Kapitän des FC Liverpool Vorwurf Heuchelei - viel Kritik an Henderson für Wechsel nach Saudi-Arabien
Jordan Henderson wechselt vom FC Liverpool zu Al-Ettifaq nach Saudi-Arabien. Queere Fanklubs kritisieren ihn für den Schritt. Hendersons neuer Klub zeigte in einem Video einen eigenen Umgang mit der Regenbogenbinde.
Al-Ettifaq bestätigte am Donnerstag (27.07.2023) die Verpflichtung Hendersons. Englische Medien hatten zuvor darüber berichtet, dass der FC Liverpool eine Ablöse von umgerechnet fast 14 Millionen Euro erhält. Henderson soll demnach in Saudi-Arabien mehr als 800.000 Euro pro Woche verdienen. Dort trainiert er bei der Liverpooler Ikone Steven Gerrard, Hendersons Vertrag läuft bis 2026. Der Klub bestätigte am Mittwoch außerdem die Verpflichtung des französischen Spielers Moussa Dembélé.
Queerer Liverpool-Fanklub: "Wir sind zutiefst anttäuscht"
Queere Fanklubs kritisierten Henderson für den Wechsel. Henderson hatte sich jahrelang für die Rechte der LGBTQIA+-Gemeinschaft eingesetzt. Nun wechselt Henderson in ein Land, in dem homosexuelle Handlungen strafbar sind und möglicherweise mit dem Tod bestraft werden. Homosexuelle sind in Saudi-Arabien zudem im Alltag Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Mit dem Wechsel nach Saudi-Arabien stellen einige Fans nun die Aufrichtigkeit der bisherigen Unterstützung Hendersons für die Gemeinschaft infrage.
"Kop Outs", ein queerer Fanklub des FC Liverpool, schrieb bei Twitter: "Angesichts der Entscheidungen, die er kürzlich getroffen hat, zweifeln wir an, ob Henderson jemals ein wirklicher Unterstützer von uns gewesen ist. Wir sind zutiefst enttäuscht, dass er sich dafür entscheidet, als Teil eines Sportswashing-Systems zu arbeiten - und damit versucht, von einem Regime abzulenken, in dem Frauen und LGBT+-Personen unterdrückt werden." "Kop Outs" kritisierten auch den FC Liverpool dafür., das Geld aus Saudi-Arabien angenommen zu haben.
"Lion Pride", ein queerer Fanklub der englischen Nationalmannschaft, kritisierte den Wechsel ebenfalls: "Unsere Existenz und die 'Verbundenheit' zu uns sind im Vergleich zu einem riesigen Gehaltsscheck schwach."
Henderson engagierte sich beispielsweise bei "Rainbow Laces" ("Regenbogenschnürsenkel") für die Rechte queerer Menschen. Er trug die Schnürsenkel auch bei Spielen. Die Organisation hinter "Rainbow Laces" teilte mit, dass Henderson sich in Saudi-Arabien doch nun auch für die Rechte queerer Menschen einsetzen solle. Der Spieler veröffentlichte bei Instagram ein Video zu seinem Abschied aus Liverpool ohne Bezug auf die Kritik.
Vorstellungsvideo in aus Saudi-Arabien verstellt Regenbogenbinde in Schwarz-Weiß
Hendersons neuer Klub Al-Ettifaq veröffentlichte in den sozialen Netzwerken ein Video, bei dem Henderson in einer schnellen Abfolge von Fotos zu sehen ist. Auf den Bildern von Henderson, der einst die Regenbogenbinde trug, wurde in einem Teil des Videos stilistisch die Kapitänsbinde in Schwarz-Weiß dargestellt, während der restliche Teil der Fotos in Farbe zu sehen war.
Im Verlauf der Abfolge der Fotos ist eines komplett in Schwarz-Weiß dargestellt: das, auf dem Henderson mit der Regenbogenbinde zu sehen ist.
Al-Ettifaq keiner der vier Klubs des Staatsfonds
AI-Ettifaq, wo auch der Ex-Mainzer Robin Quaison spielt, gehört dem saudi-arabischen Sportministerium und ist keiner der vier Klubs, die derzeit - vom saudi-arabischen Staatsfonds getragen - Superstars in die saudische Pro League holen. Al-Ahli, Al-Ittihad, Al-Nassr und Al-Hilal wurden vom Staatsfonds übernommen und haben Stars wie Cristiano Ronaldo, Roberto Firmino, Ruben Neves oder Karim Benzema verpflichtet. Sie sollen der saudi-arabischen Pro League Glanz und sportlichen Wert verleihen.
Henderson war 2011 vom AFC Sunderland an die Anfield Road gewechselt, vier Jahre später übernahm er dann das Kapitänsamt von Gerrard. 2019 führte Henderson Liverpool zum Gewinn der Champions League, im Folgejahr sicherte man sich den englischen Meistertitel.