Trotz Vorrunden-Aus Berger sieht Deutschland nicht weit von Weltspitze entfernt
Nationalspielerin Ann-Katrin Berger ist nach dem Ausscheiden des DFB-Teams noch in Australien geblieben. Im Sportschau-Interview kann die Torhüterin des FC Chelsea die große Aufregung in Deutschland nicht so richtig nachvollziehen - und unterstützt ihre Lebensgefährtin. Die steht mit England im Halbfinale.
Auf den ersten Blick schlendert da nur ein Touristen-Pärchen die Promenade im australischen Urlaubsort Terrigal entlang. Doch wer die WM in Australien genau verfolgt, kennt die beiden Frauen natürlich. Im schwarzen Jogging-Anzug kommt die englische Nationalverteidigerin Jessica Carter daher. Ihre Begleiterin, ebenfalls im lässigen Freizeitdress mit hellem Kapuzenpullover und Mütze, ist Ann-Katrin Berger.
Die deutsche Nummer zwei unterstützt ihre Lebensgefährtin seit dem Ausscheiden des DFB-Teams. "Ich bin einfach hier geblieben und wollte noch was anderes erleben, den Moment genießen", erklärt die Torhüterin im Sportschau-Interview. "Man ist nicht so oft in Australien."
Berger weiter von Qualität des deutschen Teams überzeugt
Nicht zuletzt wegen ihrer Freundin hat sie aber - auch wenn es zunächst schmerzhaft gewesen sei - weiter die WM verfolgt. Dass Deutschland nun weit hinter der Weltklasse zurück sei, wie viele Beobachter und Beobachterinnen geurteilt haben, kann die 32-Jährige nicht bestätigen.
Fußball ist einfach ein brutaler Sport - und ist abhängig von Tagesleistungen. Ich würde nicht sagen, dass wir weit weg sind. Im Gegenteil.
"Natürlich wird jetzt viel darüber geredet, ob wir jetzt wieder einen Riesen-Schritt nach hinten gemacht haben. Aber jedes Spiel ist einmalig. Ich glaube, wir dürfen uns nicht zu sehr unter Druck setzen. Hätten wir ein Spiel besser gespielt, wären wir ganz vorn mit dabei gewesen", sagt Berger, die bei der FIFA-Wahl in diesem Jahr als drittbeste Torhüterin der Welt ausgezeichnet worden ist, und fügt mit Blick auf die Weltspitze hinzu: "Fußball ist einfach ein brutaler Sport - und ist abhängig von Tagesleistungen. Ich würde nicht sagen, dass wir weit weg sind. Im Gegenteil."
Einöde von Wyong - kein Grund für sportlichen Misserfolg
Ihre Mitspielerinnen haben fast allesamt nahezu gleichlautende Erklärungen auf ihren Socialmedia-Plattformen abgegeben. Große Trauer, fehlende Worte. Die Suche nach den Gründen steht im Vordergrund - auch beim Verband selbst. Berger will lieber nach vorn schauen. "Hätte, hätte, Fahrradkette, sage ich immer", unterstreicht die gebürtige Schwäbin, die auch nicht darüber nachdenkt, ihre internationale Karriere bereits zu beenden.
Auch an den Diskussionen um das Teamquartier will sie sich nicht beteiligen. Ob der schöne Badeort Terrigal, wo die englische Nationalmannschaft abgestiegen ist, oder die Einöde von Wyong - das dürfe nicht als Grund für sportlichen Misserfolg gelten. Dafür seien alle Spielerinnen "alt und professionell genug".
So ein Spaziergang am Strand sei natürlich schön. Das Problem sei aber die Leistung auf dem Platz gewesen. "Wir sind hier, um Fußball zu spielen. Das Drumherum sind Plus-Sachen. Aber daran können wir uns jetzt nicht halten. Es hat einfach nicht sollen sein", betont Berger.
Ann-Katrin Berger (l.) zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Jessica Carter bei der FIFA-Gala.
England erwartet "ein richtig schweres Spiel"
Am Montag (14.08.2023) reist sie aus Australien ab. Noch ein Abstecher zu ihren Eltern, bevor es bald beim FC Chelsea mit dem Training weitergeht. Dort wird sie bald auch wieder auf ihre Lebensgefährtin treffen, mit der sie alltäglich im Club zusammen Fußball spielt.
Und natürlich drücke sie den Engländerinnen im weiteren Turnierverlauf die Daumen. "Ich glaube aber, dass es gegen Australien ein richtig schweres Spiel wird", sagt Berger. "Letztes Jahr bei der EM hatten sie den Heimvorteil. Jetzt ist es eine andere Atmosphäre. Für mich ist es keine Überraschung, dass Australien es ins Halbfinale geschafft hat. Die haben eine richtig gute Mannschaft."