Die deutsche Fußball-Nationalspielerin Alexandra Popp mit erhobenem Daumen

"Zu groß gibt es nicht" DFB-Frauen freuen sich auf größte WM aller Zeiten

Stand: 18.07.2023 09:14 Uhr

An der Fußball-WM in Australien und Neuseeland nehmen erstmals 32 Nationen teil - acht mehr als vor vier Jahren. Was zu Lasten der Qualität gehen könnte, soll der Entwicklung dienen. Die DFB-Frauen freuen sich drauf.

Von Florian Neuhauss aus Wyong

Das deutsche Team brauchte nach der langen Anreise über Dubai nach Sydney erst einmal ein paar ruhigere Tage im Quartier in Wyong. Deswegen ließ es auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg auf dem Platz zunächst ein bisschen entspannter angehen.

Dazu passten auch ein Teamevent am Strand und nach dem öffentlichen Training am Sonntag, in dem es schon deutlich mehr zur Sache ging, ein freier Montag mit Whale-Watching, Sightseeing in Sydney oder einem Trip in den Nationalpark für die Spielerinnen.

"Es ist extrem wichtig, als Team etwas miteinander zu erleben. Wir sind hier in Australien in einem ganz besonderen Land, in dem man außergewöhnliche Sachen erleben kann", sagte Janina Minge, die lediglich als Ersatzspielerin mit nach Australien gereist ist, und hatte vor allem den Mannschaftsgeist im Sinn.

Doch in die Rubrik "außergewöhnliche Sachen" würde auch der angepeilte WM-Titel passen. Es wäre der insgesamt dritte und der erste seit 2007.

Nie zuvor so wie viele WM-Teilnehmer

Beim Turnier in China war Deutschland eine von 16 startenden Nationen gewesen. Mittlerweile sind es doppelt so viele - und allein acht Länder sind zum ersten Mal überhaupt dabei: Haiti, Irland, Marokko, Panama, die Philippinen, Portugal, Vietnam und Sambia. Es ist ein kurioser Zufall, dass die FIFA das Teilnehmerfeld auch genau um acht Teams erweitert hat.

Das Format ist wieder ein bisschen größer. Ich finde es einfach aufregend, gewisse Dinge mitzuerleben, die zum ersten Mal stattfinden. Es ist immer cool, neue Erfahrungen zu machen.
Nationalspielerin Marina Hegering

Das bedeutet im Vergleich zu den jüngsten Turnieren in Kanada und Frankreich noch einmal eine Aufstockung um ein sattes Viertel. Losgegangen war es 1991 einmal mit zwölf Teams. Auch wenn es 2023 zwei Gruppen mehr gibt als 2019, hat dies allerdings keine direkten Folgen für den Spielplan, die Anzahl der Spiele bleibt gleich. Aber die unsägliche Regel hat ein Ende, nach der bisher vier von sechs Gruppendritten auch ins Achtelfinale eingezogen waren. 2023 kommen nur die beiden Ersten jeder Gruppe weiter.

Für Deutschland geht es erst am Montag (24.07.2023, 10.30 Uhr, im Audiostream bei sportschau.de) in Melbourne gegen Marokko mit der WM los. Anders sieht es bei den Gastgebern aus: Neuseeland (gegen Norwegen) und Australien (gegen Irland) starten bereits an diesem Donnerstag in das Turnier. Auch diese zwei Eröffnungsspiele sind ein Novum dieser WM, bei der es erstmals zwei Länder als Ausrichter gibt.

Erweiterung der WM als ein Experiment?

"Die Erweiterung des Teilnehmerfeldes bietet Chancen, birgt aber auch Risiken. Wahrscheinlich wird das Niveau nicht über alle WM-Spiele so hoch sein wie bei der letztjährigen EM", sagte Tobias Trittel im Sportschau-Interview. Der Koordinator des Frauenfußballs beim VfL Wolfsburg ist seit dem vergangenen Jahr auch Vorsitzender des Ausschusses Frauen-Bundesligen (AFBL) beim DFB.

Vielleicht ist es ein Experiment, die Erweiterung jetzt und in diesem Maß umzusetzen.
Ligachef Tobias Trittel

Er weiß, dass "das hohe sportliche Niveau ein extrem wichtiges Element" für die Begeisterung um das Turnier in England war. Trittel wirbt aber auch für die Erweiterung: "Es ist wichtig, Zugänge zu schaffen - zu Turnieren und Wettbewerben. Für die Verbände ist es keine einfache Entscheidung, wann welcher Weg gegangen wird. Mit der Erweiterung ist die Hoffnung verbunden, dass der Frauenfußball breiter auf der Welt gefördert wird. Und die Erweiterung hätte ohnehin irgendwann umgesetzt werden müssen. Vielleicht ist es ein Experiment, sie jetzt und in diesem Maß umzusetzen."

Erweiterung wirklich auf Kosten der Qualität?

Womöglich sind die Sorgen um die Qualität ohnehin unbegründet. Laut FIFA-Weltrangliste ist Sambia mit Platz 77 das schlechteste Team, das bei der Weltmeisterschaft dabei ist. Also das Team, das, angeführt von Kapitänin Barbra Banda, Deutschland die 2:3-Niederlage bei der WM-Generalprobe zugefügt hat.

Auch Vietnam (Nummer 32 der Welt) hatte Deutschland beim vorangegangenen Test arge Probleme bereitet. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hatte in diesem Spiel aber noch die meisten Stammspielerinnen geschont.

Leupolz: "Zu groß gibt es gar nicht"

Wie ihre Mitspielerinnen freut sich auch Kathi Hendrich einfach auf das Turnier: "Ich gehe davon aus, dass so viele gute Mannschaften aufeinander treffen werden, bei denen die Qualität in den letzten Jahren auch noch mal extrem gestiegen ist", sagte die Verteidigerin. "Es wird auf jeden Fall qualitativ hochwertige und sehr spannende Spiele geben. Und auch insgesamt wird das Turnier spannender werden. Man könnte mittlerweile zehn Mannschaften aufzählen, die zu den Favoriten gehören."

Für Melanie Leupolz überwiegen ohnehin die Vorteile der Erweiterung. Sie sei "sehr gespannt" auf die WM und fügte hinzu: "Zu groß gibt es, glaube ich, gar nicht."

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 20.07.2023 | 08:03 Uhr