FIFA WM 2022 "Jeder willkommen" - Katar gibt sich bei Eröffnungsfeier weltoffen
Mit Botschaften für Toleranz und Inklusion ist die umstrittene Fußball-WM in Katar eröffnet worden. Kritik an der Show kam von Human Rights Watch.
Mit der längsten Eröffnungsfeier in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften im kleinsten Land aller bisherigen Titelkämpfe ist am Sonntag (20.11.2022) die WM in Katar eröffnet worden.
Freeman und Al Muftah
Das unter anderem wegen fehlender Rechte für Frauen und Personen der LGBTQ-Gemeinschaft kritisierte arabische Land versuchte in der 30-minütigen Zeremonie, ein Bild von Offenheit und Toleranz zu zeichnen. In einer Eröffnungsszene führten US-Schauspieler Morgan Freeman und Katars WM-Botschafter Ghanim Al Muftah, der mit einer Fehlbildungserkrankung des unteren Rumpfes geboren wurde, ein Gespräch über die hohen Werte von Inklusion, Diversität und Toleranz. "Jeder ist bei der WM willkommen", schloss Al Muftah.
Emir: "Zurückstellen, was Menschen trennt"
Katars Emir Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani blickte in seiner Eröffnungsrede dann mit folgenden Worten auf die kommenden 28 WM-Tage: "Menschen verschiedenster Herkunft, aus allen Nationen, Religionen und Orientierungen werden sich versammeln. Wie schön, wenn die Menschen zurückstellen, was sie trennt, um sich zu vereinen."
Michalski: "Heuchelei"
Große Zweifel daran, dass sich das Versprechen von Weltoffenheit und Toleranz erfüllen wird, äußerte direkt nach der Eröffnungsfeier Wenzel Michalski, Direktor von Human Rights Watch Deutschland: "Ich habe da ziemlich viel Heuchelei gesehen", sagte Michalski im ZDF: "Es wurde Diversität angesprochen oder gezeigt, es wurde Inklusion gezeigt, es wurde über Toleranz gesprochen. Aber von einem Land und Menschen, die das nicht leben. Solange ist das eine hohle und kitschige Aussage."
Pomp, Pop und Feuerwerk
Insgesamt war die Eröffnungsfeier von viel Pomp geprägt, so trat neben Oscar-Preisträger Freeman der südkoreanische K-Pop-Star Jung Kook gemeinsam mit dem katarischen Sänger Fahad Al-Kubaisi auf. Zum Finale der spektakulären Show im Al-Bayt-Stadion nördlich von Doha erleuchtete ein großes Feuerwerk den dunklen Himmel.
Auch Gianni Infantino hatte seinen Auftritt: Einen Tag nach seiner bizarren Pressekonferenz saß der FIFA-Präsident zwischen Al Thani und dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, dem schwere Menschenrechtsverstöße vorgeworfen werden. "Lasst uns den Fußball feiern, weil Fußball verbindet die Welt", sagte der Schweizer.
Feiern darf auf jeden Fall die FIFA: Mit den Verträgen zur Fußball-WM 2022 hat der Weltverband in den vergangenen vier Jahren Rekordeinnahmen in Höhe von rund 7,25 Milliarden Euro erzielt. Das entspricht einer Steigerung um etwa eine Milliarde Euro im Vergleich zum vorausgegangenen Vierjahreszyklus zur WM 2018 in Russland.
Die FIFA bestätigte am Sonntag (20.11.2022) eine Meldung der Nachrichtenagentur AP. Die Reserven des Weltverbands stiegen damit auf 2,4 Milliarden Euro, hieß es. Im Grundsatz gibt die FIFA ihre Gewinne an die Verbände weiter.
WM in Katar: Korruption und Menschenrechtsverletzungen
Die Fußball-WM in Katar steht unter starker Kritik. Die WM-Vergabe 2010 steht unter Korruptionsverdacht. Zudem wird das arabische Land für massive Menschenrechtsverletzungen kritisiert: Beim Bau der WM-Stadien sollen Tausende Arbeitsmigranten ums Leben gekommen sein, Homosexualität wird strafrechtlich verfolgt, die Rechte von Frauen sind massiv eingeschränkt.