DFB-Gegner im Testspiel Sambias Barbra Banda - wie viel Testosteron erlaubt die FIFA?
Sie ist die "Caster Semenya des Fußballs": Wegen hoher Testosteronwerte wurde Sambias Fußballerin Barbra Banda bereits von Wettbewerben ausgeschlossen. Bei der bevorstehenden Frauen-WM darf sie mitmachen. Obwohl das Regelwerk unklar ist.
Die Frauen-Nationalmannschaft Sambias hat die vergangenen Wochen im beschaulichen Franken verbracht - das Team bereitet sich in Fürth und Umgebung auf die bevorstehende Frauen-WM in Australien und Neuseeland vor. Als Abschluss dieser für die Afrikanerinnen spannenden Trainingstage steht am 7. Juli (20.30 Uhr, live in der ARD und auf sportschau.de) das prestigeträchtige Testspiel gegen die deutsche Auswahl bevor.
Zwei Hattricks bei Olympischen Spielen
Mit dabei im 35er Kader der Ostafrikanerinnen ist Barbra Banda. Die 23-Jährige, die im Liga-Alltag für ein chinesisches Team spielt, gilt als eindeutig stärkste Akteurin im Team Sambias. Banda wurde 2021 weltweit bekannt, als ihr beim olympischen Fußballturnier in zwei Gruppenspielen jeweils ein Hattrick gelang.
Als das sambische Team allerdings im vergangenen Sommer beim Afrika-Cup in Marokko bis ins Halbfinale stürmte, schaffte es das ohne ihre beste Spielerin. Barbra Banda durfte nicht mitspielen. Die Team-Kapitänin saß auf der Tribüne und musste zuschauen. Ihr war kurz vor Turnierbeginn die Teilnahmeberechtigung entzogen worden - sie habe ein "Geschlechtsüberprüfungsverfahren" nicht bestanden, erklärte der afrikanische Fußballverband CAF.
Afrikanischer Fußballverband handelt eigenmächtig
Seit diesem Geschehen gibt es im internationalen Spitzensport den "Fall Banda" - der durchaus vergleichbar ist mit dem "Fall Caster Semenya". Wie die südafrikanische Leichtathletin Semenya, die vor Jahren von internationalen Leichtathletik-Wettkämpfen ausgeschlossen wurde, hat auch Barbra Banda einen sehr hohen Testosteronwert.
Kraftvoll: Barbra Banda
Und der afrikanische Fußballverband hat für seine Wettbewerbe einen Grenzwert eingerichtet, bei dessen Überschreiten Athletinnen ausgeschlossen werden können. Testosteron ist ein muskelaufbauendes Hormon, von dem Männer in der Regel viel mehr haben als Frauen. Sie sind muskulöser gebaut und in der Regel leistungsfähiger.
"Wo soll sie denn jetzt spielen?"
Der Aufschrei in Sambias Fußballszene war nach dem Ausschluss groß. "Mit ihr hätten wir den Afrika-Cup wahrscheinlich gewonnen", klagte Nationaltrainer Bruce Mwape - sein Team wurde am Ende Dritter. Presse und Fans in Sambia sahen ihr weibliches Fußballidol ungerecht behandelt. Sie fragten: "Bei den Frauen darf sie nicht spielen, bei den Männern auch nicht. Wo soll sie denn jetzt spielen?"
Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sah es ähnlich und prangerte den Ausschluss der Fußballerin grundsätzlich an: Geschlechterüberprüfungen seien eine Menschenrechtsverletzung und diskriminierend, so die nichtstaatliche Organisation.
Unterschiedlichste Bestimmungen
Nun wäre eigentlich der Fußball-Weltverband FIFA gefordert, eindeutige Regeln für seinen Sport festzulegen. Während beispielsweise der Leichtathletik-Weltverband seine Regeln solcherart verändert hat, dass Athletinnen nur noch starten dürfen, wenn sie ihr Testosteronlevel entsprechend gesenkt haben, gibt es derlei im Fußball noch nicht.
Die FIFA hält sich derweil bedeckt, lässt auf Sportschau-Anfrage wissen, man habe vor dem WM-Turnier nicht vor, einer speziellen Spielerin aufgrund von Testosteron-Werten die Teilnahme zu verbieten. Man sei mit unterschiedlichsten Experten aber dran am Thema, welches sehr komplex sei.
Fußballszene "blank" bei Genderregeln
Banda wird in Australien und Neuseeland also mittun dürfen - das hatte im vergangenen Dezember bereits Sarai Bareman, seit 2016 "Chief Women’s Football Officer" beim Fußball-Weltverband FIFA, prophezeit. "Wir freuen uns - Stand jetzt - Barbra Banda und ihre Teamkolleginnen in Australien und Neuseeland begrüßen zu dürfen", so die Funktionärin aus Samoa gegenüber der britischen BBC.
Aber Bareman musste einräumen, dass die Fußballszene immer noch relativ "blank" dasteht, was einheitliche Genderbestimmungen betrifft. "Wir befinden uns in einem Konsultationsprozess und überprüfen unsere Genderbestimmungen", so Bareman gegenüber der BBC.
"Geschlechterüberprüfung" stoppt Fußballerin
Wie schwer sich der Spitzensport mit dieser Thematik tut und wie unterschiedlich Regeln angewendet werden, zeigte sich 2022 wenige Wochen nach dem Afrika-Cup. Da fand in Südafrika der "COSAFA-Cup" statt - ein Turnier, bei dem nur die Länder aus dem südlichen Teil des Kontinents ihren Champion ausspielen. Sambia gewann den Cup am Ende. Mit Barbra Banda.
Anders als bei der CAF gab es beim regionalen Fußballverband COSAFA keine Geschlechterüberprüfung. Für Banda und ihre Teamkolleginnen konnte es kaum besser laufen. Ohne Punktverlust und ohne Gegentore hatten die Sambierinnen schon die Vorrunde gemeistert, das Halbfinale war dann auch kein Problem und im Finale wurde Gastgeber Südafrika mit 1:0 besiegt. Torschützin: Barbra Banda, die auch zur besten Spielerin der Veranstaltung gewählt wurde. Ihr gelangen in fünf Spielen satte zehn Tore.
Nun ist die Fußballwelt gespannt darauf, was Sambia bei der Weltmeisterschaft 2023 leisten kann. Barbra Banda und ihre Kolleginnen sind neben Marokko, Nigeria und Südafrika eines von vier qualifizierten afrikanischen Teams.