FIFA WM 2022 Mutige Tunesier punkten gegen Dänemark
Dänemark, für viele ein Geheimfavorit bei dieser WM, hat sich im ersten Spiel der Gruppe D gegen frech und leidenschaftlich auftretende Tunesier schwergetan und ist nicht über ein Unentschieden hinausgekommen. Beim 0:0 feierte Dänemarks Spielmacher Christian Eriksen sein Turnier-Comeback.
Wie erwartet vertraute Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand von Beginn an auf Eriksen, 30. Es war sein erster Einsatz bei einem großen Turnier nach seinem Zusammenbruch bei der EM 2021. Am 12. Juni war sein Herz während des Gruppenspiels gegen Finnland stehengeblieben. Notärzte mussten ihn wiederbeleben. Seit seiner Genesung spielt er mit Defibrillator. Er sagte vor der WM: "Die einfache Tatsache, am Leben zu sein und bei meiner Familie zu sein, weiß ich jetzt voll und ganz zu schätzen." Und Trainer Hjulmand betonte vor der Partie gegen Tunesien: "Er ist unser Herz, unser Herzschlag. Er ist ein fantastischer Spieler und eine noch bessere Person. Er gibt uns so viel."
Tunesien mit den besseren Chancen und einem Abseitstor
Eriksen bekam es in seinem 118. Länderspiel direkt mit leidenschaftlichen Tunesiern zu tun. Keine zwei Minuten waren gespielt, da wurde er von Aissa Laidouni mit einer harten, aber fairen Grätsche vom Ball getrennt. Laidouni trommelte sich anschließend auf die Brust und peitschte so das Publikum auf. Tunesien begann, nicht nur wegen dieser Aktion, mit Schwung. Gefährlich wurde es das erste Mal, als Tunesiens Rechtsverteidiger Mohamed Dräger es aus der Distanz versuchte (11.). Sein Schuss wurde abgefälscht und flog nur knapp am linken Pfosten vorbei.
Rund zehn Minuten später traf Stürmer Issam Jebali, der in Dänemark bei Odense BK spielt, zur vermeintlichen Führung. Das Tor wurde allerdings wegen einer Abseitsstellung Jebalis zurecht nicht gegeben. Jebali war es auch, der kurz vor der Pause Dänemarks Keeper Kasper Schmeichel mit einem Heber zu überwinden versuchte, aber Schmeichel reagierte glänzend. Jebali stand dabe allerdings wohl erneut im Abseits.
Dänemark gelingt im ersten Durchgang kaum etwas
Dänemark, für viele einer der Geheimfavoriten bei dieser WM, schien vom selbstbewussten Auftreten der Tunesier überrascht. Dem EM-Halbfinalist von 2021 gelang im ersten Durchgang abgesehen von zwei harmlosen Abschlüssen und einer gefährlichen Freistoßflanke, die abgewehrt werden konnte, nichts. Coach Hjulmand musste noch vor der Halbzeit Thomas Delaney verletzungsbedingt durch Mikkel Damsgaard ersetzen. Dem 22-jährigen Mittelfeldspieler, der bereits bei der EM beeindruckt hatte, wird eine große Zukunft vorausgesagt.
Auch Dänemarks Treffer zählt nicht
Der Charakter des Spiels änderte sich auch nach der Pause zunächst nicht. Tunesien, eng gestaffelt, hoffte auf Konteraktionen. Dänemark mühte sich ab - und wäre in der 55. beinahe aus dem Nichts in Führung gegangen. Andreas Skov Olsens Treffer zählte aber wegen einer Abseitsstellung in der Entstehung nicht. Rund eine halbe Stunde vor Schluss wechselte Hjulmand dreimal und brachte unter anderem den schnellen Flügelspieler Jesper Lindström von Eintracht Frankfurt.
Doppelchance für Dänemark, umstrittenes Handspiel
Daraufhin fand Dänemark besser ins Spiel und hatte gleich zwei große Chancen zur Führung. Erst parierte Tunesiens Torhüter Aymen Dahmen einen gefährlichen Schuss von Eriksen (69.). Dann stieg Andreas Christensen nach der daraus resultierende Ecke hoch und köpfte den Ball an den rechten Pfosten (70.). Der eingewechselte Andreas Cornelius hatte noch versucht, den Kopfball Christensens ins Tor zu lenken. Auf der Gegenseite forderten die Tunesier nach einem Handspiel des dänischen Verteidigers Andersen Elfmeter. Aus kurzer Distanz war ihm der Ball an den Arm geprallt, es ging mit Ecke weiter.
Videobeweis in der Nachspielzeit
In der Nachspielzeit probierte es Lindström mit einem frechen Torschuss aus der Distanz, aber Dahmen parierte. Weil bei einer Ecke kurz zuvor einem tunesischen Spieler der Ball an die Hand gesprungen war, wurde die Szene nochmal überprüft. Schiedsrichter César Ramos aus Mexiko schaute sich die Szene nochmal am Monitor an und entschied sich gegen einen Elfmeter - der letzte Aufreger eines turbulenten, aber torlosen Spiels.
Dänemark gegen Frankreich, Tunesien gegen Australien
Dänemark trifft im zweiten Spiel der Gruppe D auf Frankreich (26.11., 17 Uhr MEZ). Tunesien, das noch nie eine WM-Vorrunde überstanden hat, spielt gegen Australien (26.11., 11 Uhr MEZ). Mit einem ähnlich leidenschaftlichen Auftritt ist gegen die Socceroos ein Erfolg möglich.