FIFA WM 2022 O Canada! - Mutiger Außenseiter unterliegt Belgien knapp
Die kanadischen Fußballer müssen weiter auf ihr erstes Erfolgserlebnis bei einer WM warten. Für ihren couragierten Auftritt gegen die favorisierten Belgier wurden sie nicht belohnt.
Kanadas Fußballer haben zum Auftakt ihrer erst zweiten WM-Mission richtig Spaß gemacht, sind aber wieder einmal leer ausgegangen. Gegen die zum erweiterten Favoritenkreis zählenden Belgier verloren die "Ahornblätter" am Mittwochabend (23.11.2022) im Ahmed bin Ali Stadium in Al-Rayyan mit 0:1 (0:1). Elfmeter-Pech und die eigene Abschlussschwäche brachten die Kanadier um einen verdienten Punktgewinn. Es wäre nach der torlosen WM-Premiere 1986 der erste überhaupt auf der großen Fußballbühne gewesen.
Die Belgier blieben den Nachweis ihrer Klasse über weite Strecken schuldig. Gegen den leidenschaftlichen Stil der Kanadier fehlte den "Roten Teufeln" neben spielerischen Lösungen auch die Abgeklärtheit, um das Geschehen unter Kontrolle zu halten. Bis zum Abpfiff musste der WM-Dritte von 2018 um die drei Punkte und die Führung in der Gruppe F bangen. Vize-Weltmeister Kroatien war zuvor gegen Marokko nicht über ein 0:0 hinausgekommen.
Martínez: "Müssen uns steigern" - Herdman stolz auf sein Team
Belgiens Trainer Roberto Martínez versuchte, dem mäßigen Start seiner Minimalisten Positives abzugewinnen. "Das, was wir zu tun hatten, haben wir getan", sagte er. "Wir wissen, dass wir nicht gut gespielt haben und uns steigern müssen." Der kanadische Coach John Herdman trauerte einer verpassten Chance hinterher, lobte aber seine Mannschaft: "Wir sind stolz auf unsere Leistung. Die Spieler haben gezeigt, dass sie auf dieser Bühne bestehen können."
Courtois pariert Handelfmeter von Davies
Die Kanadier dachten von Beginn an überhaupt nicht daran, sich zu verstecken - und fast hätten sie nach nur zehn Minuten ihre erste WM-Sternstunde erlebt. Der sambische Schiedsrichter Janny Sikazwe ahndete nach eingehender Beratung mit seinen Videoassistenten ein Handspiel von Yannick Carrasco bei einem Schussversuch von Tajon Buchanan. Elfmeter für Kanada! Alphonso Davies, der sich im Gegensatz zum belgischen Stürmerstar Romelu Lukaku nach einer Verletzung rechtzeitig fit gemeldet hatte, trat an. Doch der schlecht platzierte Flachschuss des Bayern-Profis wurde zur Beute von Real-Keeper Thibaut Courtois (10.). Die große Chance auf den ersten WM-Treffer der Kanadier überhaupt war dahin.
Foul von Witsel - Kanada wird Elfmeter verwehrt
Es war erstaunlich, wie lange die erfahrene belgische Defensive brauchte, um die forsch anrennenden, zweikampfstarken Außenseiter zu bändigen und eine Grundordnung ins eigene Spiel zu bringen. Vor allem mit dem pfeilschnellen Davies hatte die Abwehr ihre liebe Mühe. Nach Zuspiel von Eden Hazard kam Michy Batshuayi für die Belgier in der 23. Minute erstmals in eine gute Abschlussposition, wurde aber geblockt. Kanada antwortete wenig später mit einem verheißungsvollen Angriff über die rechte Seite, doch Courtois war beim strammen Schuss von Alistair Johnston auf dem Posten (30.).
Glück hatten die Belgier, dass Schiedsrichter Sikazwe vor der Pause nicht mindestens ein weiteres Mal auf den Punkt zeigte. In der 21. Minute gab es zunächst eine falsche Abseitsentscheidung nach einem Rückpass von Hazard, weshalb ein darauf folgendes Foul im Strafraum der Belgier vom VAR-Team nicht geprüft werden konnte. Später traf Axel Witsel den zur Grundlinie drängenden Richie Laryea am Fuß, doch das Schiedsrichter-Gespann entschied sich gegen einen Strafstoß (40.).
Batshuayi stellt mit dem 1:0 den Spielverlauf auf den Kopf
Den Belgiern genügte im Grunde ein Kick-and-rush-Angriff, um in Führung zu gehen. Verteidiger Toby Alderweireld schlug einen langen Ball in die Spitze, wo Batshuayi seinen Bewachern entwischte und abgeklärt einschob (44.). 14:4 Torschüsse für Kanada, aber 1:0 für Belgien - das Pausenergebnis muss für das Team von Trainer Herdman wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein.
Kanada mit Leidenschaft, aber im Abschluss schwach
Auch nach Wiederanpfiff presste Kanada derart hoch, dass die Belgier - jetzt mit dem Dortmunder Thomas Meunier in der Abwehr - weiterhin Mühe hatten, ihr Spiel aus der eigenen Hälfte zu strukturieren. Wie lange würden die Kicker aus Nordamerika dieses kraftraubende Spiel durchhalten? Lange, denn ihr unglaublicher Teamspirit schien sie ein ums andere Mal zu beflügeln.
Es war bezeichnend, wie die Kanadier eine Rettungsaktion gegen den einschussbereiten Batshuayi feierten (67.). Vorlagengeber Kevin De Bruyne, der in diesem Spiel Vieles schuldig blieb, quittierte die vertane Chance seines Teamkollegen dagegen mit einem resignierten Schulterzucken. Kanada rannte weiter an, war im Abschluss aber nicht zwingend genug, so wie bei einem Kopfball von Cyle Larin, den Courtois sicher abfing (80.). Belgien tat wenig, um das Ergebnis noch deutlicher zu gestalten, brachte den knappen Vorsprung aber über die Zeit.
Am Sonntag (27.11.2022 / 14 Uhr MEZ) trifft Belgien nun auf Marokko, für Kanada wird es gegen Kroatien nicht leichter (17 Uhr MEZ).