80 Teams dabei? Super League präsentiert erste Details zum Format
Die potenziellen Organisatoren der Super League haben einige Grundsätze für ein mögliches Format präsentiert. Es soll mehrere Spielklassen mit 60 bis 80 Teams geben - doch die Umsetzung bleibt weiter ungewiss.
Die Sportmarketingagentur A22, die die Super League für die drei verbliebenen Klubs Real Madrid, FC Barcelona und Juventus Turin vorantreibt, stellte am Donnerstag (09.02.2023) Details vor. "Eine europäische Fußballliga sollte ein offener Wettbewerb mit 60 bis 80 Mannschaften in mehreren Spielklassen sein", heißt es in einer Mitteillung von A22, deren Inhalte von A22-Chef Bernd Reichart zunächst in der "Welt" veröffentlicht wurden.
Wie angekündigt will man also keinen geschlossenen Wettbewerb veranstalten, es soll "keine dauerhaften Mitglieder" geben. Jeder Klub soll in den möglichen Super-League-Klassen "14 garantierte Spiele" haben - in der Reform der UEFA Champions League ab 2024 sind mindestens acht pro Klub vor der K.o.-Runde vorgesehen. A22 teilte mit, dass man mit "rund 50 europäischen Fußballvereinen und weiteren Interessenvertretern aus dem Fußball gesprochen habe". Wer die Gesprächspartner waren, wurde nicht offengelegt.
Versprechen: Mehr Einnahmen, strikte Kontrolle der Finanzen
Eine Qualifikation über nationale Ligen wie die Bundesliga soll demzufolge möglich sein - ob sie wie heute in der Champions League, Europa League und Europa Conference League die alleinige Fahrkahrte in den europäischen Wettbewerb bleiben soll, blieb offen, wie auch weitere Fragen: Wie viele Spielklassen soll es geben? Aus welchen Ländern sollen wie viele Teams kommen? Und wer finanziert die Liga?
Das generierte Geld soll A22 zufolge "über die gesamte Pyramide" des Fußballs verteilt werden, um dadurch nationale Meisterschaften wieder spannender zu machen. Die Klubs sollen einer starken finanziellen Kontrolle unterliegen, die entsprechenden Regeln "hart durchgesetzt" werden. Die Klubs sollen die Liga und die Finanzkontrolle selbst organisieren. Aktuell überwacht die UEFA die Klubs, worin A22 einen Interessenkonflikt sieht. Wie die Super League bei einer Gründung und Durchführung einen solchen Interessenkonflikt für sich auflösen will, bleibt allerdings bislang unbeantwortet.
Klubvereinigung ECA: A22 lebt in "alternativer Realität"
Die Klubvereinigung ECA, die mit der UEFA beispielsweise die Gestaltung der Champions League verhandelt, sprach von einer "alternativen Realität", die A22 präsentiere.
"In der realen Welt wurde diese aufgewärmte Idee jedoch bereits 2019 von allen Interessengruppen diskutiert und umfassend abgelehnt", hieß es in einer Mitteilung. Die Organisation bekräftigte ihre Ablehnung der Super League. Auch der europäische Ligenverband, in dem auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) organisiert ist, sprach sich erneut gegen eine Super League aus.
Nach Antrag des Generalanwalts: Wie entscheidet der Europäische Gerichtshof?
Ob die Super League aber jemals zu einer Umsetzung kommt, hängt vor allem an einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs.
Dort gab es Mitte Dezember einen Rückschlag für die Super League. Der Generalanwalt am EuGH hatte die Regeln der UEFA und FIFA als mit dem EU-Recht vereinbar bezeichnet. Diese Einschätzung ist für das Gericht nicht bindend, üblicherweise folgt das Gericht der Einschätzung des Generalanwalts aber weitgehend.
In diesem Fall wäre die Super League von einer Zulassung durch die UEFA abhängig - ansonsten müssten die Klubs ihren Wettbewerb komplett außerhalb des bestehenden Fußballsystems durchführen, könnten also auch nicht an nationalen Ligen teilnehmen. Ein Urteil soll Anfang 2023 fallen.
Englische Klubs vorerst nicht dabei
Selbst ein Urteil im Sinne der Super League hätte einen Haken: Für englische Klubs wäre der Richterspruch durch den EU-Austritt Großbritanniens nicht anwendbar. Die Premier League könnte ihren Klubs weiter Strafen bei einer Teilnahme an der Super League androhen, derzeit steht darauf ein Punktabzug von 35 Punkten in den Regeln der Premier League festgeschrieben.
Das weiß auch A22-Chef Bernd Reichart. "Es ist unser Ziel, auf Grundlage dieses Urteils ein neues, nachhaltiges Modell für europäische Vereinswettbewerbe zu entwickeln, die zumindest den Klubs aller 27 EU-Mitgliedstaaten offen stehen", sagte er der Mitteilung zufolge.
Super League startete 2022 einen neuen Versuch
Der im Oktober gestartete neue Anlauf der Super League findet unter der Federführung von A22 statt. Dahinter stehen weiter Real Madrid, der FC Barcelona und Juventus Turin.
Die Argumente:
- Das aktuelle System unter der UEFA sei nicht zeitgemäß, jüngere Fans hätten weniger Interesse als früher.
- Die englische Premier League entwickele sich zur wahren Super League.
- Die Reform der Champions League blase den Wettbewerb nur auf, statt ihn zu verbessern.
- Die Finanzen im Fußball seien außer Kontrolle und schlecht überwacht, was zu einer Ungleichheit im Wettbewerb für reiche Klubs führe.
Immer wieder wird von A22 angeführt, dass sich die UEFA in einem Interessenkonflikt befinde, da sie den Wettbewerb organisiert und gleichzeitig vermarktet.
Bei den Klubfinanzen zeigten sich zuletzt allerdings gerade bei den Treibern der Super League Mängel: Barcelona häufte Schulden in Milliardenhöhe an, Juventus Turin wurde mit einem Punktabzug wegen Bilanzfälschungen belegt. UEFA, Ligen, Verbände und Fanbündnisse kritisieren die Super League vor allem dafür, dass sie nur den Finanzen einer Elite von Klubs dienen solle.
Teilerfolg für die Super League in der spanischen Justiz
Die Super League hatte zuletzt einen juristischen Teilerfolg errungen. Das Landgericht Madrid untersagte FIFA und UEFA, jene Vereine oder Personen zu bestrafen, die an der Gründung der Super League arbeiteten.
Sämtliche Strafen und Verfahren gegen die zunächst zwölf und heute offiziell noch drei abtrünnigen Klubs hatte die UEFA im Laufe eines Verfahrens bereits für nichtig erklärt. Bedeutender wird ohnehin eine Entscheidung vor dem Europäischen Gerichtshof.
Im 18. April 2021 hatten zwölf Topklubs, darunter sechs Klubs aus England sowie je drei aus Spanien und Italien, die Super League ausgerufen. 48 Stunden später zerfiel das Projekt, mit Ausnahme von Real Madrid, dem FC Barcelona und Juventus Turin erklärten alle Klubs öffentlich ihren Ausstieg.