Halbfinale bei Bayer Leverkusen Christos Tzolis - Düsseldorfs Strohhalm
Im zweiten Halbfinale des DFB-Pokals trifft Fortuna Düsseldorf auswärts auf den schier übermächtigen Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen. Die einzige Hoffnung am Mittwoch (03.04.2024, ab 20.45 Uhr im Ticker und Audiostream auf sportschau.de) heißt Christos Tzolis.
Als Daniel Thioune im ZDF-Sportstudio die Auslosung zum Halbfinale des DFB-Pokals live verfolgte, entglitten ihm ein wenig die Gesichtszüge, als Fortuna Düsseldorf ausgerechnet Bayer Leverkusen zugelost bekam, und das auch noch auswärts. "Ja, das war unser Wunschlos", sagte der Trainer des Zweitligisten voller Sarkasmus, aufgrund der Gewissheit, nahezu chancenlos gegen das Ausnahmeteam der Fußball-Bundesliga zu sein.
Tzolis in der Form seines Lebens
Doch schon unmittelbar danach machte man sich in Düsseldorf auf die Suche nach einem Strohhalm, nach einer Hoffnung für dieses Spiel, das für den Außenseiter so aussichtslos zu gewinnen scheint. Und man ist fündig geworden, in den Fluren der Geschäftsstelle und bei den Fans entstand ein Matchplan, der zwar viel zu simpel ist, um von Thioune übernommen zu werden, aber dennoch auch einen Funken Wahrheit beinhaltet: mit aller Macht das Tor verteidigen und auf eine Aktion von Christos Tzolis hoffen.
Der Grieche wird von Thioune immer wieder als "Unterschiedsspieler" bezeichnet. Und er ist auch derjenige, der Fortuna den Glauben an das Wunder gibt. Im März hat Tzolis in vier Ligaspielen sechs Tore erzielt und drei vorbereitet, er ist mittlerweile mit 26 Torbeteiligungen der beste Scorer der 2. Liga. Und mit seinen Leistungen lädt er die Düsseldorfer nicht nur zu Träumen vom Pokalfinale und Aufstieg in die Bundesliga ein, sondern weckt auch eine Sehnsucht, dass er dauerhaft im Klub bleibt.
Fortuna sucht nach Lösungen für eine langfristige Zukunft
Tzolis ist bis Saisonende vom englischen Zweitligisten Norwich City ausgeliehen, Fortuna hat sich zwar eine Kaufoption gesichert, die bis Ende Mai gezogen werden muss - aber die ist für den Verein zu hoch. Fünf Millionen Euro müsste Düsseldorf an Norwich überweisen, um Tzolis dauerhaft halten zu können. Manager Klaus Allofs hatte unlängst bereits betont, mit dem Spieler und seinem Berater an Alternativlösungen zu arbeiten, weil Fortuna seinen Topstar unbedingt behalten will. Nur wie - das ist noch vollkommen offen.
Selbst im Falle des Aufstiegs ist der Tzolis-Kauf wohl nicht tragbar, weil dann kaum noch Mittel für weitere Neuverpflichtungen da wären, die dann aber nötig sind, um ernsthafte Aussichten auf den Klassenerhalt zu haben. Es bleibt aber eine Kombination, die das nötige Geld einbringen würde: der Aufstieg und Pokalsieg, verbunden mit dem Einzug in die Europa League. Doch dafür muss erstmal die größtmögliche Hürde mit Leverkusen übersprungen werden.
Thioune-Plan: "Hinfahren, gewinnen, zwei Nächte in Berlin verbringen"
Nach dem jüngsten 3:1-Erfolg beim 1. FC Kaiserslautern wurde Thioune gefragt, wie er die "Werkself", die in der gesamten Saison noch keine Pflichtspielniederlage hinnehmen musste, stoppen will. Seine Antwort: "Die Kollegen kann ich ja nicht fragen, die haben ja alle nicht gewonnen gegen Leverkusen. Deswegen muss ich mir etwas einfallen lassen. Wir werden eine Idee entwickeln, die umsetzbar ist. Im besten Fall sieht man eine Menge davon am Mittwoch."
Das Ziel sei "hinfahren, gewinnen, nach Hause fahren und zwei Nächte in Berlin verbringen. Der Traum lebt. Wir wollen nach Berlin."
"Straßenfußballer" Tzolis schoss Düsseldorf ins Halbfinale
Dass die Möglichkeit dazu besteht, hat auch wieder mit Tzolis zu tun. Im Viertelfinale versenkte er beim FC St. Pauli den letzten Versuch im Elfmeterschießen mit einem Panenka-Lupfer und beendete so die Partie. Und alles rund um diesen Schuss beschreibt perfekt, wie Tzolis tickt und wie sein Verhältnis zu Thioune ist.
Als der Grieche nach Düsseldorf kam, freute sich Thioune schon über den "Straßenfußballer". Tzolis ist ein Künstler, auch sehr auf die eigenen Zahlen bedacht und deswegen sauer, wenn er vorzeitig vom Platz muss - selbst wenn das Wohl der Mannschaft wie zuletzt beim 4:0-Erfolg beim VfL Osnabrück längst besiegelt ist. Für Tzolis gibt es nur eine Richtung, und die geht auf das gegnerische Tor.
Besondere Beziehung zwischen Thioune und Tzolis
Bei Thioune, der jeden seiner Spieler dazu verpflichtet, auch intensiv zu verteidigen, eckt er deswegen an. Der Trainer weist immer wieder darauf hin, dass Tzolis noch seine Baustellen habe, dass das Düsseldorfer Offensivspiel so sehr von ihm profitiere, die Defensive unter ihm aber auch öfter mal leide. Doch Thioune kritisierte Tzolis auch für dessen Panenka-Elfer öffentlich und direkt nach dem Spiel im Kabinengang.
Es ist eine besondere Trainer-Spieler-Beziehung, Thioune arbeitet da mit Zuckerbrot und Peitsche - und Tzolis gefällt das. "So ein Vertrauen habe ich noch nie in meiner Karriere gespürt", sagte er zuletzt.
Daniel Thioune (l.) und Christos Tzolis haben eine besondere Beziehung.
Und das zahlt er immer mehr zurück. Denn gerade auf St. Pauli hat Tzolis gezeigt, dass er zu verteidigen bereit ist, wenn es um alles geht. 120 Minuten lang hat der Linksaußen aufopferungsvoll gekämpft, ehe er sich im Elfmeterschießen seinen Augenblick des Ruhms genommen hat. In Leverkusen soll es ähnlich laufen. Den Gegner mit allen Mitteln am Toreschießen hindern und dann den magischen Tzolis-Moment erleben. Das ist Düsseldorfs Strohhalm.