Milans Rafael Leao
analyse

Halbfinal-Rückspiel der Champions League Milans letzte Hoffnung heißt Leão

Stand: 16.05.2023 07:21 Uhr

Um Stadtrivale Inter noch auszuschalten, braucht der AC Milan im Halbfinal-Rückspiel der Champions League ein kleines Wunder. Vollbringen soll das am Dienstagabend (16.05.2023, 21 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) Starstürmer Rafael Leão.

Dass der AC das 0:2 aus dem Hinspiel nun auch noch offiziell auswärts drehen muss, ist dabei noch der geringste Nachteil. Auswärts und zu Hause ist in diesem Derby relativ, die beiden Großvereine aus der lombardischen Metropole teilen sich das "San Siro", in dem also auch die zweite Partie angepfiffen wird.

Um doch noch am 10. Juni in Istanbul dabei zu sein, muss sich die Mannschaft von Stefano Pioli in jedem Fall ganz anders präsentieren als zuletzt am 10. Mai. Dass sie das allein schon personell tun wird, hat Pioli am Montag bei der Pressekonferenz bekanntgegeben, und es fiel der Satz, auf den die Milan-Fans sehnlichst gehofft hatten: "Rafael geht es besser. Wenn alles läuft wie geplant, dann müssten sie alle dabei sein."

Startelf-Garantie von Pioli

Sie alle, das sind neben dem portugiesischen Topstürmer auch noch die zuletzt ebenfalls angeschlagenen Rade Krunic und Junior Messias. Ihre Rückkehr in die Mannschaft hat aber gegenüber dem Comeback von Leão eine eher untergeordnete Bedeutung. Und Pioli betont auch gleich noch, dass es bei der geplanten Rückkehr nach einer Adduktorenverletzung nicht um eine mögliche Jokerrolle geht: "Wenn er fit ist, dann spielt er auch von Beginn an."

Das darf und soll Inter durchaus als Drohung betrachten. Im Hinspiel wirkte die Offensive teilweise regelrecht ratlos, was weniger an den Abschlussqualitäten des 23-Jährigen gelegen haben düfte als an seinem Einfluss auf die gesamte Statik der Elf: In seinen zehn Einsätzen in der Champions League in dieser Saison hat der Flügelflitzer erst ein Tor erzielt, aber schon fünf vorbereitet. In der Vorrunde leistete er zwei Assists für Alexis Saelemakers und einen für Oliver Giroud. Im Viertelfinale gegen die SSC Neapel war er der Vorbereiter des Hinspiel-1:0 durch Ismael Bennacer und legte beim 1:1 im Rückspiel auch wieder den Treffer von Giroud auf.

Vertragsverlängerung soll bald verkündet werden

Insgesamt hält sich die Scorer-Quote des Linksaußen in der aktuellen Spielzeit die Waage, in 44 Pflichtspielen hat Leão 13 Tore erzielt und 13 vorbereitet. Insgesamt liegt er in 159 Partien für Milan bei 74 Torbeteiligungen, und längst sind praktisch alle Topklubs aus ganz Europa auf ihn aufmerksam geworden, denn sein Vertrag läuft 2024 aus. Nach Medienberichten sollen sich zuletzt Real Madrid, Paris St. Germain, der FC Liverpool, der FC Bayern, Manchester City, der FC Chelsea und Manchester United mit seiner Verpflichtung befasst haben.

Der international viel beachtete Transferexperte Fabrizio Romano schrieb allerdings nach dem Halbfinal-Hinspiel, dass sich Leão für einen Verbleib beim AC entschieden habe, schon bald solle die Vertragsverlängerung um weitere vier Jahre bekanntgegeben werden. 2019 war der Portugiese vom OSC Lille zu Milan gekommen, damals betrug seine Ablösesumme auch schon 15 Millionen Euro, längst wird er aber für das fünf- bis sechsfache gehandelt.

Abrechnung und Anfeuerung durch die Ultras

Dass Pioli gegen Inter wieder auf den Mann aus Almada an der Tejo-Mündung bei Lissabon setzen kann, hat dann auch gleich die Stimmung bei den Anhängern der "Rossoneri" spürbar verbessert. Nachdem sich die Mannschaft nach Schlusspfiff des Hinspiels noch eine demütigend wirkende minutenlange Standpauke der Ultras abgeholt hatte, gab es am Sonntag Besuch von mehreren Hundert Fans am Trainingsgelände.

Diesmal hörten die Profis lautstarke Anfeuerungen, in die sie sogar selbst klatschend und singend einstimmten. Der Support war insofern überraschend, als Milan als Tabellenfünfter am Vorabend auch in der Serie A 0:2 untergegangen war. Wie gegen Inter war der Mannschaft, diesmal gegen den Abstiegskandidaten La Spezia, in der Offensive einfach nichts eingefallen - auch da hatte aber Rafael Leão gefehlt.