Gewalt gegen Frauen beenden Kapitänin Popp setzt bei WM Zeichen
Alexandra Popp wird bei allen WM-Spielen der deutschen Nationalmannschaft in Australien ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen. Das Team hat sich für eine entsprechende Kapitänsbinde entschieden.
"Wir werden eine einzige Binde tragen während des ganzen Turniers und wollen auf das Thema Gewalt gegen Frauen hinweisen", kündigte die deutsche Kapitänin am Mittwoch bei der Pressekonferenz im australischen Wyong an. "Das Thema kommt uns teilweise noch zu kurz."
Vorangegangen seien Gespräche mit ihren Stellvertreterinnen und dem Mannschaftsrat. Popp wies auf die Kooperation des DFB mit UN Women hin, die gemeinsam schon Aktionstage organisiert haben. Deshalb sei schnell klar gewesen, dass sich das Team nun für dieses Thema entscheiden würde.
FIFA gibt acht verschiedene Themen vor
Die FIFA hatte den Mannschaften acht Themen zur Auswahl gestellt: "Vereint für Inklusion", "Vereint für indigene Völker", "Vereint für die Gleichstellung der Geschlechter", "Vereint für Frieden", "Vereint für Bildung für alle", "Vereint gegen Hunger", "Fußball bedeutet Freude, Frieden, Liebe, Hoffnung und Leidenschaft" und eben "Vereint gegen Gewalt an Frauen".
"Alle Themen sind extrem wichtig", sagte Popp, die nach 2011, 2015 und 2019 schon ihre vierte WM spielt und ihr Team zum zweiten Mal als Kapitänin anführt. "Unser Thema ist eigentlich die Vielfalt. Das weiß jeder. Aber das Thema bespielen wir schon seit Jahren", fügte sie hinzu.
Eine Binde wählen oder alle tragen
Den Spielerinnen in Australien und Neuseeland hatte der Weltverband drei Möglichkeiten vorgegeben, unter den Binden und Botschaften zu wählen: Sie können das ganze Turnier lang eine Binde mit der gleichen Botschaft oder eine Binde mit einem bestimmten Thema für jeden Spieltag tragen. Außerdem ist es möglich, die Standardbinde mit der Aufschrift "Football Unites the World" ("Fußball vereint die Welt") das ganze Turnier über zu wählen.
Regenbogenbinde verboten - diesmal keine Diskussionen
Noch bei der WM-Generalprobe gegen Sambia (2:3) hatte Popp die bekannte Regenbogenbinde getragen. Die FIFA hatte allerdings schon zuvor - nach Gesprächen mit den nationalen Verbänden - bekannt gegeben, diese Binde nicht beim Turnier zuzulassen.
Bei der WM der Männer in Katar hatte es Ende des vergangenen Jahres noch großen Ärger um die Kapitänsbinden gegeben. Weil die FIFA - anders als jetzt - erst sehr kurzfristig den europäischen Verbänden, darunter Deutschland, verboten hatte, mit der "One Love"-Binde zu spielen. Wohlgemerkt unter Androhung von Sanktionen. Dadurch hatte der Weltverband in Deutschland eine riesige Diskussion ausgelöst. Der DFB hat aber auch eigene Fehler eingeräumt.
Kurioserweise werden die Farben der "One Love"-Binde nun bei der Frauen-WM trotzdem zu sehen sein. Die FIFA-Binde für Inklusion zeigt ein buntes Herz, das durchaus an die symbolträchtige verbotene Binde erinnert.
Popp: Volle Konzentration auf den Torabschluss
Es dürfte nun im Sinne aller sein, dass sich Down Under die Diskussion nicht noch einmal entsponnen hat. Zumal sich Popp schon nach der Entscheidung der FIFA für die genannten Themen zufrieden gezeigt hatte.
Ohnehin hat sie aktuell noch ein anderes Problem. Auf die Frage, woran das Team mit Blick auf das erste Gruppenspiel am Montag gegen Marokko am meisten arbeiten müsste, nannte die 32-Jährige den Torabschluss - und sprach dabei als Mittelstürmerin nicht zuletzt mit sich selbst.
"Ich treffe im Training gerade nicht so gut", berichtete sie mit einem Lächeln, zeigte sich aber "sehr sicher", dass auch sie gegen Marokko voll da sein werde. Mit der Binde "Vereint gegen Gewalt an Frauen" am Arm.