100. Länderspiel gegen Japan Schwedens Magdalena Eriksson - ein Jubiläum als Durchgangsstation
Magdalena Eriksson ist in Schweden ein echter Star, steht nun vor ihrem 100. Länderspiel. Das Viertelfinale gegen Japan soll aber vor allem ein weiterer Schritt Richtung WM-Titel sein.
Natürlich lässt sie ihr den Vortritt. Amanda Ilestedt bleibt einen Schritt zurück, als sie gemeinsam mit Magdalena Eriksson den Raum betritt, um sich den Fragen der Weltpresse zu stellen. Eriksson ist schließlich die Chefin der schwedischen Defensive, die im Viertelfinale am Freitag (11.08.2023, 9.30 Uhr MESZ, live im Ersten und auf sportschau.de) gegen Japan auch noch ihr 100. Länderspiel bestreiten wird.
Stark an der Gegnerin und am Ball
Sie könnte im Duell mit den Asiatinnen zu einer der wichtigsten Spielerinnen werden, denn "die Japanerinnen sind unfassbar unberechenbar in der Offensive. Sie sorgen mit einigen Spielerinnen für viel Gefahr, da müssen wir alle zusammen gemeinsam extrem aufmerksam sein", weiß Eriksson, die bislang im Turnier beachtliche zwei Drittel ihrer Defensiv-Zweikämpfe gewonnen hat.
Eine ihrer Qualitäten ist auch ihr starker linker Fuß, der es ihr ermöglicht, sowohl im Abwehrzentrum als auch als Linksverteidigerin zu agieren. Außerdem ist Eriksson dank ihrer Spielübersicht wichtig für den Aufbau und bei ruhenden Bällen zudem stets gefährlich im Strafraum des Gegners.
Das Ziel: Vor den Bayern noch den WM-Titel holen
"Magda", wie sie in Schweden genannt wird, ist eine der schillerndsten Figuren dieser WM. Was neben den sportlichen Qualitäten auch an ihrer Beziehung zur Dänin Pernille Harder liegt. Die beiden sind ein Paar und wechseln nach dem Turnier in die Bundesliga zum FC Bayern München. Ein Transfer, der schon vor einigen Wochen bekannt wurde und für großes Aufsehen gesorgt hat. Die beiden haben jeweils Dreijahresverträge unterschrieben und sollen nach den großen Erfolgen in England mit Chelsea die Bayern auf ein anderes Level heben.
Doch zunächst hat die Eriksson noch eine Mission. Die 29-Jährige will unbedingt den WM-Titel mit in die bayerische Landeshauptstadt bringen. Das Viertelfinale gegen die aktuell extrem starken Japanerinnen ist dabei ein echter Prüfstein. Waren gegen die USA im Achtelfinale (5:4 i.E.) noch körperliche Präsenz, Durchhaltevermögen und mentale Stärke im Elfmeterschießen gefragt, so fällt die Vorbereitung auf die wuseligen Japanerinnen deutlich schwerer. Weil es schwer ist einzuschätzen, was auf einen selbst zukommen könnte.
Eriksson: Japan unberechenbar
"Japan hat sich seit den Olympischen Spielen vor zwei Jahren beachtlich entwickelt. Damals haben sie Ballbesitz-Fußball gespielt, heute sind sie variabel, suchen den Abschluss, haben mal viel und mal wenig Ballbesitz, da hat sich einiges getan", sagte Eriksson. Sie denkt gerne noch an den 3:1-Erfolg (Eriksson erzielte das 1:0 im Viertelfinale bei den Olympischen Spielen in Tokio), hat andererseits aber großen Respekt vor den Weltmeisterinnen von 2011. "Wir dürfen ihnen nichts anbieten, denn dann werden sie eiskalt zuschlagen", sagte die Verteidigerin.
Mehr Videos der Gegnerinnen als sonst üblich, werde sie sich allerdings nicht anschauen, scherzte Eriksson, die Japan schon beim 4:0 im letzten Gruppenspiel gegen Spanien live im Stadion gesehen hat. "Das war wichtig, weil da auch die Laufwege der Spielerinnen zu sehen sind, die nicht unmittelbar an der entscheidenden Offensivaktion beteiligt sind", sagte die zweifache Silbermedaillen-Gewinnerin bei Olympischen Spielen (2016/2020).
Mit Pausen zum Erfolg
Von Silber und Bronze (bei der WM 2019) hat Eriksson nun aber genug. Die Zeit ist reif, um den nächsten Schritt zu machen. Spielen, gewinnen, regenerieren, spielen, gewinnen - so sieht der Fahrplan zum WM-Titel für sie aus. "Das Trainerteam hat ein sehr feines Gespür, was jede einzelne braucht. Egal, ob es nun ein paar Stunden mehr im Zimmer im Bett sind oder eine lockere Einheit auf dem Platz oder auf dem Rad", berichtete Eriksson über die Regenerationsphasen bei den Schwedinnen. Viel Schlaf also, um im entscheidenden Moment dann hellwach zu sein.
Ilestedt, die in der Viererkette auf dem Platz neben ihr verteidigt (und schon drei Kopfballtore erzielt hat), zieht zustimmend leicht die Mundwinkel nach oben. Die Chefin hat gesprochen, so wird es gemacht, scheint sie sich zu denken. Kurz darauf ist die Pressekonferenz beendet. Beide stehen auf und verlassen das Podium, exakt so, wie sie es betreten haben. Ilestedt einen Schritt hinter Eriksson, die auch eine der drei Kapitäninnen bei Schweden ist. Ehre, wem Ehre gebührt. Ganz besonders natürlich vor dem Jubiläums-Länderspiel.