DFB-Pokal Historisches Halbfinale - Leverkusen turmhoher Favorit auf Titel
Nur ein Bundesligist hat das Halbfinale des DFB-Pokals erreicht. Das gab es noch nie. Bayer Leverkusen ist damit turmhoher Favorit auf den Titel. Das zeigt auch die Historie des Wettbewerbs.
Die Fans von Borussia Mönchengladbach dürften am Dienstagabend (12.03.2024) humorbefreit gewesen sein. Allen anderen könnte der Post des Users "TaxitellerFonzy" auf der Plattform "X" zumindest ein Grinsen entlockt haben. Aufgrund der Tatsache, dass nur ein Bundesligist, dafür aber zwei Zweitligisten und ein Drittligist das Halbfinale im DFB-Pokal erreicht haben, zog er das sarkastische Fazit: "Die 1. Bundesliga ist national nicht mehr wettbewerbsfähig. Ein Investor muss her!"
Die Zusammenstellung des Halbfinals ist umso bemerkenswerter, da es sich bei den drei unterklassigen Mannschaften gut um Mannschaften handeln könnte, die auch in ihren jeweiligen Klassen bleiben.
Pokalschreck in der Liga nur Mittelmaß
Der 1. FC Saarbrücken ist - wie er das beim Spiel gegen Gladbach in der Fankurve auch mit einem großen Banner zeigte - der "Pokalschreck". Mit dem FC Bayern, Eintracht Frankfurt und nun Mönchengladbach schaltete er drei Bundesligisten hintereinander aus, aber in der 3. Liga belegt der FCS nur den neunten Tabellenplatz.
Der 1. FC Kaiserslautern, der am 2. April (ab 20.15 Uhr live im Ersten und im Livestream) zu dem auch unter Sicherheitsgesichtspunkten brisanten Spiel im Saarbrücker Ludwigspark antreten wird, hat dank eines 3:2-Sieges gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück zumindest einen Abstand von drei Punkten zum Relegationsplatz, der aus der 2. Liga nach unten führen könnte.
Fortuna Düsseldorf hat nach einem 2:0 gegen den Hamburger SV nur noch einen Punkt Rückstand auf den Relegationsplatz, der nach oben führen könnte.
Nur Leverkusen als Überflieger in der Meisterschaft
Der einzige Halbfinalist, der auch in der Meisterschaft eine überragende Saison spielt, ist Bayer Leverkusen. Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso hat als Tabellenführer der Bundesliga zehn Punkte Vorsprung auf den FC Bayern. Im Halbfinale des Pokals trifft Leverkusen am 3. April (20.45 Uhr, live im ZDF) auf Fortuna Düsseldorf. Die Chancen, im Jahr der vermutlich ersten Meisterschaft das Double zu gewinnen, sind bestens. Sogar das Triple ist möglich, denn der Klub ist auch noch in der Europa League vertreten.
Leverkusen hat die Gewissheit, auch in einem möglichen Finale am 25. Mai turmhoher Favorit zu sein. Das kennt der Verein aus Erfahrung, denn 1993 traf die Werkself im Endspiel auf die zweite Mannschaft von Hertha BSC, die in der damals drittklassigen Regionalliga spielte. Der Favorit setzte sich letztlich durch, allerdings nur knapp mit 1:0.
Außer Hertha BSC II gelang es zwei weiteren Drittligisten, das Finale zu erreichen. Sowohl der FC Energie Cottbus 1997 als auch der 1. FC Union Berlin 2001 unterlagen den Bundesligisten VfB Stuttgart und Schalke 04 jeweils mit 0:2.
Hannover 96 gewinnt als Zweitligist den Pokal
Zehnmal kam es zudem in einem Endspiel zu einem Duell zwischen einem Zweitligisten und einem Bundesligisten. Allein Hannover 96 triumphierte 1992 als unterklassiger Verein, durch einen Sieg im Elfmeterschießen gegen Borussia Mönchengladbach.
Jahr | Verein (Liga) | Bundesligist | Ergebnis |
---|---|---|---|
1965 | Alemannia Aachen (2) | Borussia Dortmund | 0:2 |
1968 | VfL Bochum (2) | 1. FC Köln | 1:4 |
1970 | Kickers Offenbach (2)* | 1. FC Köln | 2:1 |
1983 | Fortuna Köln (2) | 1. FC Köln | 0:1 |
1987 | Stuttgarter Kickers (2) | Hamburger SV | 1:3 |
1992 | Hannover 96 | Bor. Mönchengladbach | 4:3 n.E. |
1993 | Hertha BSC II (3) | Bayer Leverkusen | 0:1 |
1994 | Rot-Weiss Essen (2) | Werder Bremen | 1:3 |
1995 | VfL Wolfsburg (2) | Bor. Mönchengladbach | 0:3 |
1996 | 1.FC Kaiserslautern (2)* | Karlsruher SC | |
1997 | FC Energie Cottbus (2) | VfB Stuttgart | 0:2 |
2001 | 1. FC Union Berlin (3) | FC Schalke 04 | 0:2 |
2004 | Alemannia Aachen (2) | Werder Bremen | 2:3 |
2011 | MSV Duisburg (2) | FC Schalke 04 | 0:5 |
Außergewöhnlich waren die beiden mit einem Sternchen gekennzeichneten Spiele. Zum einen der Sieg der Offenbacher Kickers im Jahr 1970: Die Hessen spielten sich als Zweitligist ins Finale, das aber wegen Terminschwierigkeiten im Zusammenhang mit der WM erst nach dem Turnier ausgetragen wurde. Als die Kickers mit 2:1 gegen den 1. FC Köln gewannen, waren sie als Aufsteiger Bundesligist.
1996 stieg dann der 1. FC Kaiserslautern aus der Bundesliga ab, jeder Fußball-Fan erinnert sich noch an den weinenden Andy Brehme im Arm des damaligen Leverkuseners Rudi Völler, der mit Bayer den Lauterer Abstieg besiegelt hatte. Eine Woche nach dem Sturz in die Zweitklassigkeit gewann Lautern dann aber den DFB-Pokal - mit einem 1:0-Erfolg im Finale von Berlin über den damaligen Erstligisten Karlsruher SC. Ein Absteiger als Pokalsieger - das ist bis heute einmalig.
Saarbrücken bereits als Viertligist im Halbfinale
Der 1. FC Saarbrücken ist der bemerkenswerteste Außenseiter in den vergangenen Jahren im DFB-Pokal. Schon in der Saison 2019/20 erreichte er das Halbfinale, damals sogar als Regionalligist. Es war das bislang einzige Mal, dass ein Viertligist ins Halbfinale einzog.
Die Fans des 1. FC Saarbrücken wurden vor vier Jahren um das Stadionerlebnis gebracht, denn wegen der Coronapandemie durften keine Zuschauer Zeuge des Spiel sein, das Leverkusen mit 3:0 gewann.
Jahr | Verein (Liga) | Gegner (Liga) | Ergebnis |
---|---|---|---|
1990 | Offenbacher Kickers (3) | 1. FC Kaiserslautern (1) | 0:1 |
1993 | Hertha BSC II (3) | Chemnitzer FC (2) | 2:1 |
1997 | FC Energie Cottbus (3) | Karlsruher SC (1) | 3:0 |
1998 | Eintracht Trier (3) | MSV Duisburg (1) | 10:11 n.E. |
2001 | 1. FC Union Berlin (3) | Bor. Mönchengladbach (2) | 6:4 n.E. |
2006 | FC St. Pauli (3) | FC Bayern München (1) | 0:3 |
2015 | Arminia Bielefeld (3) | VfL Wolfsburg (1) | 0:4 |
2020 | 1. FC Saarbrücken (4) | Bayer Leverkusen (1) | 0:3 |
2024 | 1. FC Saarbrücken (3) | 1. FC Kaiserslautern (2) | ? |
Für den Europapokal braucht es auch den DFB-Pokal
Für unterklassige Vereine gab es nach einem verlorenen Finale früher den enormen Trost, für den Europapokal qualifiziert zu sein, falls der Gewinner das über die Liga schaffte. So ist es aber seit geraumer Zeit nicht mehr. Ist der DFB-Pokalsieger schon über die Bundesliga für die Champions League oder die Europa League qualifiziert, geht der Startplatz für die Ligaphase der Europa League an die Bundesliga, wo er dann gemäß der Abschlusstabelle verteilt wird.