FC Bayern mit Sondertrikot für Frauen Die Wichtigkeit von Fußball-Trikots für Spielerinnen
Trikots gehören für Fußballerinnen genauso zur Arbeitsausstattung wie der Ball selbst. Kein Wunder also, dass sich rund um die Spielbekleidung, die sich lange rein an männlichen Körpern orientierte, immer wieder Diskussionen entzünden. Einige aktuelle Beispiele zeigen, dass sich vermehrt Dinge ändern.
Wenn die Münchenerinnen am übernächsten Spieltag im Heimspiel gegen Leipzig spielen, laufen sie erstmals in der Vereinsgeschichte mit einem eigens für sie designten Trikot auf. Das solle die Wertschätzung für den Fußball der Frauen zeigen, die Spielerinnen seien im Entstehungsprozess einbezogen worden, so der Verein.
Natürlich kann man fragen, wie viele Sondertrikots es angesichts des Klimawandels braucht und ob eine solche Marketingaktion tatsächlich rund um den feministischen Kampftag stattfinden muss – das Trikot wurde erstmals am Weltfrauentag öffentlich vorgestellt. Was aber nicht von der Hand zu weisen ist, ist der Wunsch auf Spielerinnen- wie Fan-Seite nach etwas Eigenem.
Die Tage, in denen Fußballerinnen in viel zu großen, schlechtsitzenden Trikots spielen mussten, sind zumindest in den oberen Ligen vorbei. Die Ausrüster haben ihre Angebote zuletzt angepasst, um auch Sportlerinnen endlich die nötige Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. Dass es auch optisch eigene Designs gibt, um die Trikots bei Lizenzvereinen von denen der Männer zu unterscheiden, gibt es auch international bisher nicht häufig und eher bei den Nationalteams.
Fans möchten ihre Vereinsliebe eindeutig erkennbar zeigen
So lässt sich die Unterscheidung neben der Beflockung nur an den Wettbewerbs-Logos und gegebenenfalls am Sponsor auf der Brust festmachen, falls dieser sich unterscheidet. Dass es diese Ausführung der Trikots dann in sowohl taillierten als auch geraden Schnitten für Fans zu kaufen gibt, ist bis heute keine Selbstverständlichkeit. Rund um große internationale Turniere der Frauen ist das immer wieder Thema.
Dabei haben viele Fans den Wunsch, beim Zeigen ihrer Vereinsliebe eindeutig erkennbar zu machen, dass diese den Frauen des jeweiligen Vereins gilt. Das wird als etwas Besonderes empfunden und die Spielerinnen sollen sichtbar gemacht werden. Das zeigen neben Studien auch die praktischen Erfahrungen von Helen Hardy. Die Britin gründete 2019 den Onlineshop 'Foudy' s' und bietet dort unter anderem an, Trikots nachträglich mit den Flocks und Logos der Wettbewerbe der Frauen auszustatten. Nach eigner Aussage im 'The Arsenal Podcast' wurde sie von der Nachfrage überrannt.
Auch sie konnte bisher aber nicht aushelfen, wenn es um Torhüterinnen-Trikots ging, denn die wurden bisher gar nicht für den öffentlichen Verkauf produziert, nicht einmal die von Englands National- und Welttorhüterin Mary Earps. Als 'Adidas' diese dann nach öffentlichem Druck doch noch auf den Markt brachte, waren sie innerhalb von Minuten ausverkauft. Ähnlich war es Ende Februar mit den 'Nike' -Trikots von Australiens WM-Torhüterin Mackenzie Arnold.
Die Sorge vor Menstruationsblut auf weißen Hosen
Ein anderer Aspekt beim Thema Spieluniform betrifft dann neben den Ausrüstern wieder vor allem die Spielerinnen. Diese äußern nämlich schon seit Jahren, dass sie ungern in weißen Hosen spielen möchten. Der Grund ist die Sorge vor der vermeintlichen Peinlichkeit, dass während der Menstruation bei einem Spiel Blut ausläuft und dann sehr deutlich zu erkennen wäre.
In einem Beitrag des 'Deutschlandfunk' erzählt Alex Krumer, Professor für Sportökonomie am Molde University College, dass diese Aussagen ihn auf die Idee brachten, der Sache wissenschaftlich nachzugehen: "Intuitiv müsste es doch dann so sein, dass sie schlechter spielen, weil sie nicht hundert Prozent auf das Spiel konzentriert sind. Und wenn das so ist – würde sich das auf ihre durchschnittliche Leistung auswirken – verglichen damit, wenn sie 100-prozentig dabei sind."
In einer Studie konnte er einen deutlichen Effekt nachweisen. Krumer wertete EM- und WM-Spiele der letzten 20 Jahre aus, die der Männer zum Vergleich. Während er bei Teams der Frauen in weißen Hosen "signifikant weniger Punkte pro Spiel" nachweisen konnte, obwohl diese zu den Favoritinnen gehörten, sei das bei Männern nicht der Fall. Die Teams der Frauen in weißen Hosen holten durchschnittlich 0,3 Punkte weniger pro Spiel.
Wie viele Bundesligisten tragen Weiß?
Erste Nationalteams und Vereine haben bereits deutlich gemacht, die Wünsche ihrer Spielerinnen zu berücksichtigen und keine weißen Shorts mehr zu tragen, selbst wenn diese bis dahin zur Standardausstattung gehörten. Die NWSL, die als Liga einen Ausrüstungsvertrag mit 'Nike' hat, hat die ungeliebten Hosen jetzt ligaweit komplett aussortiert. Ein anderes Mittel können "periodensichere" Unterzieh-Shorts sein, die speziell für Sporttreibende entwickelt wurden.
In der Bundesliga der Frauen haben nur vier Vereine in keinem ihrer Trikot-Sätze weiße oder sehr helle Hosen: Bayern München, Nürnberg, Essen und Duisburg. Beim MSV ist auffällig, dass sich die Ausstattung in diesem Punkt von den Männern unterscheidet, die zu Hause weiß behost auflaufen, die der Frauen sind dunkelblau. Ansonsten sind die Trikotdesigns dieselben. Bayerns eingangs erwähntes neues Trikot ist schwarz gehalten. Demgegenüber trägt Bremen sowohl zuhause als auch auswärts weiß, von Punktverlusten kann man in dieser Saison an der Weser aber nicht sprechen. Vor dem 15. Spieltag steht Werder auf Platz fünf.
Man könnte an die Sache auch von der anderen Seite herangehen und fragen: Warum ist es noch immer so, dass Menschen das Gefühl haben, sich für ihre Blutung schämen zu müssen, die sehr lästig, aber eben in der Weltbevölkerung auch sehr verbreitet ist? Allerdings würde sich das durch eine blutbefleckte Hose wohl auch nicht so schnell ändern.