Australien träumt schon vom Finale "Matildas" lösen Euphoriewelle in Australien aus
Das Stadion ausverkauft, das Fanfest brechend voll, das Achtelfinale als Einschaltquoten-Hit. Australien schwimmt mit den "Matildas" auf einer Fußball-Euphoriewelle. Die australischen Fußballerinnen träumen bereits vom Finale und Politiker diskutieren einen Extra-Urlaubstag.
"Die Unterstützung der Nation ist unglaublich. Wir spüren die Liebe der Fans", schwärmte Australiens Torschützin Hayley Raso nach dem Viertelfinal-Einzug gegen Dänemark am Montag (07.08.2023) in der "Sportschau". Mehr als 75.000 Fans hatten den Sieg der "Matildas" in Sydney live verfolgt und das Stadion zu einem Hexenkessel gemacht. "Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Matildas-Trikots gesehen", berichtete Samantha Lewis dem australischen TV-Sender "ABC".
Und auch beim sonst eher beschaulichen FIFA-Fanfest ging es heiß her: TV-Bilder zeigen mehrere Tausend Fans bei Temperaturen um die 10 Grad. Nach dem 2:0 durch Hayley Raso wurde sogar vereinzelt Pyrotechnik gezündet. Normalerweise verirren sich ein paar Hundert Zuschauer in die FIFA-Fanzone.
Einschaltquoten-Rekord im Achtelfinale
Sichtbar ist der Fußball-Boom in Australien, wo Cricket, Rugby oder Australian Rules Football eigentlich die Zuschauer anziehen, auch an den TV-Einschaltquoten. Das Achtelfinal-Spiel gegen Dänemark war der Quoten-Hit des Jahres. Durchschnittlich 3,56 Millionen und in der Spitze 6,54 Millionen Zuschauer verfolgen den Einzug der WM-Mit-Gastgeberinnen in die Runde der besten Acht.
"Die Matildas sind größer als MAFS", titelte die Tageszeitung "The Mercury" mit Verweis auf die populäre TV-Serie "Married at first Sight". Und auch andere Sport-Highlights hängten die Fußballerinnen ab: So sahen die Partie gegen Dänemark mehr Zuschauer als die großen Finals der Australian Football League (AFL) und das "State of Origin"-Spiel im Rugby.
Knacken die "Matildas" Cathy Freeman?
Die 3,6-Millionen-Marke, die Tennisspielerin Ashley Barty beim ersten australischen Sieg nach 44 Jahren bei den Australian Open 2022 aufstellte, könnte nun im WM-Viertelfinale gegen Frankreich oder Marokko (08.08.2023, 13 Uhr MESZ, Live-Ticker auf sportschau.de) geknackt werden. Den Einschaltquoten-Rekord im 25-Millionen-Einwohner-Land Australien hält noch immer Cathy Freeman, die bei ihrem 400-Meter-Goldlauf bei Olympia 2000 rund 8 Millionen Zuschauer vor die TV-Geräte lockte.
Das Australian Open-Finale der Männer 2005 zwischen dem Australier Lleyton Hewitt und dem Russen Marat Safin sahen 2005 4,04 Millionen Zuschauer, das Finale der Rugby-WM 2003, das Australien gegen England verlor, 4,02 Millionen Zuschauer an den TV-Geräten.
Kerr: "Wir träumen vom Titel"
Zahlen, die bei einem Weiterkommen im Viertelfinale durchaus erreichbar sind für die "Matildas". Superstar Sam Kerr denkt sogar schon weiter: "Es ist offensichtlich: Wir haben den Traum von Titel", sagte die 122-fache Nationalspielerin, die nach einer Verletzung unter riesigem Jubel gegen Dänemark ihre ersten WM-Minuten spielte.
Extra-Feiertag nach Halbfinal-Einzug?
Über das Viertelfinale hinaus denkt auch bereits Australiens Premierminister Anthony Albanese. Bei einem Halbfinaleinzug plädierte der australische Staatschef für einen Extra-Feiertag. "Wenn sie am Samstag durchkommen, wird das mit Sicherheit auf der Tagesordnung stehen", sagte der Politiker der australischen Labour Party dem Radiosender "Triple M".
Entscheiden müssten die australischen Bundessstaaten über den Extra-Urlaubstag. Unterstützung bekommt Albanese bereits aus New South Wales: "Wir würden die Matildas gerne mit einem Feiertag unterstützen, wir werden mit den anderen Staaten und dem Commonwealth zusammenarbeiten, um das richtige Datum zu finden", reagierte Chris Minns, Premierminister des Bundesstaates in einer Erklärung.
Bisher war im Viertelfinale Schluss
Vorlegen müssen aber erst einmal die "Matildas". Bisher schafften es Australiens Frauen in drei Anläufen maximal ins Viertelfinale, dort war dann gegen Japan, Schweden und Brasilien Schluss. Doch durch den Heimvorteil und die Stimmung im Land scheint diesmal mindestens das Halbfinale möglich. Denn, so Nationalspielerin Raso: "Das hat uns einen tollen Push gegeben". Die knapp 50.000 Tickets für das Spiel in Brisbane sind längst weg, das Stadion dürfte sich wieder in einen Hexenkessel verwandeln.