Domenico Tedesco

Fußball international Tedesco, Rangnick und Co. - deutsche Nationaltrainer im Ausland

Stand: 18.11.2024 14:49 Uhr

Einer bangt um seinen Job, einer balgt sich mit dem Präsidenten, einen tragen sie auf Händen: die deutschen Fußballtrainer im Ausland.

Thomas Tuchel stellt höchste Ansprüche, daher wird er am Sonntag zufrieden mit angesehen haben, wie England den Aufstieg in die höchste Division der Nations League perfekt machte. Mit einem 5:0 gegen Irland gab Interimstrainer Lee Carsley den Job an den Deutschen weiter, der ab dem 1. Januar 2025 kritisch beäugt werden wird, schon allein, weil er Deutscher ist. Aber auch, weil der englische Verband und vor allem die Engländer höchste Ansprüche stellen, denn sie wollen nach der Weltmeisterschaft 1966 mal wieder einen großen Titel gewinnen.

Sensation gegen Nigeria

So hoch sind die Ansprüche in Benin bei weitem nicht. Für das Land aus Westafrika, das in der Weltrangliste auf dem 95. Platz geführt wird, wäre die erstmalige Teilnahme an einer WM schon ein Traum. Seit dem 10. Juni träumen sie in Benin tatsächlich, denn an jenem Tag gelang in der Qualifikation für das Turnier 2026 ein 2:1-Sieg gegen den in jeder Hinsicht größeren Nachbarn Nigeria. Nach dem Erfolg trugen die Spieler ihren Trainer auf den Schultern: Gernot Rohr, 71 Jahre alt, geboren in Mannheim.

Rohr war als Spieler und Trainer vor allem in Frankreich erfolgreich, inzwischen ist er seit vielen Jahren vor allem in Afrika tätig. Den Benin trainiert er seit März 2023. In der Qualifikation zur WM 2026 liegt er derzeit mit seiner Mannschaft auf dem dritten Platz, allerdings punktgleich mit den beiden davor platzierten Teams aus Ruanda (trainiert vom 63 Jahre alten Deutschen Torsten Spittler) und Südafrika. Der Gruppensieger qualifiziert sich direkt für das Turnier in den USA, Kanada und Mexiko, der Gruppenzweite darf Playoffs bestreiten.

Benins Nationaltrainer Gernot Rohr wird von seinen Spielern auf den Schultern getragen und gefeiert

Auf Händen getragen: Spieler aus Benin feiern ihren Trainer Gernot Rohr

Das nächste WM-Qualifikationsspiel für Benin steht im März 2025 in Simbabwe an. Es wird ein Duell der deutschen Trainer, denn Simbabwe wird von Michael Nees trainiert, einem gebürtigen Karlsruher, der mit Stationen in Japan, Kosovo, Israel, Ruanda und nun Simbabwe gerne als Weltenbummler bezeichnet wird.

Erfolgsdruck gegen San Marino

Nahe ihrer Heimat trainieren Ralf Rangnick, Domenico Tedesco und Konrad Fünfstück. Die Ansprüche sind dabei höchst unterschiedlich, denn von Fünfstück, der mal die Profis des 1. FC Kaiserslautern trainierte, erwartet niemand, dass er seine Mannschaft zur WM führt. Erfolgsdruck ist trotzdem vorhanden, denn mit einem Sieg am Montag (18.11.2024) gegen San Marino würde Liechtenstein auf den zweiten Platz in seiner Gruppe springen und damit die Chance erhalten, in die Division C der Nations League aufzusteigen.

Deutsches Trainerduell in Playoffs möglich

Sicher ist, dass Österreich und Belgien im März 2025 in den Playoffs vertreten sein werden. Österreich spielt um den Aufstieg in die Division A, Belgien gegen den Abstieg daraus, und so könnte es passieren, dass am Freitag (22.11.2024) ein deutsches Trainerduell ausgelost wird. Stand jetzt, wie es in der Fußballbranche gerne heißt, denn Tedesco steht ziemlich in der Kritik.

Belgien verlor am letzten Gruppenspieltag mit 0:1 gegen Israel. Wegen der Kriegslage in Israel wurde die Partie in Budapest ausgetragen. Belgien spielte sehr schwach, und auch wenn es viele Verletzte zu beklagen gab und vor allem Starspieler wie Romelu Lukaku und Kevin De Bruyne ihre Treue zu Tedesco beteuern, gerät der ehemalige Trainer des FC Schalke 04 unter Druck. Mit Vincent Mannaert, der mehr als ein Jahrzehnt beim FC Brügge arbeitete, bekommt der beglische Verband ab 1. Dezember einen neuen Sportdirektor. Wie Mannaert zur Frage steht, ob Tedesco die Belgier in die Qualifikation zur WM führen soll, ist öffentlich nicht bekannt.

Rangnicks offener Streit mit dem Verbandschef

Anders als Tedesco agiert Rangnick in Österreich aus einer Position der Stärke heraus. Das bleibt auch so nach dem 1:1 gegen Slowenien, durch das der Gruppensieg und damit der direkte Aufstieg in die Division A verspielt wurde. Das sportliche Geschehen rückte allerdings schnell nach dem Spiel in den Hintergrund. Seit Wochen ist ein offener Streit zwischen Rangnick und Klaus Mitterdorfer entbrannt, den Präsidenten des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB). Es geht vor allem um Bernhard Neuhold, Geschäftsführer des Verbandes und eine Art Manager der Nationalmannschaft. Neuhold ist ein Vertrauter Rangnicks, der ihn unbedingt halten will. Doch Neuhold steht angeblich vor der Ablösung. Bei einer Sitzung des Präsidiums am Freitag soll darüber entschieden worden.

Mitterdorfer versuchte, den Streit öffentlich klein zu halten, sprach in einem Interview von einem geregelten Verhältnis zu Rangnick. Damit räumte der Trainer während der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Slowenien auf. "Wir hatten null Kontakt, zero, gar keinen. Seit der Präsidiumssitzung haben wir gar kein Verhältnis", sagte Rangnick und meinte die Präsidiumssitzung vor etwa zehn Wochen, in der über Neuholds Absetzung gesprochen worden war.

Politischer Konflikt beschäftigt Foda

Seit März 2024 hat auch der Kosovo einen deutschen Nationaltrainer. Franco Foda ist dabei schnell bewusst geworden, dass sich Politik und Sport bei seinem Job mehr als an anderen Standorten mischen. Der Kosovo erklärte 2008 seine Unabhängigkeit, wird aber von vielen Staaten bis heute nicht als souverän anerkannt, schon gar nicht von Serbien, das den Kosovo immer noch als Teil des eigenen Staates betrachtet.

Bei der Partie in Rumänien soll es zu entsprechenden Provokationen der rumänischen Zuschauer gekommen sein. "Kosovo is Serbia" soll gerufen worden sein, eine Provokation, die Kosovos Mannschaft zum Anlass nahm, das Feld zu verlassen. Weil nach der Rückkehr die Provokationen angehalten haben sollen, ging die Mannschaft des Kosovo endgültig in die Kabine. Das Spiel wurde abgebrochen. Der europäische Verband UEFA ermittelt. Wie das Spiel gewertet wird, ist offen.