ihr eine Stütze zu sein, damit sie möglichst bald wieder auf dem Platz stehen kann. Das ist unsere Verantwortung und sie weiß, dass wir sie auf dem Weg so begleiten werden, wie es sich gehört", so Arnautis. Ob eine weitere Torhüterin verpflichtet wird, werde intern auch mit den bereits vorhandenen Keeperinnen wie Lea Paulick (25) noch besprochen.

Niko Arnautis

Torhüterinnen-Rochade in der Bundesliga

Winkler spielt seit 2017 für die SGS Essen, zunächst in Jugend und seit der Saison 2021/22 als Stammtorhüterin in der Bundesliga, nach dem Weggang der ehemaligen Essenerin Stina Johannes (25) zur Eintracht. Deren direkte Nachfolgerin sollte Winkler auch dieses Mal wieder werden, nur eben in Frankfurt.

Seit Anfang März ist offiziell, dass Johannes die SGE in Richtung VfL Wolfsburg verlassen wird, wo sie ihrerseits zum zweiten Mal in ihrer Karriere auf Merle Frohms folgt - die 30-jährige Ex-Nationaltorhüterin lässt ihren Vertrag auslaufen, steht vor einem Wechsel ins Ausland und stand bis zu ihrem Weggang nach Wolfsburg im Sommer 2022 im Tor der Eintracht.

Sophia Winkler - beste Saison ihrer Karriere

Bis zu ihrer Verletzung spielte Sophia Winkler in dieser Spielzeit die beste Saison ihrer bisherigen Karriere und es gibt Argumente dafür, dass sie nach Form die bisher beste Torhüterin der Bundesliga 2024/25 ist. Das drückt sich beispielsweise in einem bestimmten statistischen Wert aus. Wenn die Leistungen von Torleuten verglichen werden sollen, schauen Analystinnen bestenfalls nicht nur auf die Anzahl der Torschüsse und wie viele davon gehalten wurden, sondern beziehen die Schwierigkeit der zu haltenden Schüsse mit ein.

Diese Bewertung basiert einerseits auf dem Expected Goals Wert, also der Position der Schützin beim Torschuss, greift aber auch auf, wie schnell der Ball war und auf welchem Bereich des Tores er ging. Klar: Ein Schuss in eine der Ecken wird als schwieriger bewertet als einer, der zentral aufs Tor kommt. Den aus all dem errechneten Wert nennt man Post-Shot-Expected-Goals (PSxG). Damit lässt sich also vergleichen, ob eine Torhüterin eher schwierig oder einfach haltbare Schüsse bekommt. Das hängt neben der Qualität der Schützin auch stark davon ab, wie gut die Abwehr vor ihr ist.

Eine Statistik führt Winkler über die Saison hinaus an

Zieht man dann von den Post-Shot-Expected-Goals die tatsächlich kassierten Gegentore (Goals Against) ab, lässt sich daran erkennen, wie gut eine Torhüterin in den letzten Spielen unter Berücksichtigung all dieser Faktoren gehalten hat. Davon lässt sich ein Durschnittswert pro Spiel errechnen (PSxG-GA/90). Ein positiver Wert bedeutet, dass die Torfrau überdurchschnittlich gut, vielleicht auch glücklich war, ein negativer Wert ist hingegen schlecht.

Sophia Winkler führt diese Statistik laut der Daten von Opta in dieser Saison mit weitem Abstand an, ihr Durchschnittswert liegt bei herausragenden 0,6 – das ist auch im Vergleich zu den Torfrauen in der WSL, Serie A, der spanischen Liga F und der französischen Première Ligue der beste Wert.

Wie steht es um die Form der Torfrauen in der Bundesliga?

Auf dem zweiten Platz in der Bundesliga liegt Carl Zeiss Jenas österreichische Nachwuchs-Nationaltorhüterin Mariella El Sherif mit einem Wert von 0,19. Hinter ihr reihen sich in kurzem Abstand Hoffenheims Laura Dick (0,18) und Freiburgs Rafaela Borggräfe (0,17) ein. Auf Platz fünf steht Stina Johannes (0,11), Merle Frohms auf Platz neun (-0.05). Zum Vergleich: Ann-Katrin Berger hatte anhand dieses Wertes im Jahr 2024 die zweitbeste Spielzeit ihrer Karriere und kam in der NWSL auf einen PSxG-GA/90-Wert von 0,32, startet erst Mitte März in die neue Saison.

Eine Statistik allein ist nicht alles, sie bietet aber einen genaueren Anhaltspunkt dafür, wie es um die Form der Torfrauen in der Bundesliga in den letzten Monaten bestellt war. Sie ist außerdem ein weiterer Beleg dafür, dass abgesehen von Winklers Form das Bewerberinnen-Feld um die EM-Kaderplätze im Tor eng gesteckt ist. Bundestrainer Christian Wück möchte sich in der kommenden Länderspielpause Anfang April auf eine Nummer Eins festlegen.