Nations-League-Spiel gegen Frankreich Wie Israel für die Sicherheit seiner Sportler sorgt
Vor dem Nations-League-Spiel Israels in Frankreich gibt es Befürchtungen, dass sich Vorfälle wie rund um das Europa-League-Spiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv wiederholen könnten. Die Situation für israelische Mannschaften, Sportler und Fans gilt schon lange nicht als normal.
Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem anschließenden Krieg in Gaza wird in Israel zwar vor Besuchen in immer mehr Ländern und Veranstaltungen gewarnt. Aber die Aufmerksamkeit, die die Ereignisse rund um das Europa-League-Spiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv in Israel und weltweit bekommen haben, hat viele Israelis, die die Warnungen der Sicherheitsbehörden bislang nicht ernst genommen haben, zum Nachdenken gebracht.
Lage auch vor dem Krieg angespannt
Dabei gab es bereits vor dem aktuellen Krieg Situationen, in denen Fans israelischer Teams angegriffen wurden - nicht nur beim Fußball. Spiele von israelischen Mannschaften sowie Wettkämpfe von israelischen Athletinnen und Athleten außerhalb Israels sind regelmäßig Ziel von Protesten und manchmal auch für gewalttätige Vorfälle.
Etwa im April 2023, als rund 500 Fans von Hapoel Jerusalem, die fürs Basketball-Champions-League-Spiel ihres Vereins gegen AEK Athen in die griechische Hauptstadt gereist waren, während des Spiels mit Steinen und pyrotechnischen Gegenständen angegriffen wurden. Einige Fans wurden verletzt, Hapoel Jerusalem bezeichnete die Ereignisse damals als einen "Terrorangriff".
AEK Athen Fans sind für ihre pro-palästinensische Position bekannt. Während des Spiels gegen Hapoel Jerusalem wurde ein Banner entrollt, auf dem Jerusalem als die "Hauptstadt Palästinas" bezeichnet wurde. AEK wurde dafür vom Internationalen Basketballverband FIBA mit einer Geldstrafe von 50.000 Euro belegt. Bei allen Heimspielen des Vereins in der darauffolgenden Saison 2023/24 Saison blieben Zuschauer ausgeschlossen.
Eigene Sicherheitskräfte
Laut Berichten, die schon im Vorfeld des Spiels zwischen Ajax und Maccabi Tel Aviv veröffentlicht wurden, reisten Mitarbeiter der Mossad, des israelischen Geheimdienstes, nach Amsterdam. Es ist nicht neu, dass israelische Sicherheitskräfte bei Reisen von israelischen Teams, Vereinen oder Sportlern ins Ausland dabei sind.
In Israel müssen Sportvereine und einzelne Sportler ihre Reisen im Vorfeld anmelden, damit die Behörden eine Einschätzung der Sicherheitslage abgeben könnten. Dafür ist der israelische Inland-Sicherheitsdienst Shin Bet verantwortlich. Das Konzept, dass israelische Kräfte für die Sicherheit von Sportlerinnen und Sportler auch außerhalb Israels zuständig sind, ist ziemlich einzigartig.
Die Erkenntnis, dass die Israelis nicht immer auf ausländische Sicherheitskräfte vertrauen können, hat sich bei den israelischen Behörden seit dem Olympia-Attentat 1972 in München fest verankert. Seitdem kooperieren israelische Sicherheitsbehörden mit lokalen Polizei- und Sicherheitsstellen im Ausland, sobald ein israelischer Verein, eine Nationalmannschaft oder Einzelsportler dort antreten.
Der Shin Bet kann, in der Theorie, die Reise einer Mannschaft oder eines Sportlers verbieten, falls die Sicherheitslage das erfordert. Das ist bisher aber so gut wie nie passiert. Die israelische Gesellschaft und die Regierung legen großen Wert darauf, dass der jüdische Staat bei Sportveranstaltungen vertreten ist. Dafür müssen die Delegationen vorab über die jeweilige Sicherheitslage gebrieft werden und dann vor Ort zusammen bleiben. Wer die Gruppe verlassen will, braucht eine besondere Genehmigung.
Israel warnt Fans vor Besuch des Nations-League-Spiels in Paris
Im Vorfeld des Nations-League-Spiels der israelischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich in Paris hat der nationale Sicherheitsrat Israels (MLL), der für die Koordination von Sicherheitsanliegen verantwortlich ist und dem Amt des israelischen Premierministers untersteht, empfohlen, bis auf Weiteres keine Sportereignisse von israelischen Mannschaften in Europa zu besuchen.
"In den letzten Tagen wurden unterschiedliche Aufrufe von pro-palästinensischen Gruppen und Terrorgruppen zur Kenntnis genommen, Israelis und Juden zu Angriffszielen zu machen", schreibt der MLL, und weiter: "Dies wird unter dem Deckmantel von Protesten und durch Ausnutzung von großen Menschenmengen (bei Kultur- und Sportereignissen) stattfinden, um den Schaden und die mediale Aufmerksamkeit zu maximieren."
Sehr viele Anhänger aus Israel werden nicht zu der Partie nach Paris reisen. Nach verschiedenen Berichten wurden bis zum 10. November nur 50 Karten für das Spiel an israelische Fans verkauft. Das liegt auch daran, dass es wegen des Krieges weniger Flüge von Israel nach Europa gibt.
Trotzdem werden im Stade de France in Frankreich lebende Israelis sowie französische Jüdinnen und Juden erwartet. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron hat angekündigt, er werde im Stadion sein. Rund 4.000 Sicherheitskräfte sollen dafür sorgen, dass es nicht zu ähnlichen Szenen wie in Amsterdam kommt.