Die niederländische Nationalspielerin Jill Roord (l.) und Portugals Fatima Pinto kämpfen um den Ball.

Van der Gragt trifft per Kopf Niederlande feiern 1:0-Erfolg gegen Portugal

Stand: 23.07.2023 14:55 Uhr

Vize-Weltmeister Niederlande ist am Sonntag (23.07.2023) mit einem 1:0 (1:0)-Erfolg gegen Portugal in die Frauen-WM in Australien und Neuseeland gestartet. Die "Löwinnen" waren überlegen und hätten bei besserer Chancenverwertung höher gewinnen können.

Von Hanno Bode

Auch wenn das Team des früheren Bundesliga-Trainers Andries Jonker am Ende um den Sieg zittern musste, unterstrichen die Niederländerinnen mit ihrem Premieren-Auftritt beim Ozeanien-Turnier ihre Titelambitionen. Der Europameister von 2017 zeigte über weite Strecken der Partie eine taktisch und fußballerisch reife Vorstellung. Einziges Manko: der Abschluss. So blieb es beim Treffer der früheren Münchnerin Stefanie van der Gragt, die auf ihrer Abschiedstournee vom Profifußball - die 30-Jährige beendet nach der WM ihre Laufbahn - per Kopf erfolgreich war (13.).

"Es ging heute darum, das erste Spiel zu gewinnen. Portugal hat es uns unglaublich schwer gemacht. Man hat gesehen, dass sie den Anschluss an die Weltspitze geschafft haben", sagte Jonker der niederländischen Rundfunkanstalt "NOS". Der 60-Jährige bemängelte die fehlende Konsequenz seines Teams beim Abschluss: "Wenn wir die Chancen nutzen, ist die Entscheidung viel früher gefallen."

Niederlande von Beginn an dominant

Viele portugiesische Spielerinnen weinten, während im Forsyth Barr Stadium in Dunedin ihre Nationalhymne abgespielt wurde. Tränen der Rührung kullerten den Ibererinnen vor dem ersten WM-Spiel einer Frauen-Nationalmannschaft des Verbandes die Wangen herunter. Ob es nun der historische Moment oder der starke Gegner war, der den Außenseiter in den ersten 45 Minuten kaum zur Geltung kommen ließ, wird Coach Francisco Neto in der Analyse der Partie gewiss herausfinden. Seine Elf fand offensiv vor der Halbzeit jedenfalls praktisch nicht statt.

Die niederländische Keeperin Daphne van Domselaar hätte sich wohl ein Kännchen Kaffee und ein Stückchen Pavlova in der Stadiongastronomie besorgen können - ihre Abwesenheit wäre vermutlich kaum aufgefallen. Statt des Verzehrs der köstlichen mit Sahne und Früchten gefüllten Baiser-Torte - in Neuseeland ein Klassiker für den Gaumen - entschied sich die 23-Jährige dazu, sich in und vor ihrem Kasten warmzuhalten - und zu langweilen.

Van der Gragt trifft per Kopf

Aus der Ferne sah die Torfrau von Aston Villa wie ihre Teamkameradinnen die Begegnung dominierten und klar die Lufthoheit hatten. Nicht von ungefähr resultierte das 1:0 aus einem Eckstoß von Sherida Spitse, den van der Gragt per Kopf in die Maschen beförderte. Zunächst hob die Schiedsrichterassistentin zwar die Fahne, weil sie Jill Roord im Abseits gesehen hatte. Nach Sichtung des Bewegtbildes gab die Unparteiische Kateryna Monzul (Ukraine) den Treffer jedoch, weil in der Flimmerkiste deutlich zu sehen war, dass die vormalige Wolfsburgerin nicht aktiv ins Geschehen eingriffen hatte.

Die niederländische Nationalspielerin Stefanie van der Gragt (M.) bejubelt einen Treffer.

Stefanie van der Gragt (M.) bejubelt ihren Kopfballtreffer.

Roord hätte bald darauf - natürlich ebenfalls per Kopf - erhöhen können beziehungsweise eigentlich müssen. Aber freistehend platzierte sie den Ball nicht gut genug (24.). Danielle van de Donk (39.) und Lineth Beerensteyn (45.) ließen weitere Chancen zum 2:0 aus, sodass die Portugiesinnen mit einem Gegentreffer zur Pause noch gut bedient waren.

Portugal nach der Pause mutiger

Nach dem Seitenwechsel waren die Ibererinnen sichtlich bemüht, etwas forscher zu Werke zu gehen. Sie standen nun höher und zeigten eine entschlossenere Körperhaltung. Gegen das aggressive Pressung der Niederländerinnen, die die ballführende Spielerin zumeist zu zweit attackierten, hatte es das Neto-Team aber weiter schwer, Offensiv-Akzente zu setzen. Und hinten musste der WM-Novize gegen die flinken "Löwinnen" stets auf der Hut sein. Glück für die Portugiesinnen, dass der Vize-Weltmeister weiter Chancenwucher betrieb: Van de Donk schoss freistehend Keeperin Ines Pereira an (52.).

Torfrau van Domselaar lange beschäftigungslos

Es hätte also gut und gerne 2:0 oder 3:0 für den Europameister von 2017 stehen können. Weil dem jedoch nicht so war, verfinsterten sich die Gesichtszüge von Bondscoach Jonker ab Mitte des zweiten Durchgangs. Seine Mannschaft war nun nicht mehr so dominant wie noch in den ersten 45 Minuten, die Partie jetzt einigermaßen ausgeglichen. Portugal war mit seinem Latein allerdings am gegnerischen Strafraum zumeist am Ende.

Erst in der 82. Minute (!) musste Keeperin van Domselaar den ersten Schuss parieren. Der mittige Abschluss der kurz zuvor eingewechselten Telma Raquel Velosa da Encarnacao stellte sie allerdings vor keine großen Probleme. Es war die größte und einzige Tormöglichkeit des Außenseiters im ganzen Spiel, sodass es letztlich beim hochverdienten niederländischen Erfolg blieb.

Coach Neto: "Bin sehr stolz auf meine Spielerinnen"

Portugals Coach Neto zeigte sich im Interview mit "Sport TV" trotz der Auftaktniederlage zufrieden. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass meine Spielerinnen ängstlich in die Partie gegangen sind. Ich bin sehr stolz auf sie, auf das, was sie in diesem ersten Spiel bei einer Weltmeisterschaft geleistet haben. Sie haben heute gegen eine der weltbesten Mannschaften gezeigt, warum sie es geschafft haben, sich für die WM zu qualifizieren."

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 23.07.2023 | 06:40 Uhr