Champions-League-Finale in Istanbul Das große Spiel im dritten Versuch
Istanbul soll im dritten Anlauf 2023 das Endspiel der Champions League veranstalten. Die massiven Zerstörungen und das große Leid nach dem Erdbeben stehen nun aber im Vordergrund.
Als Bayern München am Dienstag im Achtelfinale der Champions League bei Paris Saint-Germain spielte, rollte wie so oft im modernen Fußball-Marketing ein neuer Ball über den Rasen. "Istanbul 2023" war als Schriftzug auf dem Ball zu lesen - ein Vorbote auf das Endspiel, das in der türkischen Metropole stattfinden soll.
Doch in der Türkei selbst sind das Spiel der Bayern, das Finale der Champions League und auch kein anderes Spiel Thema. Das Erdbeben in der Grenzregion zu Syrien hat auch den Fußball zum Erliegen gebracht.
Erdbebenkatastrophe in der Türkei
Fußball soll bis 3. März ruhen
Auf der Internetseite des türkischen Verbands werden zwischen zahlreichen Meldungen über getötete Spieler, Spielerinnen, Offizielle und Unparteiische Vorstandsbeschlüsse gemeldet.
Neun Klubs aus den ersten vier Ligen des Landes ziehen sich für den Rest der Saison demnach zurück. Sie befinden sich in den Provinzen, in denen der Notstand gilt. Ihre restlichen Spiele werden als verloren gewertet, absteigen müssen sie aber nicht. Bis zum 3. März werden keine Spiele mehr ausgetragen, sagte Mehmet Büyükekşi, Präsident des türkischen Verbands.
Manche Stadien werden nun für Zeltstädte genutzt, um Menschen unterzubringen. Mehrere Erstligisten kündigten Spenden an.
Das Stadion in Kahramanmaras wird zur Zeltstadt
"Das Spiel sollte eine große Freude sein"
35.000 Tote wurden bislang offiziell bestätigt. "Manchen schätzen, dass es am Ende 150.000 sein könnten", sagt Hüseyin Özkök, der in der Türkei für mehrere Medien über Fußball berichtet, im Gespräch mit der Sportschau. Er lebt in Akyaka im Südwesten der Türkei.
Das Finale der Champions League - geplant für Samstag, den 10. Juni 2023 - ist nach jetzigem Stand nicht in Gefahr. "Das Spiel sollte eine große Freude sein", sagt Özkök: "Aber im Moment habe ich überhaupt keine Lust, über so ein Spiel nachzudenken. Viele Verwandte, Freunde und Kollegen von uns allen sind tot." Dabei wäre das Endspiel für den türkischen Fußball eigentlich das gute Ende einer langen Reise gewesen.
Der Sportjournalist Hüseyin Özkök
Istanbul musste bereits von 2020 auf 2021 und auf 2023 ausweichen
Denn der Ball mit dem Schriftzug "Istanbul 2023" ist der dritte, den die UEFA seit 2020 für das Spiel in der Türkei entwerfen ließ. Istanbul sollte schon 2020 das Finale der Champions League ausrichten. Die Coronavirus-Pandemie zwang die UEFA jedoch zu Planänderungen, es folgte ein Finalturnier in Portugal - Istanbul bekam das Finale 2021 zugesprochen.
2021 war die Pandemie aber immer noch ein bestimmendes Thema, wieder verlegte die UEFA das Finale nach Portugal, diesmal nach Porto. Istanbul hatte erneut das Nachsehen und musste in das Jahr 2023 ausweichen.
Drei Bälle, ein Finale - Istanbul soll im dritten Versuch das Endspiel der Champions League austragen.
Jahr | Planung 2019 | Planung 2020 | Planung 2021 | Planung 2022 |
---|---|---|---|---|
2020 | Istanbul | Lissabon | - | - |
2021 | St. Petersburg | Istanbul | Porto | - |
2022 | München | St. Petersburg | St. Petersburg | Paris |
2023 | Wembley | München | Istanbul | Istanbul |
2024 | - | Wembley | Wembley | Wembley |
2025 | - | - | München | München |
Erstes großes Spiel seit 2009
Die Türkei, von der UEFA bei mehreren EM-Bewerbungen wie beispielsweise 2024 nicht berücksichtigt, wird damit nach langer Zeit wieder ein großes Spiel ausrichten. 2009 verlor Werder Bremen gegen Schachtjor Donezk im Finale der Europa League mit 1:2 nach Verlängerung im Stadion von Fenerbahce - da hieß der Wettbewerb noch UEFA-Cup.
2005 fand im Atatürk Olympiastadion eines der größten Endspiele der Champions League statt, als der FC Liverpool gegen den AC Mailand aus einem 0:3-Rückstand noch ein 3:3 machte und im Elfmeterschießen gewann. 2019 gab es zumindest noch den Supercup der UEFA zwischen Liverpool und Chelsea im Stadion von Besiktas.
Liverpool feierte den Champions-League-Titel im Jahr 2005 in Istanbul.
UEFA: Spiel soll wie geplant in Istanbul stattfinden
Könnte das Spiel nun erneut in Frage stehen, wenn die Türkei ihre organisatorischen und finanziellen Kapazitäten nach dem Erdbeben woanders im Land besser gebrauchen kann? "Das Endspiel der UEFA Champions League 2023 soll wie geplant in Istanbul stattfinden", teilte die UEFA auf Anfrage mit. Nach Informationen der Sportschau ist kommende Woche ein Besuch des europäischen Verbands in Istanbul zur Planung des Spiels vorgesehen.
Die UEFA kündigte an, zunächst 200.000 Euro zur Unterstützung der Opfer zu spenden. Ob das Finale in Istanbul für Spendenaktionen genutzt wird, "werde geprüft".