FIFA WM 2022 Kimmich und das Versprechen des Jahrgangs 95/96
Spieler wie Joshua Kimmich, Leon Goretzka oder Leroy Sané haben die Hoffnungen auf eine neue starke Generation reifen lassen. Doch bei großen Turnieren ist das DFB-Team zuletzt zweimal früh gescheitert.
Schon länger gibt es aus der Führungsebene des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und bestens mit der Sache vertrauten Personen Stimmen, die Erwartungen dämpfen wollen. Es werde dünn bei den außergewöhnlichen Talenten. Andere Nationen seien dem DFB inzwischen voraus, weil der es sich angesichts der Erfolge ein bisschen bequem gemacht habe. Von der Weltmeisterschaft 2006 bis zur Europameisterschaft 2016 erreichte die A-Nationalmannschaft schließlich jedes Mal mindestens das Halbfinale.
Beim Confederations Cup, dem Deutschland ein Jahr vor der WM 2018 am liebsten ferngeblieben wäre, was als Weltmeister aber ziemlich blöd ausgesehen hätte, wurde wieder ein Pokal gewonnen. Dabei gönnte Bundestrainer Joachim Löw einigen Spielern Urlaub, die er fest eingeplant hatte, um den Titel im kommenden Sommer erfolgreich zu verteidigen.
Rosa Zukunft mit Kimmich, Goretzka, Brandt, Sané?
Joshua Kimmich fand trotzdem den Weg in den Kader. Er war zwar schon bei der EM 2016 ins Allstar-Team berufen worden und daher eine feste Größe, aber eben noch jung. Kimmich war beim Confed Cup einer der Vertreter der Jahrgänge 1995 und 1996, von denen es damals schon hieß, dass sie eine gute Zukunft der Nationalmannschaft versprechen. Zu ihm gesellten sich in Russland Timo Werner, Julian Brandt, Leon Goretzka, Niklas Süle.
Dass Leroy Sané, geboren im Januar 1996, außergewöhnlich schnell ist und ebensolche Fähigkeiten im Dribbling hat, war auch schon bekannt, und dann war da auch noch dieser Serge Gnabry, der allerdings immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde. Die Zukunft schien jedenfalls eher rosig als blass.
"Turniermannschaft a.D."?
Nun, da das Sextett bis auf den verletzten Werner in Katar versammelt ist und von den 1996 geborenen Thilo Kehrer und Lukas Klostermann ergänzt wird, droht dem DFB das zweite WM-Aus nach der Vorrunde nacheinander. Durch den überraschenden 1:0-Sieg Costa Ricas gegen Japan bleiben Kimmich & Co. zwar in jedem Fall bis zum Gruppenfinale am Donnerstag (1.12.2022 / 20 Uhr MEZ) im Spiel. Gegen Costa Rica muss nach dem Remis gegen Spanien nun in jedem Fall ein Sieg her, in der eigenen Hand hat die DFB-Elf das Weiterkommen nur bei einem Sieg mit acht Toren Unterschied.
Ein Aus nach der Gruppenphase in Katar wäre ein drittes frühes Scheitern bei großen Turnieren nacheinander. Von den acht Spielen bei WM und EM seit 2018 gewann die deutsche Mannschaft nur zwei. Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb von einer "Turniermannschaft a. D.".
Kimmich: "Ab 2018 schlicht nicht mehr gut"
Dieser Zusatz ist ein Makel, der an Bundestrainer Hansi Flick bei dessen erstem Turnier als Chef, aber auch am Jahrgang 95/96 haften bleiben, sollte die WM in Katar eine weitere herbe Enttäuschung werden. "Seitdem 'wir' am Werk sind, haben wir es einfach nicht geschafft. Ab 2018 war es schlicht nicht mehr gut", hatte Kimmich schon im März kritisch angemerkt, und das in einem Organ, das weniger für kritische Berichte über die Nationalmannschaft bekannt ist, dem "DFB-Journal".
Der FC Bayern hat in den vergangenen Jahren mit Kimmich alle Titel abgeräumt, und wahrscheinlich wäre er in der monumentalen Saison unter Flick auch Weltmeister geworden, aber dieser Wettbewerb ist von der FIFA eben nicht für Vereinsmannschaften ausgeschrieben.
Kimmich - Spieler mit natürlichem Führungsanspruch
"Wir werden das Spiel gewinnen", sagte Kimmich vor der Partie gegen Japan, die dann mit 1:2 verloren ging, weil der deutschen Mannschaft in den letzten 20 Minuten Elementares abhanden gekommen war. Fehlende "Intensität und Aktivität" bemängelte Flick für die Schlussphase. Julian Brandt berichtete von einer Sitzung, in der Trainer und Spieler zu dem Schluss gekommen seien, dass ein "Switch" nötig gewesen wäre. Das Gespür, den Drang auf einen zweiten Treffer einzustellen, um gegen besser werdende Japaner die Führung zu sichern, fehlte der Auswahl des DFB.
Joshua Kimmich - Schlüsselspieler im DFB-Team.
Das muss sich in erster Linie ein Trainer ankreiden, aber auch Kimmich, der Spieler mit dem natürlichen Führungsanspruch, der Stratege im zentralen Mittelfeld.
Joshua Kimmich, 27 Jahre alt, bestreitet gegen Costa Rica wohl sein 74. Länderspiel. Es ist ein sehr bedeutendes, auch für das spätere Urteil über den Jahrgang 95/96.